Messe:Graue Haare und reichlich Tattoos

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Bei der Imot prüfen ältere Biker ausgestellte Motorräder - und ihren Komfort

Von Rudi Kanamüller

Das Motorrad in der Garage, die Lederklamotten im Schrank - der Winter gehört zweifelsfrei nicht zur Lieblingsjahreszeit der Motorradfahrer. Einer der wenigen Lichtblicke für Biker in der kalten Jahreszeit: die internationale Motorrad-Ausstellung (Imot), mit mehr als 300 Ausstellern auf 20 000 Quadratmetern ist sie die größte Motorradmesse Süddeutschlands.

Und das Interesse ist gewaltig. Rund 60 000 Besucher zählten die Veranstalter im vergangenen Jahr, auch in diesem Jahr müsste diese Zahl erreicht sein. Bereits kurz nach der Öffnung der Tore im MOC in Freimann ist am Freitag eine Schlangenbildung an den Ticketschaltern zu beobachten. Dort zu sehen: viele schwarze Jacken, Lederjacken, graue Haare, Bärte, reichlich Tattoos und auffallend viele Bikerinnen. Dass Motorradfahren nicht mehr ausschließlich den jungen Wilden vorbehalten ist, merkt man recht schnell in den Ausstellungsräumen.

Motorradbekleidung gibt es zu sehen, Zubehör und Anregungen für Umbauten - im Mittelpunkt stehen allerdings Motorräder aller Größen und Preisklassen. Das Leder der Sitze wird überprüft, auch Sitzproben sind häufig zu beobachten - mit fachmännischen Kommentaren des ein oder anderen Bike-Opas: "Nicht gut fürs Kreuz, setzt dich da mal drauf."

Die Besucher kommen nicht nur aus München und dem Umland, sondern aus ganz Bayern, sogar aus dem Stubaital oder Düsseldorf. Wie in der Biker-Szene üblich, duzen sich alle. So wie Thorsten, 45. Er ist mit dem Flieger gekommen, fährt privat das Bike eines italienischen Herstellers (Ducati) und nutzt den Messebesuch auch geschäftlich. "Kundenkontakte pflegen", sagt er. Von Anfang an dabei ist auch Michael, 66, aus Reisbach in Niederbayern. "Hier findest du in kompakter Form alles, was neu auf dem Markt ist." Und so viele neue Modelle wie dieses Jahr habe es seiner Meinung nach bisher noch nie gegeben. Auch eine Folge der Euro 4-Abgas-Norm. Seit 2017 müssen alle neu zugelassenen Maschinen strengere Abgasgrenzwerte erfüllen. Das setzte die Hersteller unter Druck. Für einige war es eine gute Möglichkeit, die Produktpalette zu entrümpeln und in die Jahre gekommene Modelle auslaufen zu lassen. Das heißt aber auch, dass viele ihre Modellpalette kräftig überarbeiteten. Michael muss es wissen. Er hat noch keine Imot versäumt, seit es diese Veranstaltung in München überhaupt gibt.

Marco, 33, aus Regensburg hat zu Hause zwei Maschinen in der Garage stehen, ein Superbike und einen Cruiser. Auf der Imot nimmt er die neue Fireblade unter die Lupe und sitzt außerdem schon mal Probe. Sein Kurzgutachten: "Habe sie mir sportlicher vorgestellt", sagt er, "aber sie ist bequem."

Andere wiederum, so wie Yvonne, 45, und Christian, 48, aus Landshut, wollen sich auf der Imot konkret über Motorradreisen informieren. In diesem Jahr soll es nach Kroatien gehen.

Aus einer ganz anderen Warte betrachtet Kerstin, 33, aus München die Imot. Sie ist seit einigen Jahren selbständige Messehostess und dieses Jahr für den Stand des Anbieters von Motorradbekleidung gebucht. Sie trägt ein enges schwarzes Dress und hochhackige Stiefeletten. Sie ist schon seit einigen Jahren bei der Motorradmesse dabei, es macht ihr immer noch Spaß. "Hier siehst du coole Leute und coole Sachen", sagt sie. Und all die wilden Kerle? Kein Problem, sagt sie. Die Biker seien ja eher schüchterne Zeitgenossen. "Schlimmer sind die Schlipsträger." Kerstin hat keinen Motorradführerschein, dafür aber einen kleinen Traum: "Wenn Motorradfahren, dann am liebsten mit einer Harley so entspannt auf einer Bergstraße cruisen." Sagt es, nimmt sich das Werbematerial ihres Auftraggebers, um es mit einem Lächeln unter die Motorradfahrer zu bekommen. Die Wahrscheinlichkeit, hier einem Schlipsträger über den Weg zu laufen, ist unwahrscheinlich.

© SZ vom 20.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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