Messestadt Riem:Supersamstag

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Allein am 16. April werden zur Bauma, der größten Baumaschinenmesse der Welt, 110 000 Besucher erwartet. Frank Pastior soll für den reibungslosen Ablauf sorgen. Da könnte ihm noch der FC Bayern dazwischengrätschen

Von Renate Winkler-Schlang, Messestadt Riem

Sie ist die Messe der Superlative: die Bauma. Alle drei Jahre versammeln sich alle, die Baumaschinen, Baustoffe, Baufahrzeuge, Baugeräte und alles für den Bergbau herstellen oder brauchen, auf dieser weltweit größten Schau. Jetzt ist wieder so ein Bauma-Jahr: 3421 Aussteller aus 57 Ländern richten ihre Kräne und Stände auf, 25 000 Mitarbeiter und Servicekräfte werden jeden Tag da sein. Mehr als 500 000 Besucher aus 200 Ländern werden über die gesamte Zeit von Montag, 11., bis Sonntag, 17. April, erwartet, rund 110 000 davon kommen am Samstag, 16. April. Für den Münchner Osten bedeutet die Bauma vor allem eines: Verkehr. Für Frank Pastior, Abteilungsleiter für Verkehr und Sicherheit bei der Messe, bringt die Messe eine Riesen-Herausforderung - "aber beileibe keine schlaflosen Nächte".

Pastior hat alle Baumas auf dem Riemer Gelände mitgemacht, diese ist seine siebte. Von Mal zu Mal ist seine Erfahrung gewachsen - aber auch der Druck. Der Messekalender werde immer voller, die anderen Events reichten zeitlich immer näher an die Bauma heran, sodass Auf- und Abbau immer schneller und effektiver bewältigt werden müssten. Und in der Messestadt wird immer mehr gebaut, sodass Pastior und sein achtköpfiges Team auf der Suche nach neuen Parkflächen immer weitere Kreise ziehen müssen. So war ihm beispielsweise die Fläche neben dem Bauzentrum zugesagt, doch nun wird sie für eine Flüchtlingsunterkunft gebraucht. Neben dem Tower haben keine Busse mehr Platz, dort entsteht die Brainlab-Zentrale. Nur gut aus seiner Sicht, dass der Bau fürs Messestadt-Gymnasium noch nicht begonnen hat: "Jede Fläche ist Gold wert", sagt er.

Gebraucht werden an diesem Super-Samstag 26 000 Stellplätze, wobei sich in dieser Summe auch die Stellflächen für 1000 Busse verbergen: Pastior rechnet pro Bus mit vier Pkw-Plätzen. Die Reisebusse dürfen so nah ran wie möglich. Dieses Privileg genießen sie, weil jeder Bus zig Autos spart, aber auch, weil es logistisch kaum zu schaffen wäre, diese Gäste in Shuttlebusse umsteigen zu lassen. Da helfen die nun von den alten Flughafen-Baracken befreiten und frisch planierten Flächen am Schwankhardtweg. Die Wohnmobilisten, meist rund 250 pro Nacht, werden in diesem Jahr ins Olympia-Reitstadion dirigiert - die nötige Infrastruktur steht bereit. Neu im Programm hat Pastior ferner eine Kooperation mit dem Umschlagbahnhof jenseits der Autobahn: 400 bis 500 Autos dürfen am 16. April dort stehen, für diese Besucher gibt es eine kleine Fußgängerbrücke über die Autobahn.

26 000 Pkw-Stellplätze werden am Samstag für Bauma-Besucher gebraucht. (Foto: Florian Peljak)

Wie auch bei der Bauma 2013 stehen Flächen in Aschheim und Feldkirchen zur Verfügung, wo Shuttles warten werden. Schon beim Ticketkauf, aber auch am Anreisetag werden die Fahrer informiert, über Schilder auf der A 99 und im Verkehrsfunk. Wacklig war lange Zeit, ob die Parkflächen an der Allianz-Arena zur Verfügung stehen. Ob am Bauma-Supersamstag auch noch Bayern gegen Schalke spielt oder ob dieses Bundesligaspiel auf Freitag oder Sonntag gelegt werden kann, hängt davon ab, ob sich Bayern in der Champions League an diesem Mittwoch gegen Turin durchsetzt: Kommt der FCB ins Viertelfinale, lässt der Spielplan-Rhythmus für das Schalke-Spiel nur den Samstag zu. Pastior ist Bayern-Fan, auch deshalb hat er vorgesorgt: Die Arena-Plätze werden im MOC ersetzt, auch wenn das schwieriger zu erreichen ist.

