Meine Woche:Zum Spielen nie zu alt

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Sebastian Ring leitet das Medienzentrum München am Institut für Medienpädagogik (JFF). (Foto: Privat)

Der Anteil der Über-50-Jährigen unter den digitalen Zockern nimmt zu. Medienpädagoge Sebastian Ring gibt "Silver Gamern" gute Tipps

Von Stefan Mühleisen

Aus heutiger Sicht ist das Computerspiel "Spacewar" wohl im Pleistozän des Digitalzeitalters zu verorten. Die Raumschiffe waren keine völlig amorphen Pixelhaufen wie bei "Space Invaders"; die zwei Spieler steuerten eine zumindest rudimentär erkennbare Rakete und versuchten, sich mit Pixelhäuflein-Geschossen zu treffen. Dennoch war Sebastian Ring () damals, Anfang der Achtzigerjahre, sofort gefangen von dem Spiel.

Sein Vater hatte es von Physikerkollegen aus den USA mitgebracht und lieferte sich mit seinem Sohn im Vorschulalter virtuelle Raumschlachten. "Ich fand diese Technik inspirierend", sagt der heute 41-Jährige. Der Spaß, den er und sein Vater vor dem Bildschirm hatten, sollte ihn zu seinem Beruf tragen: Ring leitet das Medienzentrum München am Institut für Medienpädagogik (JFF).

Und dabei hat er großen Spaß daran, die Generationen beim digitalen Spielen zusammenzuführen: Eltern sollen ebenso wie Oma und Opa verstehen, warum Sprösslinge und Enkel das oft als "Gedaddel" verunglimpfte Computerspielen so faszinierend finden - und womöglich selbst Vergnügen daran haben. Diese Woche erteilt der Medienpädagoge wieder Tipps für "Silver Gamer" am Donnerstag, 24. Oktober, im Medienbildungsraum "Das Pixel" im Gasteig (14 Uhr, Anmeldung über www.eigenleben.de). Der Titel: "Zu alt zum Spielen? Nie!"

Dabei ist erwiesen, dass die digitalen Zocker immer älter werden. Das Durchschnittsalter soll laut einem Branchenbericht bei 36 Jahren liegen. Und der Anteil der über 50-jährigen "Silver Gamer" nimmt offenbar zu. Sie kommen zuhauf zu Sebastian Rings Seminaren und lassen sich auf umstrittene, wenngleich beliebte "Killerspiele" wie "Counter Strike" ein, bei dem sich Terroristen und Anti-Terror-Einheiten gegenseitig abknallen. Eine 60-jährige Realschulrektorin sei einmal begeistert aufgesprungen, erzählt Ring, als sie es geschafft habe, ihre Kollegin digital umzulegen. Natürlich seien solche Ego-Shooter-Spiele pädagogisch problematisch. "Aber die Frau hat erkannt, dass es Spaß machen kann. Und dass es nicht primär ums Töten geht, sondern darum, die gegnerische Mannschaft zu besiegen", sagt Ring.

Wertvoll kann auch die Einsicht sein, dass Computerspiele popkulturelle Codes enthalten, spezielle Formationstänze wie im Jeder-versucht-jeden-umzunieten-Blockbuster "Fortnite" etwa. Die Game-Senioren müssen ja nicht unbedingt mitzocken. Aber sie könnten Spaß daran haben, jene Tänze zu lernen, die ihre Enkel hüftschwingend auf Schulhöfen aufführen.

© SZ vom 21.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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