Meine Woche:Ausgesandt und angekommen

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Michaela Gansemer ist Pastoralreferentin in Milbertshofen. (Foto: privat)

"Ohne den Karfreitag gäbe es kein Halleluja", sagt Michaela Gansemer, Pastoralreferentin in Milbertshofen

Von Nicole Graner

Manchmal geschehen Dinge, die man nicht glauben kann. Die so sehr schmerzen, dass sie einem kaum Luft lassen zum Atmen und die Sinne trüben. So ähnlich muss es Michaela Gansemer ergangen sein, als sie 2010 für die Erzdiözese Münster in einem Gottesdienst als Pastoralreferentin "ausgesandt" wurde. Gerade war ihr Mann gestorben. Sie war 26 und nahm diesen feierlichen Augenblick des "Willkommen Heißens" nur von weitem wahr. Damals fühlte sich die Zukunft bleischwer an. Heute ist die 32-Jährige glücklich. Hat vor einem Jahr wieder geheiratet, zog nach München und bekam eine neue Stelle als Pastoralreferentin im Pfarrverband Milbertshofen. Eine Stelle, die sie sehr liebt, wie sie sagt. Wie die Stadt München, die ihr richtig gut gefällt. "Ich will gar nicht mehr weg hier", sagt sie und lacht. So herzlich, dass das Mitlachen nicht schwer fällt. Vor einer Woche wurde sie nun von Bischof Marx ein zweites Mal "ausgesandt". Und dieses Mal mit allen Sinnen, mit aller Freude. "Ja", sagt sie. "München war ein richtiger Neuanfang." Um den Schmerz hinter sich zu lassen und sich neu zu entfalten. "Und auch um endlich sagen zu können: Hier bin ich."

Ändern wird die Aussendung nicht viel. Seit einem Jahr ist die 32-Jährige ja schon in Milbertshofen. In St. Lantpert ist sie verantwortlich für die Kinderpastorale, und die Woche, die eigentlich am Freitag mit dem Teamgespräch beginnt, will gut geplant sein. Vorbereitungen für die Kommunion, zurzeit auch für den St. Martins-Unzug, viele Gespräche und auch Beerdigungen gehören dazu. Das Fröhliche und das Traurige liegen nah beieinander. Sie sagt es mit ihren Worten: "Ohne den Karfreitag gäbe es kein Halleluja." Ihr Lockerheit und ihre Freude sind auch ihre Botschaft. "Kirche", sagt sie, "ist nicht verstaubt, sie kann sehr fröhlich sein. Und Kirche ist etwas zum Anfassen." Das zu vermitteln, sei ihr ganz wichtig. Dass sie es auch kann, darüber ist sie selbst erstaunt. "Früher war ich ein graues Mäuschen, habe nicht viel gesagt." Heute ist davon nichts zu spüren. Ihre Offenheit öffnet Türen, ihr Lachen auch.

Aber stopp! An diesem Montag ist doch etwas ganz anders. Michaela Gansemer ist nämlich gar nicht da. Nichts planen, keine Gottesdienste, kein Mini-Mädchen-Treffen und auch keine Team-Sitzungen. Sie ist auf Hochzeitsreise. In Asien. Der Umzug, die neue Stelle - "es war vor einem Jahr einfach keine Zeit dafür", sagt sie. Nach ihrer Reise freut sie sich wieder auf ihre Aufgaben in ihrer Gemeinde, in der sie von Anfang an mit Freude aufgenommen worden ist. Und diese Freude gibt sie jetzt einfach zurück.

© SZ vom 24.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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