Messestadt Riem:Auf kleiner Flamme

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Alles im Blick: Die Bewohner der Messestadt Riem suchen den Dialog (Foto: Claus Schunk)

Die Messestadt Riem bekommt keinen eigenen Quartiersmanager - trotz der Forderung des Bezirksausschusses nach einer koordinierenden Stelle. Stattdessen soll es eine Info- oder Einwohnerversammlung geben

Von Renate Winkler-Schlang, Messestadt Riem

Die Messestadt erhält keinen eigenen Quartiersmanager. Darauf haben sich offenbar die Stadtverwaltung und eine Arbeitsgruppe in der Messestadt geeinigt. Der Bezirksausschuss Trudering-Riem hatte eine solche koordinierende Stelle auf Antrag der Grünen bereits im Juni 2013 gefordert. Anlass war damals nicht zuletzt eine vom Sozialreferat angestoßene breite Diskussion über die Defizite in dem kinderreichen und international geprägten Viertel. Die Bewohner hatten dem in einer Diskussionsveranstaltung der Süddeutschen Zeitung weitreichende Forderungen in den Bereichen Soziales, Bildung, Betreuung und Kultur hinzugefügt.

Einerseits hatte die Debatte Früchte getragen, nicht zuletzt wurden den Messestädtern ein Gymnasium, eine Stadtteilbücherei und ein Bildungslokal in Aussicht gestellt. Andererseits hat das Sozialreferat bereits seit Monaten eine umfangreiche Vorlage zu Verbesserungen, Vernetzung und teilweise auch Stellenmehrungen in einigen Förderprogrammen und sozialen Einrichtungen in der Pipeline - die bereits zwei Mal im Stadtrat vertagt wurde. Als Grund wurde stets "weiterer Abstimmungsbedarf mit anderen Referaten" angeführt. Und auch das Planungsreferat ließ sich sehr viel Zeit in der Beantwortung der Frage nach dem Quartiersmanager. Etwa ein Jahr nach Antragstellung traf sich erst einmal eine Arbeitsgruppe unter Federführung der MRG (Maßnahmeträger Messestadt Riem), um den Bedarf für Quartiersmanagement zu eruieren. Wie der Bezirksausschuss nun erst erfuhr, wurde dabei offenbar festgestellt, dass kein solcher Bedarf bestehe. Zum einen habe in der Anfangs- und Aufbauphase des Viertels das Modellprojekt "Messestadt Riem Dialog" drei Jahre für Bürgerbeteiligung gesorgt. Das daraus hervorgegangene Bürgerforum Messestadt setze diese Arbeit als Verein ehrenamtlich fort. Zum anderen trügen die bestehenden sozialen Einrichtungen alle gemeinsam zum erfolgreichen Quartiersmanagement bei, so das zweite Argument gegen den Antrag.

Offenbar sei aber diese Leistung nicht allgemein bekannt, gesehen wurde in der Arbeitsgruppe ein Informationsmangel. Nötig sei daher wieder einmal eine Info- oder Einwohnerversammlung, einberufen entweder vom Bezirksausschuss oder auch aber von der MRG. Otto Steinberger (CSU), der Vorsitzende des Bezirksausschusses, hatte dieser Arbeitsgruppe angehört und diese Argumentation daher wohl auch mitgetragen, obwohl er laut Protokoll dort zuvor einige Aufgabenbereiche für einen Quartiersmanager skizziert hatte.

Der von Magdalena Miehle (CSU) geleitete Unterausschuss Infrastruktur und Stadtteilentwicklung stimmte der Idee einer Infoveranstaltung zu; nicht der Bezirksausschuss, sondern die MRG solle diese einberufen, sich eine Themenliste dafür beim Bürgerforum besorgen. Der Unterausschuss fand jedoch das Argument, die sozialen Einrichtungen würden das Quartier gemeinsam schon managen, etwas dürftig. Solle es schon keinen eigenen Quartiersmanager geben, dann brauche es wenigstens eine Stelle im Sozialreferat, die offiziell die Koordinationsfunktion in der Messestadt zu übernehmen habe und als Ansprechpartner fungieren könne. Miehle erklärte, vieles vom einst Geforderten habe sich leider "verflüchtigt", eben "weil es keiner koordiniert". Eine "Infoveranstaltung sei da in ihren Augen "nur ein kleiner Ausweg".

So trug Miehle es vor, erntete dafür aber von Otto Steinberger unverhohlenen Unwillen. Es sei doch ohnehin alles im Fluss, versuchte er die Aufregung einzubremsen. Jetzt gehe es einfach mal nur um die Einwohnerversammlung, der Rest sei momentan nicht das Thema, erklärte Steinberger. Doch Georg Kronawitter (CSU) unterstützte Magdalena Miehle: Zumindest ein regelmäßiger runder Tisch wäre dringend nötig: "Wo ist der?"

Stephanie Hentschel (Freie Wähler) sah das ähnlich: "Es läuft manches ein bisschen daneben. Die Koordination gehört in eine Hand, der Antrag des Unterausschusses ist sehr berechtigt." Auch Herbert Danner (Grüne), damals der Urheber des Quartiersmanagement-Antrages, fand: "Das wurde einfach ausgesessen, das zeigt doch schon die Zeitschiene." Eine große Mehrheit stimmte am Ende für den Vorschlag, im Sozialreferat einen Koordinator zu benennen - also ohnehin nur eine Art "Quartiersmanagement light".

© SZ vom 02.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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