Kommen Bauma und Fußballspiel zusammen - der Riesenflohmarkt auf dem Frühlingsfest ist ebenfalls an diesem Tag -, wird auch die Münchner Verkehrsgesellschaft zusätzlich ächzen, denn sie bietet schon für die Bauma, was sie kann: die U 2 in den Spitzenzeiten im Drei- und ein-Drittel-Minuten-Takt, Shuttles vom S-Bahnhof Riem und nun erstmals auch vom Bahnhof Trudering - denn wer dort umsteigt, hat kaum Chancen, sich in die bereits proppenvolle U-Bahn zu quetschen, der Bahnsteig ist meist überfüllt. Diese Neuerung geht auf eine Anregung aus dem Bezirksausschuss zurück.

Zu den Vorbereitungen für die Bauma gehört für Pastior aber auch die Woche nach der Messe, denn 2013 brach ausgerechnet am ersten Abbautag das Chaos aus mit Lastwagen-Stau schon auf dem Autobahnring. Jetzt wird es zwei Anlaufstellen geben für die Spediteure, die eine für Firmen auf der Freifläche, die andere für Firmen in den Hallen. Diese beiden Ströme kommen auf unterschiedlichen Routen in die Messestadt. Weiter von der Sammelstelle aufs Gelände darf dann nur, wer per Funk signalisiert bekommt, dass seine interne Route frei ist und wer Entladungsgerät bestellt hat.

Seit 2013 kann Frank Pastior, der Abteilungsleiter für Verkehr und Sicherheit bei der Messe, auch Flächen in Aschheim und Feldkirchen einplanen. (Foto: Schellnegger)

Einen Fokus hat die Messe wie immer auf ihre Nachbarn, die Messestädter, Riemer, Kirchtruderinger: Die Briefe, die sie informieren, zum Beispiel über die Sperrung der Paul-Henri-Spaak-Straße vom 29. März bis 22. April, enthalten als kleines Dankeschön für die nötige Geduld je zwei Bauma-Freikarten. Diese Besucher kommen wenigstens zu Fuß oder mit dem Rad. Polizei und Kreisverwaltungsreferat werden es auch wieder dulden, dass die Messe an den Messestadt-Straßen Mitarbeiter postiert, die Auswärtige abhalten sollen. Auf das Lufthansa-Angebot von Shuttle-Hubschraubern für Fluggäste hat die Messe wegen des Lärmschutzes für die Anlieger verzichtet, berichtet Pastior.

Der Experte mit den vielen Plänen und Luftbildern an der Wand seines Büros ist aber nicht nur für den Verkehr zu und auf den kleinen Straßen des Ausstellungsgeländes zuständig, sondern auch für die Sicherheit: Seit jeher gab es eine messeeigene Sanitätsstation und einen Landeplatz für Rettungshubschrauber. Doch vor allem Publikum aus Übersee achte nach Paris auf Sicherheit vor möglichen Anschlägen in Europa, weiß Pastior. Das Thema wurde hoch aufgehängt: Messe-Chef Klaus Dittrich und Polizeipräsident Hubertus Andrä haben das Konzept fürs Notfallmanagement und eine Evakuierungsszenerie koordiniert - die Details sind Verschlusssache. Polizei, Feuerwehr und Rettungsleitstellen sind eingebunden.

An den Messetagen ist Pastior dann fast ununterbrochen in der Verkehrsleitzentrale zu finden, um auf jeden Unfall, jeden Stau, den die zahlreichen Kameras auf allen Zufahrtsstraßen aufzeichnen, gemeinsam mit der Polizei flexibel reagieren zu können, etwa mit Umleitungen, mit der Öffnung der Standspur.

Und am letzten Tag, wenn die meisten Anzugträger, die die Geschäfte machen, und die Techniker, die die Innovationen testen, auf der Heimreise sind und vor allem die interessierten Münchner und die Hobbyfotografen auf dem Gelände flanieren - dann geht auch Pastior entspannt und mit Genuss zusammen mit seiner Frau und den drei Kindern über die Bauma: Schließlich musste die Familie vorher einige Wochen lang oft auf ihn verzichten.

© SZ vom 15.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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