Maxvorstadt:Problematischer Spurwechsel

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Lokalpolitiker kritisieren das jähe Ende des Fahrradstreifens in der Gabelsbergerstraße und fordern, diesen bis zum Altstadtring zu verlängern. Zuvor aber soll über das Verkehrskonzept für das Museumsquartier befunden werden

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt

Die einen sehen es als großen Gewinn, andere als ausgemachten Unsinn: Vor bald drei Jahren wurde Autofahrern auf einem längeren Abschnitt der Gabelsbergerstraße nach einer Initiative des Bezirksausschusses (BA) Maxvorstadt eine Fahrspur abgezwackt und als Fahrradstreifen markiert. Seitdem sehen viele die Radl-Spur als Fehlentscheidung, angesichts regelmäßiger Staus im Berufsverkehr.

Andere wiederum glauben an den verkehrspolitischen Erfolg zugunsten des Radverkehrs in der Stadt. Dazu zählt auch der Bezirksausschuss Maxvorstadt. Das Gremium verteidigt die exklusive Fahrradspur - und fordert jetzt sogar die Verlängerung der Radl-Markierung bis zum Altstadtring. Denn die Lokalpolitiker verzeichnen nicht nur massive Beschwerden wegen des stockenden Verkehrs; es gibt auch jede Menge Eingaben, die das jähe Ende der Spur im Abschnitt zwischen Luisen- und Arcisstraße kritisieren. "Täglich sind kopfschüttelnde Radfahrer zu beobachten, die dieses verkehrsplanerische Werk nicht verstehen können", heißt es in dem BA-Antrag der Grünen, den das Gremium mit Mehrheit beschlossen hat.

Im Rathaus hatte es kurz nach der Einführung der Spur im Juli 2015 empörte Reaktionen gegeben. CSU und FDP waren aufgebracht, dass die Entscheidung für eine Verkehrshauptachse quasi am Stadtrat vorbei getroffen worden sei. Allein, zurückgedreht wurde die Entscheidung nicht. Im Bezirksausschuss gab es anfangs ebenfalls skeptische Stimmen; doch eine Initiative, die Radl-Spur wieder abzuschaffen, lehnte die BA-Mehrheit schon damals ab. Das Gremium verlegte sich darauf, der Stadtverwaltung Nachbesserungen nahezulegen. "Es ist insgesamt eine unbefriedigende Situation", formuliert es der Vorsitzende Christian Krimpmann (CSU).

Plötzlich spurlos: An dieser Stelle zwischen Luisen- und Arcisstraße endet auf der Gabelsbergerstraße unvermittelt der Radfahrstreifen. Als "unerklärlich" bezeichnen Lokalpolitiker das. Die Stadt hat indes eine Erklärung: Das sei so festgesetzt, weil im restlichen Abschnitt der Straße Planungen für die Einführung des Zweirichtungsverkehrs andauern. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Er und seine Kollegen haben bereits vor einem Jahr der Stadt Vorschläge unterbreitet, etwa eine bessere Beschilderung an der Kreuzung zur Schleißheimer Straße, welche die Fahrspur-Anordnung anzeigt, sowie optimierte Ampelschaltungen. Eine neue Initiative ist aber kein Vorschlag, sondern eine Forderung: Der Radfahrstreifen ende "unerklärlicherweise plötzlich im Straßenverlauf zwischen Luisen- und Arcisstraße", heißt es in dem Antrag an die Stadt. Er soll nach dem Willen des Bezirksausschusses "zu Ende gebracht", konkret in östlicher Richtung bis zum Oskar-von-Miller-Ring fortgesetzt werden. "Man kann doch stadtplanerisch einen Radweg nicht in der Mitte der Straße aufhören lassen, das ist sehr unsicher", kommentierte Martha Hipp (Grüne) ihren Antrag. Werner Stadler (SPD) pflichtete bei und nannte es "unheimlich", wenn Radler dort "plötzlich keinen Radweg mehr haben".

Indes ist der Radfahrstreifen ohnehin nur eine Übergangslösung, welche die Stadt parallel zu den Planungen für die Einrichtung des Zweirichtungsverkehrs im Pinakotheken-Umfeld im Museumsquartier auf den Weg gebracht hat. 2015 hatte der Stadtrat für dieses Verkehrsprojekt mit dem Titel "Modifizierte Alternative 5" die Weichen gestellt - der Behördenbegriff bezeichnet das Ziel, die Einbahnregelung in Abschnitten der Gabelsberger-, Theresien- und Türkenstraße aufzuheben. Dies soll die "prägende Dominanz des Kfz-Verkehrs" in diesem Bereich um 15 Prozent reduzieren, wie es in einem Bericht des städtischen Planungsreferats heißt.

Heikle Situation: Fahrradfahrer befinden sich nach dem jähen Abbruch der Radl-Markierung unversehens auf der Autospur. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Radfahrstreifen wurde nach Auskunft des Kreisverwaltungsreferats (KVR) so festgesetzt, "weil im restlichen Abschnitt die Planungen zur modifizierten Alternative 5 andauern und abzuwarten ist, ob auf der Gabelsbergerstraße Zweirichtungsverkehr kommt". Die Verlängerung wäre laut einem Behördensprecher durchaus möglich, allerdings müssten Kreuzungen sowie Fahrspuren umgebaut werden. "Da dies in Abhängigkeit zur Alternative 5 sowie zur Oberflächengestaltung Altstadtringtunnel steht, sollten zuvor die Planungen zur zukünftigen Radführung und die weitere Verkehrsführung im Museumsviertel geklärt sein", heißt es vom KVR.

Im Stadtviertel mag kaum mehr jemand an die Realisierung glauben, vom "Mythos Alternative 5" ist schon die Rede. Doch vom Baureferat ist jetzt zu vernehmen: Die Planungen seien fortgeschritten, sie sollen noch vor der Sommerpause dem Bezirksausschuss zur Anhörung vorgelegt werden. Umgesetzt ist der Richtungswechsel auf den Straßen aber dann noch lange nicht: Sobald der Stadtrat das Projekt aufs Gleis gesetzt hat, geht die Behörde erst einmal in die detaillierte Ausführungsplanung, zudem soll das Projekt öffentlich ausgeschrieben werden.

© SZ vom 15.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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