Maxvorstadt:Mauer des Widerstandes

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Der Querbau muss einem Anbau weichen: die ehemalige Villa des Schriftstellers Paul Heyse in der Luisenstraße. (Foto: Catherina Hess)

Anwohner und Lokalpolitiker fordern, das Grundstück rund um die Paul-Heyse-Villa insgesamt als Denkmal zu verstehen

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt

In der Kontroverse um die Paul-Heyse-Villa zeichnet sich erneut Widerstand gegen die Pläne des Grundstückseigentümers ab. Ein Anwohner, der Anwalt Tassilo Eichberger, hat eine Petition an den bayerischen Landtag gerichtet, die sich gegen einen Anbau wendet. Rückenwind könnte er von der Politik in der Maxvorstadt erhalten. Die SPD-Fraktion will an diesem Dienstag, 13. Dezember, in der Sitzung des Bezirksausschusses im Arkadensaal der Bayerischen Landesbank, Oskar-von-Miller-Ring 3, von 19.30 Uhr an einen Eilantrag zur Abstimmung stellen. Darin wird die Stadt aufgefordert, "das Ensemble auf dem Grundstück Luisenstra-ße 22 aufgrund der baulichen Denkmaleigenschaft im Gesamtzustand zu erhalten".

Damit könnte die Debatte um das Grundstück nahe dem Königsplatz erneut aufflammen, obwohl - oder gerade weil die Stadt kurz vor einer Einigung mit dem Eigentümer Carlos Graf Maltzan steht. Die Villa, zeitweise Wohnsitz des Dichters Paul Heyse, gilt als wichtiges Zeugnis der Maxvorstadt; Längs- und Querbau sowie die Einfriedungsmauer sind in der Denkmalschutzliste eingetragen.

Vor drei Jahren erhob sich enormer Widerstand gegen einen massiven Neubau, den der damalige Eigentümer errichten wollte; die Stadt hat seitdem die mehrfach modifizierten Bauvoranfragen abgelehnt. Sie sperrt sich nun aber offenbar nicht mehr gegen die Pläne des neuen Eigentümers, die jüngst bei einem nicht öffentlichen Erörterungstermin am Verwaltungsgericht besprochen wurden. Eine Gerichtssprecherin nannte diese eine "maßvolle Bebauung" - offenbar deshalb, weil das Gericht laut Baureferat die Denkmaleigenschaft des Gartens, in dem der Anbau entstehen soll, "sehr kritisch sieht". Die Stadt will im Januar eine Entscheidung fällen.

Maltzans Pläne sehen einen 15 Meter breiten, 19 Meter langen und 8,30 Meter hoher Anbau an der Grenze zum Glyptothek-Garten vor. Dafür müsste wohl der Längsbau, in dem sich ein Café und eine Weinhandlung befinden, zu Gunsten einer Tiefgarageneinfahrt weichen. Bereits im Sommer hatte der Bezirksausschuss die Pläne abgelehnt. Nun sieht es die SPD-Fraktion als nötig an, den sich abzeichnenden Kompromiss zurückzuweisen. Weder die denkmalgeschützte Mauer noch das Café dürften abgerissen werden, heißt es in dem Antrag. Überdies dringt die Fraktion darauf, den alten Baumbestand zu erhalten. Anwohner Eichberger prangert in seiner Petition die "Zerstörung von Naturdenkmälern" an und spricht von "erheblichen Eingriffen entlang eines besonders schützenswerten städtebaulichen Gesamtensembles um die Glyptothek".

Beide Initiativen legen nahe, dass die Stadt die gesamte Anlage als Denkmal verstehen soll. Darüber zu befinden hat die Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt, wie Bayerns oberster Denkmalschützer, Generalkonservator Mathias Pfeil, betont. Nach seinen Worten handelt es sich um einen "Nähebereichsfall" nach Artikel 6 des Denkmalschutzgesetzes. Demnach muss ein Bauwerber auch dann eine Erlaubnis einholen, "wenn sich dies auf Bestand oder Erscheinungsbild eines der Baudenkmäler auswirken kann".

© SZ vom 13.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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