Für jemanden, der in dieser Woche eine Biennale eröffnet, zumal im besonderen Sommer 2020, ist Anja Uhlig (), die eigentlich Wuselige, Sprudelnde, das personifizierte Ommm. Dabei ist das Projekt schon von seinen Dimensionen her der Albtraum eines jeden Kurators: Mehr als 60 Künstlerinnen und Künstler sind bei dieser Schau dabei, alle Arbeiten müssen auf gerade mal acht Quadratmetern Fläche untergebracht werden. "Aber ich habe dieses wahnsinnig tolle Team", schwärmt Uhlig am Telefon. Deshalb freut sie sich einfach nur narrisch auf den Freitag, wenn das Festival endlich starten kann im Klohäuschen an der Großmarkthalle. Einziger Wermutstropfen: Es wird, corona-bedingt, keine Vernissage geben, also keine Menschen, die sich mit der Bierflasche in der Hand gemütlich an die Wand des ehemaligen Pissoirs lehnen. Geht halt grad' nicht.
Uhligs Teamplayer Nummer eins ist das Klohäuschen selbst. Seit 2012 gibt es die Biennalen in Münchens ungewöhnlichstem Kunstraum. Das Klohäuschen, laut Anja Uhlig zuweilen von Größenwahn befallen, hatte sich das halt so in den Kopf gesetzt. 2018 wollte es sogar Documenta spielen und suchte sich, nach dem Motto "von Athen lernen", eine Außenstelle in Ottobrunn. Heuer, als hätte es den Corona-Schlamassel geahnt, will das Klohäuschen alles deutlich ruhiger angehen an seiner Ecke Thalkirchner/Oberländerstraße. Still war es dort in den vergangenen Monaten, Projekte konnten nicht zustande kommen. Doch nun ist wieder Leben zwischen den Urinalen und der Glasbausteinwand. Denn anders als in Venedig stand nie außer Frage, dass die Biennale stattfinden würde, Pandemie hin oder her. Ist doch das Klohäuschen die Flexibilität in Beton und von jeher ein Ort, an dem auch kontaktlose Kunstbetrachtung möglich ist. Anja Uhlig hielt also Münchens gebeutelte Künstlerschaft bei der Stange, und sie ließ sich vom Architektur-Künstler Rasso Rottenfusser - Teampartner Nummer zwei - eine Kunsthalle ins Klohäuschen hineinzaubern. Verdichtung ist nun von den 63 Künstlern gefragt, wenn sie in der neuen "KH-Kunsthalle" unterkommen wollen. Und weil auch noch Kunstvermittlerin Claudia Pescatore, "Grafik-Fee" Mel Castillo und Anjali Kalyani als gute Geister mit im Biennale-Boot rudern, ist Anja Uhlig diese Woche guter Dinge. Wie an fast jedem Tag wird sie beim Klohäuschen vorbei radeln, das in seinem langen Leben viel gesehen hat und auch in Corona-Zeiten ansteckende Gelassenheit ausstrahlt.
Näheres unter http://khbi5.kh-biennale.world/