Maxvorstadt:Modifizieren, korrigieren, kritisieren

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Das Bündnis Radentscheid dringt auf Änderungen im Stadtratsbeschluss zur Verkehrsführung im Pinakotheken-Viertel

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt

Manchmal kommt es vor, dass Behördenbegriffe in den Sprachgebrauch der Münchner Stadtgesellschaft übergehen. Jüngstes Beispiel ist die "städtebauliche Entwicklungsmaßnahme", anders ausgedrückt also der Plan, Hunderte Hektar Fläche im Norden und Nordosten zuzubauen. In der Maxvorstadt diskutieren Bürger und örtliche Politiker seit bald 40 Jahren ganz selbstverständlich über die "Modifizierte Alternative 5".

Der Terminus bezeichnet die Neuregelung des Verkehrs im Pinakotheken-Viertel auf Abschnitten der Theresien-, Gabelsberger- und Türkenstraße, zweispurige Verkehrsachsen, auf der die Blechkarawanen stetig die Museumsinstitutionen umspülen. Der Stadtrat hatte bereits 2015 den Weg frei gemacht; die behördlichen Planer mussten das Konzept noch einmal vier Jahre bebrüten, bis an diesem Dienstag nun also der Bauausschuss des Stadtrates dem Baureferat den Auftrag für das 9,5-Millionen-Euro-Projekt erteilen soll.

Der Kern des Vorhabens: Die Straßensegmente werden so umgebaut, dass auf der Gabelsbergerstraße die Fahrzeuge zwischen Arcis- und Türkenstraße wieder in beiden Richtungen fahren, auf der Theresienstraße im Abschnitt von der Luisen- und Türkenstraße sowie in der Türkenstraße zwischen Gabelsberger- und Theresienstraße. Start soll noch heuer am Knoten Gabelsberger-/Türkenstraße sein, im Sommer 2020 sollen die Bauarbeiten in der Gabelsbergerstraße abgeschlossen sein; danach kommt die Theresienstraße an die Reihe, was bis 2021 dauern soll. Erst ein Jahr später ist der Abschluss geplant mit dem Knotenpunkt Gabelsbergerstraße/Oskar-von-Miller-Ring. Denn der ist erst möglich, wenn der Kreuzungsbereich an der Westrampe im Zuge der Altstadtringtunnelsanierung umgestaltet ist.

Ende gut, alles gut? Nein, nicht wenn es nach dem Bündnis Radentscheid München geht. Es werde eine "planerisch völlig veraltete Umbaumaßnahme" beschlossen, "ohne wesentliche Verbesserungen für den Radverkehr", kritisiert das Bündnis. So solle es weiter keinen Radweg in der Theresienstraße geben, ebensowenig in der Türkenstraße. Die Organisation sieht die Umsetzung des Radentscheids gefährdet - und fordert quasi eine Rücknahme des Kernelements, der Aufhebung der Einbahnregelung - zu Gunsten von Radwegen auf allen drei Straßen in beide Richtungen.

Doch das Baureferat will daran festhalten. Die Aufhebung der Einbahnregelung sei "ein wichtiges Ziel hinsichtlich Verbesserung für Fußgänger und Radfahrer", überdies Bestandteil des Bürgergutachtens für das Kunstareal von 2014, heißt es in dem Beschlussentwurf. Der Name des Projekts entstand übrigens aus einer Variantendebatte in den Siebzigerjahren, die Nummer 5 bekam den Zuschlag. Vielleicht heißt sie ja bald die "Korrigierte modifizierte Alternative 5".

© SZ vom 17.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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