Maxvorstadt:Im Schleudergang

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Einst Frontlader mit Auslaufschutz, im zweiten Leben nun Konzeptkunst von Alexander Laner. (Foto: Apartment der Kunst)

Alexander Laners "Psychogramm für vier Waschmaschinen"

Von Jutta Czeguhn, Maxvorstadt

Wenn die Waschmaschine im Schleudergang ungestüm zu hüpfen beginnt und trommelt wie eine Percussion-Gruppe, deutet sich der Anfang vom bitteren Ende an. In dieser Schepperphase, wenn sich das Haushaltsgerät gurgelnd, müffelnd, Socken fressend seinem letzten Vollwaschgang entgegen dreht, ist das Mensch-Maschine-Verhältnis mal wieder in seinen Grundfesten erschüttert. Kein Weichspüler kann da Linderung bringen. Womöglich ist das dann der Moment, sich ins Rückgebäude der Schönfeldstraße 19 zu begeben, zu Alexander Laner, der dort im Apartment der Kunst ein "Psychogramm für vier Waschmaschinen" ausstellt, Teil der aktuellen Schau mit dem sehr realitätsbezogenen Titel "Stress auf Arbeit".

Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Künstler, Jahrgang 1974, dem Sujet Waschmaschine konzeptionell nähert. Man muss sich nur erinnern an seine Arbeit "An der schönen blauen Donau" von 2010, als Laner eine Waschmaschine auf einen Autoreifenschlauch setzte und im Dreivierteltakt schaukeln ließ. Die Rotation der Trommel gab den Wiege-Rhythmus zu Johann Strauss' Walzer vor. Um die Durchlässigkeit zwischen Kunst und Leben ging es auch in Laners künstlerischer Position "Dreckschleuder" aus dem Jahr 2014, die einen weiteren reparaturanfälligen Haushaltshelfer in den Mittelpunkt einer ästhetischen Aneignung und Sichtbarmachung stellte: Laner baute Teile eines Geschirrspülers in einer Glasvitrine zu einer neuen Apparatur zusammen. Schlamm und Wasser kamen in seiner Skulptur ebenfalls zum Einsatz.

Als Meisterschüler des Anarcho-Bildhauers und Objektkünstlers Olaf Metzel hat Alexander Laner 2004 sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München abgeschlossen. Er hat auch eine Ausbildung als Schilder- und Lichtreklamehersteller sowie als Steinmetz. Einem breiten Publikum wurde er in München mit seiner Arbeit "Schöner Wohnen" bekannt, wo er auf dem Wittelsbacher Platz einen bewohnbaren Denkmal-Sockel schuf.

Es besteht kaum Grund zum Zweifel, dass nicht auch sein "Psychogramm für vier Waschmaschinen" die Menschen ähnlich tief erschüttert.

Ausstellung "Stress auf Arbeit", von Alexander Laner im Apartment der Kunst, Schönfeldstraße 19, Rückgebäude, bis zum 3. Juni, Öffnungszeiten dienstags bis donnerstags von 10 bis 16 Uhr, Freitag von 10 bis 13.30 Uhr oder nach Vereinbarung.

© SZ vom 13.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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