Meine Woche:Zurück ins richtige Leben

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Tobias Mahl ist Bewährungshelfer. (Foto: Privat)

Bewährungshelfer Tobias Mahl hilft Straftätern nach der Verurteilung

Von Ilona Gerdom

Die Woche fängt normal an. Wie jeden Montag wird sich Tobias Mahl () auf den Weg zur Arbeit in die Maxvorstadt machen. Aber in Zeiten von Corona hat sich sein Alltag als Bewährungshelfer beim Landesgericht München II verändert. Seit vier Jahren verbringt Mahl den Großteil des Tages in persönlichen Gesprächen mit seinen Probanden. Die sind jugendliche und erwachsene Straftäter, deren Freiheitsstrafe zur Bewährung ausgesetzt wurde, sowie Personen, die unter Führungsaufsicht stehen.

Die "absolute Grundlage" der Bewährungshilfe sei das doppelte Mandat, erklärt Mahl. Das heißt auf individueller Ebene unterstützend zur Seite zu stehen und zugleich das Einhalten gerichtlicher Weisungen und Auflagen zu kontrollieren. Mahls Ziel ist, seine etwa 70 Probanden zu einem straffreien Leben zu befähigen. Im Zentrum steht dabei die Auseinandersetzung mit der Tat. Verantwortung übernehmen, Risikofaktoren berücksichtigen und vieles mehr ist Teil davon.

An diesem Montag wird es voraussichtlich ruhig sein. Nur vier der 16 Sozialpädagogen werden anwesend sein. Sie haben Bereitschaftsdienst. "Es kann halt passieren, dass hier wer aufschlägt." Deshalb muss jemand an Ort und Stelle sein. Alles andere findet derzeit telefonisch statt. "Im Moment haben wir das Notwendigste im Fokus und setzen Prioritäten", sagt Mahl.

Dienstag bis Mittwoch wird er im Homeoffice sein und seine zwölf Gesprächstermine über das Diensthandy abwickeln. Die geplanten Hausbesuche müssen ausfallen. Vereinbart ist: Persönliche Gespräche nur in akuten Notsituationen. Bewährungshelfer sind häufig im Außendienst unterwegs. Mahl sagt, die Arbeit im Büro sei für ihn ein Heimspiel, das Treffen Zuhause dagegen ein Auswärtsspiel. Da erlebe man die Person in einem anderen Setting. Oft wächst mit der Begegnung im eigenen Umfeld das Vertrauen und die Arbeitsbeziehung verbessert sich.

Das Besondere an seinem Job ist für ihn, viele verschiedene Personen über Jahre hinweg zu betreuen. Gerade funktioniere das telefonisch schon. Klar, nicht bei jedem gleich gut. Eine Dauerlösung ist Home-Office da nicht. Allein schon deshalb, weil der Austausch mit den Kollegen fehlt. Die internen Fallbesprechungen, sonst für Freitag angesetzt, finden jetzt nicht mehr statt. Trotzdem wird Tobias Mahls Woche dort enden, wo sie begann: Im Büro und im Bereitschaftsdienst.

© SZ vom 30.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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