Maxvorstadt:Könnte besser laufen

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Werben für ein besseres Wegenetz: Wolfgang Czisch (re.) und Klaus Bäumler vom Münchner Forum mit CSU-Politiker Gerhard Mittag (li.). (Foto: Stephan Rumpf)

Alle reden über die Radler - nun fordert das Münchner Forum, auch die Bedürfnisse der Fußgänger mehr zu berücksichtigen

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt

Derzeit sind die Radfahrer in aller Munde, respektive die schlechten, teils hanebüchenen Bedingungen, die sie in München vorfinden. Den Initiatoren des Fahrrad-Bürgerbegehrens wird "die Bude eingerannt", wie es heißt. Apropos rennen - was ist eigentlich mit den Fußgängern? "Fußgänger haben keine Lobby", sagt Wolfgang Czisch, ehemaliger SPD-Stadtrat und seit vielen Jahren rühriges Mitglied beim Münchner Forum. Der Fußgänger, so fügt er hinzu, werde in München schlecht behandelt. Ihm reicht es, dass alle nur über die Radler reden. Deshalb hat er jetzt eine Initiative mit dem Titel "Offensive Fußgängerstadt München" gestartet.

Czisch spricht darüber am Mittwoch im Nieselregen vor einer kleinen Gruppe am Nordausgang des Finanzgartens, an der Von-der-Tann-Straße, wo ein Zaun um den Logistikplatz für die Altstadtringtunnelsanierung auf der Mittelinsel den Blick zum Schönfeldviertel verstellt. Nur eine kleine Lücke ist freigelassen, die Straße zu queren. Allerdings ist diese erst über Nacht entstanden. Czisch und Klaus Bäumler vom Münchner Forum hatten eingeladen, um gegen die Blockade der Wegeverbindung zu protestieren - und die Behörden haben noch vor dem Termin den Fußgängern wieder einen Übergang verschafft.

Die Akteure des Diskussionsvereins zur Stadtentwicklung registrieren das mit Genugtuung, zufrieden sind sie nicht. "Symptomatisch", nennt Czisch es, dass die Stadtverwaltung den Übergang zunächst gesperrt hat. "Fußgängern werden vielfach Umwege zugemutet", sagt er. Bäumler, ehemaliger Bezirksausschuss-Vorsitzender, sekundiert: "Es muss mehr auf die Belange der Fußgänger geachtet werden."

Und eben das will die "Offensive Fußgängerstadt München" anstoßen. Czisch hat in einem Positionspapier eine ganze Latte von "Formen der Gängelungen" für jene aufgelistet, die sich schlendernd, schreitend oder laufend durch die Stadt bewegen. "Schikanöse" Fußgängerquerungen etwa, die den Passanten zweimaliges Warten aufnötigen, dazu gesperrte Schleichwege, wie überhaupt viele im Winter gesperrte Wege, versehen mit dem Hinweis "Kein Winterdienst". Flanierwege, insbesondere der Isarboulevard, würden vernachlässigt, bei Neubauten der Fußgängerverkehr kaum berücksichtigt. Czisch stellt fest, es gebe "wenig Bemühungen der Stadt, das Wegenetz fußgängerfreundlich zu ergänzen".

Nach Vorstellung des Münchner Forums soll der Fußgängerverkehr einen gewichtigen Niederschlag im Verkehrsentwicklungsplan der Stadt finden - und ein Gutachten erstellt werden, um Verbesserungen auszuloten. Dabei sieht an diesem Vormittag im Nieselregen nicht nur das Münchner Forum die Fußgänger vor allem durch Baustellen drangsaliert. Monika Grentz, Personalratsvorsitzende bei der Förderbank Bayern, zeigt auf ihrem Handy Bilder von Passanten, die neben einer Baustelle an der Ecke Königin-/Schönfeldstraße auf der Fahrbahn zwischen Autos und Radlern lavieren. 300 Angestellte arbeiten bei dem Unternehmen am Standort Schönfeldviertel. Grentz: "Es ist ein Spießrutenlauf, sich hier im öffentlichen Raum zu bewegen."

© SZ vom 11.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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