Maxvorstadt:Kritik an Plänen für Gesundheitshaus

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Lokalpolitiker vermissen ausreichend Grün beim Neubau - doch die Stadt erklärt, schützenswerte Bäume blieben erhalten. Das Großprojekt wird bereits seit fast zehn Jahren kontrovers diskutiert

Von Alfred Dürr, Maxvorstadt

Die Tage des aus den Sechzigerjahren stammenden Gesundheitshauses an der Dachauer Straße sind gezählt. Die einstige Außenstelle des städtischen Referats für Gesundheit und Umwelt soll bald abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. In den Komplex wird das Referat, das auf drei Standorte verteilt ist, einziehen. Die Diskussionen über das Großprojekt laufen seit fast zehn Jahren. Aus dem Bezirksausschuss Maxvorstadt kommt heftige Kritik an den Neubauplänen: Zu viele Bäume müssten gefällt werden, für Grün bliebe zu wenig Platz.

Die Baumschutz-Beauftrage des BA, Ruth Gehling (Grüne), ist empört. Es sei verwunderlich, dass ausgerechnet das Referat für Umwelt und Gesundheit einem Kahlschlag von 54 Bäumen zustimme auf dem Areal zwischen Maßmannstraße, Dachauer Straße, Gabelsbergerstraße und Schleißheimer Straße - ausgerechnet in der stark versiegelten Maxvorstadt. Die CSU im Gremium lehnt den Neubau rundweg ab. Planungssprecherin Britta Gürtler bezeichnet ihn als "Murks", weil es nicht genügend Grünflächen gebe.

Auf Grünareale habe man bei den Planungen großen Wert gelegt, heißt es dagegen im städtischen Baureferat und im Kommunalreferat, die beide für die Umsetzung des Neubauprojekts zuständig sind. Schützenswerte Bäume blieben an dieser verkehrsumtosten Ecke erhalten und es sollen auch neue gepflanzt werden. Öffentlich zugängliche Freiflächen seinen ein Wesensmerkmal der Planung. In den Komplex soll auch eine Kindertagesstätte kommen, außerdem ist eine Erweiterung des bestehenden Wohnheims des Männerfürsorgevereins an der Gabelsbergerstraße geplant. Dieser Trakt soll in den Verwaltungsneubau integriert werden. Die Gebäudeerweiterung solle unabhängig von den anderen Planungen für das "Projekt Gesundheitsamt " so schnell wie möglich erfolgen, fordert Valentin Auer (CSU).

Die Schwerpunkte des Referats liegen beim Umwelt- und Gesundheitsschutz, auch die Friedhöfe und die Bestattung gehören zu den zentralen Aufgaben der Behörde. Die städtischen Krankenhäuser, die Zentralwäscherei, das Institut für Pflegeberufe und der Blutspendedienst wurden 2005 als Städtisches Klinikum München ausgegliedert. Der Hauptsitz des Referats ist an der Bayerstraße, ein weiteres Dienstgebäude ist an der Schwanthalerstraße.

Im Gesundheitshaus an der Dachauer Straße waren unter anderem die Abteilung für ärztliche Gutachten, der Blutspendedienst oder das Impfwesen untergebracht. Das Gebäude war in die Jahre gekommen und genügte nicht mehr den Anforderungen an moderne Bau- und Energiestandards. 2009 stimmte der Stadtrat für einen Abriss und Neubau. Doch mit den Planungen ging es nur schleppend voran.

Soviel immerhin ist klar: Das Gesundheitshaus an der Dachauer Straße wird nicht recycelt, sondern durch einen wirtschaftlicheren Neubau ersetzt. (Foto: Robert Haas)

Bei dem Architektenwettbewerb konnte zunächst kein Sieger ermittelt werden. Die beiden zweitplatzierten Büros mussten ihre Entwürfe überarbeiten. Während der Wettbewerb noch lief, entzündete sich eine heftige Debatte darüber, ob das Gesundheitshaus überhaupt abgerissen werden müsse. In dem bestehenden Gebäude liege noch ein hohes gestalterisches, aber auch ökonomisches und ökologisches Potenzial, das mit dem Abbruch verloren gehe, sagte der Architekt Muck Petzet und sorgte damit für öffentliches Aufsehen. Das Gebäude solle quasi recycelt werden, forderten er und ein Unterstützerkreis aus Abrissgegnern. Doch die Stadt blieb dabei: Ein Neubau sei wirtschaftlicher und vorteilhafter als eine Generalsanierung des bestehenden Gebäudes. Für den Neubau sollen zudem besondere Nachhaltigkeitsaspekte gelten - er entsteht in Passivhaus-/Niedrigstenergie-Bauweise.

Nach der Überarbeitung der Wettbewerbsergebnisse steht schon seit einiger Zeit fest, dass der Neubau nach dem Konzept des Münchner Büros Aidelsburger Kellner Grabow Klause Eberle Architekten ArGe und der Landschaftsarchitekten Stefanie Jühling und Markus Schäf errichtet werden soll. Das Kommunalreferat lobt vor allem eine freundliche Farbgebung der Fassade und die Gestaltung der gläsernen Eingangshalle. Im Zusammenspiel mit der Fassade gebe das dem Gebäude einen einladenden Charakter.

Der Bezirksausschuss versteht aber zum Beispiel nicht, warum entlang der lauten Dachauer Straße eine Grünfläche geplant wird. Außerdem bezweifeln die Lokalpolitiker, ob die Lage der Zufahrt zur Tiefgarage an der Maßmannstraße richtig gewählt wurde. Schließlich stößt eine "zu starke Bebauung des Innenhofs" auf Kritik. Bei diesen Themen habe man noch Bedarf an "weitergehenden Informationen".

Zur Zeit laufen die Vorbereitungen für das Baugenehmigungsverfahren. Einen Zeitplan für das Vorhaben an der Dachauer Straße könne man allerdings noch nicht nennen, heißt es bei der Stadt.

© SZ vom 17.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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