Maxvorstadt:Karla bekommt eine Tochter

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Neuer Zufluchtsort: Die Eröffnung der Nebenstelle von Karla 51 bezeichnet Regionalbischöfin Susanne Breit-Kessler (Mitte) als "großen Grund zur Freude". (Foto: Florian Peljak)

Das Frauenobdach an der Karlstraße 51 eröffnet unweit seines Domizils eine Zweigstelle mit 15 zusätzlichen Plätzen

Von Daniel Gözübüyük, Maxvorstadt

Nach drei Jahren Sanierungs- und Renovierungszeit bekommt das Frauenobdach Karla 51 nun Zuwachs: Die "Kleine Karla" ist fertig. Von 13. August an gibt es 200 Meter von der bestehenden Einrichtung des Evangelischen Hilfswerks an der Karlstraße 51 nun 15 zusätzliche Plätze für Frauen und deren Kinder, die in akuten Krisen Hilfe und Schutz benötigen. "Wer ein altes Haus auf Vordermann gebracht hat, der kennt böse Überraschungen", sagt Einrichtungsleiterin Isabel Schmidhauer. "Und wir hatten sie alle."

Laminierte Fotos in den Zimmern erinnern an frühere Verhältnisse; alt, kahl, schmutzig, nicht gerade ein Ort zum Wohlfühlen. "Eines der größten Probleme waren die komplizierten Brandschutzauflagen", sagt Schmidhauer. Ein neues Fenster mit integriertem Brandmelder kostete demnach bis zu 13 000 Euro. "Auch mit den Möbeln hatten wir etwas Pech, sie wurden nicht zum abgemachten Zeitpunkt gebracht."

1,2 Millionen Euro hat die Stadt in die Sanierung investiert, die Münchner Wohnungsbaugesellschaft Gewofag stellte die dazugehörigen Räume im ersten und zweiten Stock des Wohnhauses an der Karlstraße 40 zur Verfügung. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Geräumige und moderne Zimmer, jedes hat eine kleine Kochnische, die Betten noch eine zusätzliche Matratze, die man ausziehen kann. Ein eigenes Bad haben die Wohnungen allerdings nicht. Zwei Bewohnerinnen teilen sich je eine Toilette. Bei Bedarf können bestimmte Zimmer miteinander verbunden werden, beispielsweise für Frauen mit mehreren Kindern. Die Kleinen dürfen sich darüber hinaus auch auf ein Extra-Zimmer im Keller freuen - mit Sprossenwänden, Schaukelbooten und bunten Spielwürfeln in der Größe von Kissen.

"Wir sind glücklich, dass die Mama jetzt eine Tochter bekommt", sagt Susanne Breit-Kessler, evangelische Regionalbischöfin. Sicherlich gebe es großen Grund zur Freude, aber gleichzeitig auch viel, auf das man mit kritischem Augen blicken sollte. "Es ist eine Schande für Deutschland, dass noch immer so viele Frauen wohnungslos und der Gewalt ihrer Männer ausgesetzt sind." Daher sei es christliche Pflicht, diesen hilfesuchenden Frauen zu helfen. "Es heißt, die, die keine Rechte haben, die, die besonderen Schutz brauchen, denen muss man beistehen", sagt sie.

Karla 51 tut dies seit gut 22 Jahren. Rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr. Mehr als 5000 Beratungen und Aufnahmen wurden durchgeführt. Jetzt können die vielen Arbeiterinnen, von denen sich Bischöfin Breit-Kessler begeistert zeigt ("Mein lieber Scholli, was für eine Woman-Power!") ihr Angebot mit den zusätzlichen Räumen noch erweitern. Was auch nötig ist, wie Sozialreferentin Dorothee Schiwy meint: "München wächst kontinuierlich, mehr als 25 000 Bewohner kommen jedes Jahr dazu. "Daher sind wir extrem froh, dass wir so zentral und nah an der Ursprungs-Karla den Platz für eine Erweiterung gefunden haben."

© SZ vom 27.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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