Maxvorstadt:Opfer des Arbeitsmarkts

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Alle Plätze belegt: An den städtischen Kitas und Horten fehlen derzeit 222 Fachkräfte. Die offenen Stellen führen dazu, dass Hortgruppen wegfallen. (Foto: Günther Reger)

Der Hort an der Türkenstraße kann aufgrund akuten Personalmangels vorerst keine Erstklässler aufnehmen. Das Bildungsreferat sichert zu, mit Hochdruck an einer Nachbesetzung der Stellen zu arbeiten

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt

Plätze in der Nachmittagsbetreuung für Kinder sind in der ganzen Stadt heiß begehrt. Die Nachfrage übersteigt vor allem bei den Horten das verfügbare Angebot - nun müssen sich Eltern von Kindern im Schulsprengel der Grundschule Türkenstraße auf einen noch größeren Mangel an Plätzen einstellen. Die Kindertagesstätte an der Türkenstraße 68 wird vorerst keine Erstklässler mehr aufnehmen können, wie das Referat für Bildung und Sport (RBS) bestätigt.

Das liegt an einem Problem, mit dem viele Kommunen derzeit zu kämpfen haben: Es gibt auf dem Arbeitsmarkt zu wenige Erzieherinnen und Erzieher. Nach Angaben des RBS fehlen zum Stand 1. Juli in den städtischen Kitas und Horten 222 Fachkräfte; in den Tagesheimen sind es 38 unbesetzte Stellen. Die Personalnot führt nun in der Kita an der Türkenstraße dazu, dass eine der fünf Hortgruppen wegfällt: Einige Kinder wechseln zum Schuljahresbeginn in weiterführende Schulen; die übrigen werden auf die vier Gruppen verteilt. So wird sich die Einrichtung bis auf weiteres statt wie bisher um 125 nur noch um 101 Kinder kümmern können.

Das dürfte die ohnehin schon angespannte Situation bei der Nachmittagsbetreuung für Grundschulkinder im Universitätsviertel weiter verschärfen. An städtischem Angebot steht derzeit in der Umgebung nur noch der Hort an der Schwindstraße zur Verfügung, ferner der katholische Kindergarten mit Hort St. Benno an der Lothstraße sowie städtisch geförderte Initiativen wie die "Schatzinsel" (Neureutherstraße) oder das Kinderhaus St. Josef (Georgenstraße). Allein, es gibt an den Grundschulen auch Ganztagsklassen - doch die sind für viele Eltern oft kaum eine Option. Denn in den Horten werden die Kinder meist deutlich länger betreut - auch in den Ferienzeiten -, das ist oft entscheidend für Vollzeitbeschäftigte.

Bettina Hauck vom Elternbeirat der benachbarten Schule an der Türkenstraße, die meisten Kinder des Hortes besuchen auch die Schule, berichtet von leichter Unruhe unter den Vätern und Müttern. "Die sind nicht begeistert, dass ihre Kinder die Gruppe wechseln müssen", sagt sie und fügt hinzu: "Schlimm ist es für jene, die nun keinen Platz bekommen."

Das Bildungsreferat lässt unterdessen erkennen, die Situation sehr ernst zu nehmen. "Der Hort an der Türkenstraße 68 wird bei der Verteilung von neu eingestelltem Personal mit oberster Priorität behandelt", versichert RBS-Sprecher Ulrich Lobinger. Man arbeite mit Hochdruck an der Nachbesetzung der Stellen. Er betont, dauerhafte Umverteilungen seien wegen des Personalmangels derzeit nicht zu verzeichnen. "Dem RBS ist bewusst, dass aber auch vorübergehende Gruppenänderungen für die Eltern belastend sind", sagt Lobinger.

Wie vielerorts, so bemüht sich auch die Stadt, mit Plakaten und Stellenanzeigen Fachkräfte für ihre Kitas zu gewinnen. Dazu ist das RBS auf der Jobmesse, bei Infotagen an Schulen und Veranstaltungen wie dem Oben-Ohne-Festival präsent. Außerdem werden nach Auskunft des RBS aktiv ausländische Erzieher angeworben, derzeit vor allem aus Barcelona. Die Stadt lockt Interessenten mit Zusatzleistungen: Bewerbern wird eine Arbeitsmarktzulage in Höhe von 200 Euro und eine Münchenzulage in Höhe von 130 Euro versprochen.

© SZ vom 11.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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