Messestadt Riem:Großer Auftritt

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Kinder aus der Messestadt haben fast ein Jahr lang mit Profis ein Musical einstudiert, das sie am Wochenende aufführen. "Plötzlich Riesentalent" ist ein Stück übers Verschieden-Sein und Freunde-Werden

Von Renate Winkler-Schlang, Messestadt Riem

"Ich bin ein Riesentalent, und wenn mich auch keiner kennt, man wird noch vieles von mir hören!" Eltern der kleinen Sänger des Kindermusicals "Plötzlich Riesentalent" bekommen diesen eingängigen Liedtext sicherlich gar nicht mehr aus dem Ohr, denn bald ist Premiere in der Kulturetage der Messestadt, und da muss das junge Talent natürlich auch daheim üben. Der Song ist ein richtig schöner Ohrwurm. "Ich bin ein Riesentalent, und wer mich hört, dem wird klar: Das wird bestimmt ein Superstar."

Es macht dem selbstbewussten Musikdirektor, dem kuscheligen Bären, den Eulen, den quirligen Reportern und Tänzern und dem kleinen piepsenden Vogelküken gar nichts aus, das Lied, die Schrittfolgen und Armbewegungen wieder und wieder zu proben. Im Gegenteil, die künftigen Stars freuen sich auf ihren großen Auftritt. Das wird jetzt so richtig deutlich, als Papierkünstlerin Kathrin Hering sie nach und nach mit zauberhaften Kostümen aus hochwertigem, genähtem Papier versorgt. Da stolzieren sie herum im Probenraum, dem Saal der evangelischen Sophienkirche, die kleinen Hasen und das graue Rattentier mit dem langen Schnabel. Regisseurin Julia Riegel holt zur Pause einen Teller mit leckerem Obst. Dann wieder: "Riesentalent... auch keiner kennt ..."

"Singen mit Kindern find' ich großartig", sagt Chorleiterin Anette Nödinger, die das Projekt dank des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung aufgelegten Programms "Kultur macht stark" in die Messestadt geholt hat und auch leitet. Die Fördergelder erlauben, dass Profis mit den Kindern arbeiten. Neben Nödinger, Riegel und Hering ist es die ebenfalls in der Messestadt lebende Kinderbuchautorin Bettina Brömme, die spontan das kleine Drehbuch mit dem großen Talent verfasst hat. Brömme kam dazu, weil das Projekt zahlreiche Partner hat: das Nachbarschaftswerk Wagnis, in dem Brömme aktiv ist, die Kulturetage, aber auch die Innere Mission, deren Betreuer dafür sorgen, dass die engagierten Mimen aus der Flüchtlingsunterkunft immer pünktlich sind, und der Hort der Lehrer-Wirth-Schule, aus dem ebenfalls Kids jede Woche rechtzeitig zu den Proben geschickt werden - seit fast einem Jahr schon. Carolin Koch übt die Choreografie mit ihnen ein.

Während dieser Zeit ist aus den Sechs- bis Zwölfjährigen ein eingeschworenes Team geworden, obwohl sie so verschieden sind, Hanna und Valeria, Vittorio und Justus, Emma und Esther, der kleine Jonas, Marlene, Tamara, Yara, Emanuela, Isra, Malina, Viktoria, Tabarek und die andren. "Klein und groß, dunkel und hell, brav und nicht so brav", lacht Riegel. Nicht alle hatten Vorkenntnisse im Singen, doch es waren Naturtalente dabei. "Aber man muss mit seinen Ansprüchen auch gnädig sein", schränkt die Leiterin ein.

Ihr Arbeitstitel lautete "Du und ich, komm wir singen." Nödinger dachte an eine Lied-Collage, doch jetzt ist es ein Stück mit Inhalt, eines übers Verschieden-Sein und Freunde-Werden, über "Ka-karotten", Popstars und den Bären als Antihelden, der zum Lebensretter wird. Riegel sagt, Brömme als Autorin sei ein Glücksfall. Sie nehme die Kinder ernst. Mehr über den Inhalt wird natürlich nicht verraten.

Auch den Müttern gefällt, dass ihre Kinder gefordert und gefördert werden. Sarah Stadler, selbst Impro-Schauspielerin und Mutter der verantwortungsbewussten achtjährigen Julia, freut sich über das Angebot "hier in West". Sie meint den Westen der Messestadt. Ihre Tochter habe schon lange gebettelt: "Wann darf ich mal auf die Bühne?" Die Mutter wünscht sich eine Fortsetzung des Projekts. Gesine Dinsing, Mutter von Hanna, 10, findet es super, dass "etwas aus dem Stadtteil für den Stadtteil entsteht, und das mal nicht auf den Schultern von Ehrenamtlichen". Schließlich sei das hier Münchens kinderreichstes Viertel.

Riesentalent, kaum einer kennt...

"Ich mach mit, weil ich gern im Rampenlicht steh'", verrät Malina. "Nur noch ein paar Tage bis zur Premiere", freut sich der 13- jährige Vittorio.

"Plötzlich Riesentalent", das Musical von Kindern für Kinder, ist zu sehen in der Kulturetage, Erika-Cremer-Straße 8, am Samstag, 6. April, und Sonntag, 7. April, jeweils 16 Uhr. Der Eintritt ist frei.

© SZ vom 02.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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