Messestadt Riem:Hoch hinaus

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Im Schatten des ehemaligen Flughafen-Towers wird das Richtfest für die neue Firmenzentrale der Brainlab AG gefeiert. Auch den markanten Turm will das Unternehmen nach 24 Jahren wieder beleben

Von Alfred Dürr, Messestadt Riem

Kaum ein Jahr ist es erst her, da gähnte zwischen dem denkmalgeschützten, 35 Meter hohen Tower des ehemaligen Flughafens Riem und der Messe-Parkgarage noch eine tiefe Grube. Jetzt steht der Bürokomplex am Eingang zum Ausstellungsgelände im Rohbau. Geplant ist, dass im Dezember die neue Zentrale des Medizintechnologie-Unternehmens Brainlab AG mit Platz für rund 1000 Beschäftigte bezugsfertig ist. Aufwendig renoviert wird unterdessen der historische Turm, der ein wesentlicher Bestandteil des Hauptquartiers sein wird. Er soll gewissermaßen das Aushängeschild für den künftigen Verwaltungscampus mit dem Namen "The Brainlab Tower" sein.

Dieses Bauvorhaben zählt derzeit zu den interessantesten Projekten in der Stadt. Während von 1992 an - nach dem Umzug des Flughafens ins Erdinger Moos - die Gebäude auf dem frei gewordenen Areal nur so aus dem Boden schossen, lag das städtische Grundstück an der Einfahrt zur Messestadt jahrzehntelang brach; es war ein regelrechter Ladenhüter. Der Kontrollturm mit der Glaskanzel auf dem obersten Stockwerk und dem rostbrauen Anstrich der Fassaden ist zwar ein wichtiges Erinnerungsstück an den alten Flughafen, aber er wurde auch zum Problem. Schließlich steht der Tower prominent inmitten des Grundstücks - und keiner der potenziellen Investoren schien etwas mit dem Denkmal anfangen zu können. Bei der Stadt überlegte man ernsthaft, ob es nicht das Beste wäre, dieses dominante Bauwerk an den Rand des Areals zu verschieben.

Doch dann kam "der Prinz, der das Gelände aus dem langen Dornröschenschlaf erlöste", wie es Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) einmal ausdrückte. Gemeint ist der Chef der Brainlab AG, Stefan Vilsmeier. Die Firmenzentrale in Feldkirchen platzte aufgrund der erfolgreichen Unternehmensentwicklung aus allen Nähten. In der neuen Zentrale sieht Vilsmeier die "optimalen Voraussetzungen, um unser kontinuierliches Wachstum der letzten Jahre weiter fortzusetzen", wie er jetzt beim Richtfest sagte.

2013 hatte der Münchner Projektentwickler Wöhr und Bauer das Grundstück von der Stadt erworben; im März 2014 wurde der Mietvertrag zwischen Wöhr und Bauer und der Brainlab AG unterzeichnet. Das Unternehmen sicherte sich bereits vor Baubeginn 90 Prozent der Flächen und hat zudem die Option, innerhalb von zehn Jahren den gesamten Komplex zu beziehen. Neben der Brainlab AG kommt vorerst auch die Messe München als Mieter. Bereits kurz nach Baustart hatte das Fondsunternehmen Wealth Cap, eine Tochter der UniCredit-Bank, das Projekt gekauft und wird es nach Fertigstellung übernehmen. Für die Gestaltung ist das Aachener Büro Kadawittfeldarchitektur mit pmp Architekten zuständig.

Kein Wunder, dass die Stimmung beim Richtfest mit gefühlt 1000 Gästen prächtig war. Münchens Zweiter Bürgermeister Josef Schmid (CSU) lobte die "absolute Rekordzeit" bei Planung und Bau der neuen Zentrale. Dass man ein Unternehmen, das mit seiner Medizintechnik zu den Weltmarktführern gehört, innerhalb der Stadtgrenzen begrüßen kann, ist für ihn ebenfalls Grund zur Freude. Der Tower Riem sei für alle Beteiligte eine "Erfolgsgeschichte", sagte Wolfgang Roeck, der Geschäftsführer von Wöhr und Bauer. Es ist auch seinem Verhandlungsgeschick zu verdanken, dass er Brainlab für das Areal interessieren konnte und den Zuschlag für das städtische Grundstück erhielt.

Stefan Vilsmeier hat ein Faible für die neue Zentrale, speziell für den Turm: "Das begeistert mich - und ich bin nicht leicht zufrieden zu stellen." Also will er viel Geld und Leidenschaft in den Tower investieren. Hier will sich das Unternehmen zum Beispiel mit komplett eingerichteten Operationssälen präsentieren. Es gibt zudem Räume, in denen Mitarbeiter in luftiger Höhe Yoga praktizieren können. Die Flächen sollen so konzipiert sein, dass man sie bei Bedarf schnell in Lounge- und Partyzonen umwandeln kann.

© SZ vom 12.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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