Maxvorstadt:Platz für Radler

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An der Marsstraße wird den Autofahrern zugunsten von Biker- und Fußgänger-Trasse eine Spur in jede Fahrtrichtung genommen. Der Stadtrat beschließt den Umbau für 2019

Von Julian Raff, Maxvorstadt

Wer die Innenstadt auf der Ost-West-Achse durchradelt, tut gut daran, dem Verkehrschaos an Hauptbahnhof und Arnulfstraße nördlich auszuweichen, über die ruhigere Nebenstrecke Lenbachplatz/Elisenstraße/Marsstraße. Auf Letzterer sollen Autofahrer nun, wie vielerorts im Stadtgebiet, Platz an den Radverkehr abtreten (siehe Kasten). Von den Veränderungen profitieren hier auch Fußgänger. Sie bekommen mit der Abtrennung der Radwege breitere Gehbahnen sowie neue Ampeln und eine barrierefreie Querung am Knotenpunkt Seidlstraße.

Sie sollen vom Umbau profitieren: Radler und Fußgänger bekommen entlang der Marsstraße künftig mehr Platz. Dafür fallen zwei Auto-Spuren weg. (Foto: Stephan Rumpf)

Im Wesentlichen werden von Sommer 2019 an auf dem 600 Meter langen Abschnitt zwischen Pappenheim- und Seidlstraße die schmalen, seitlichen Radwege und die vom Fußweg abmarkierten Streifen durch breitere Radspuren ersetzt, die in Fahrtrichtung links der Parkspuren verlaufen. Abgesehen von Einmündungstrichtern und einem Linksabbiege-Streifen für die Lkw der Spatenbrauerei, fällt dafür in beiden Richtungen je eine Autospur weg.

Enger zusammenrücken muss auch der "ruhende Verkehr": Nach Abschluss der Arbeiten, voraussichtlich Ende 2019, werden 32 Parkplätze fehlen. Im Bauausschuss des Stadtrats, wo sich Auto- und Radfreunde sonst gerne längs einer grob gezogenen Frontlinie zwischen Schwarz und Rot-Grün hie und da hakeln, ging das zwei Millionen-Euro-Projekt ohne Grundsatzdiskussion durch - nicht nur das Baureferat stuft den Straßenraum für Autos und Lastwagen als "überdimensioniert" ein. Wenn es hier trotz komfortabler Straßenbreite gefährlich eng wird, dann eher zwischen Fußgängern und Radlern beim Circus Krone oder an den beiden rückwärtigen Tiefgaragenausfahrten des BR-Funkhauses. Deren steile Rampen enden unvermittelt auf dem engen Trottoir mit seinem noch engeren Radstreifen. Umso heikler wird diese Stelle, da Radler just hier auf einem leichten Gefälle stadteinwärts Tempo machen.

Überhaupt zielt auch die jüngste Planung darauf ab, ein Nebeneinander schneller und gemächlicher Radfahrer zu ermöglichen. Spurbreiten von 1,85 bis 2 Meter, beziehungsweise 1,8 Meter im Bereich des Lkw-Linksabbiegers, plus 75 Zentimeter Sicherheitstrennstreifen, sollen sicheres Überholen ermöglichen.

Zur echten Radl-Schnellspur fehlen da immer noch 30 bis 50 Zentimeter, bemängelte Herbert Danner (Grüne) die vorgelegte Planung. Ob man denn nicht den 3,25 Meter breiten Abbiegestreifen für die Laster verschmälern und den wenig innerstädtisch anmutenden Mittelstreifen komplett streichen könnte, wollte Alexander Reissl (SPD) wissen. Die Brauerei werde tagtäglich von übergroßen Sattelschleppern angefahren, beschied die Verwaltung. Unterm grünen Mittelstreifen wiederum, verlaufen zahlreiche Leitungsstränge (sogenannte Sparten), deren Verlegung horrend teuer käme - die halbe Million Euro für das Versetzen der Straßenlaternen noch gar nicht mitgerechnet.

Danner unterlag schließlich mit seinem Änderungsantrag, schloss sich aber dem Votum für die Gesamtplanung an. Nicht mittragen wollte das Paket dagegen Sonja Haider (ÖDP), die sich zwecks "gefühlter Sicherheit" dafür aussprach, die Radspuren nach rechts zwischen Parkspur und Fußweg zu legen. Eine solche Anordnung sehen die Münchner Verkehrsplaner auf Rat der Unfallforscher generell nicht vor, ihre Argumentation: Aufgerissene Autotüren bleiben eine Radlerfalle - was die Fahrer mittlerweile beim Aussteigen nach links aber halbwegs verinnerlicht hätten, während Beifahrer kaum auf rechts laufende Radspuren achten würden.

© SZ vom 21.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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