Maxvorstadt:Gezerre um Glaskasten

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Bezirksausschuss will weiter über Nazi-Topografie informieren

Lang, jahrzehntelang, hat es gedauert, bis in München ein NS-Dokumentationszentrum vergangenes Jahr eröffnen konnte. Der markante Kubus steht nun auf dem Gelände der einstigen NSDAP-Parteizentrale an der Brienner Straße, inmitten jenes Areals, das die Nazis damals zu einer Art Verwaltungsbezirk umgestaltet hatten. Ein Ort der Erinnerung, der historischen Bildung - am einstigen Ort der Täter. Für die Lokalpolitiker in der Maxvorstadt ist das eine große Freude, hatten sie sich doch seit Jahrzehnten für einen solchen Erinnerungsort eingesetzt. Nur eines stört die Politiker im Bezirksausschuss: dass ihr Glaskasten an der Ecke zur Arcisstraße dem Kubus weichen musste. Darin hatten die historisch engagierten Bürgervertreter Info-Karten zur Topografie der ehemaligen Nazi-Bauten im Umfeld ausgehängt - nun wollen sie den Kasten zurückhaben. "Ich sehe nicht ein, warum wir uns das gefallen lassen sollen", sagte Valentin Auer (CSU) in der Sitzung des Bezirksausschusses Maxvorstadt.

Er meinte damit das Kulturreferat und das städtische Direktorium. Ersteres beschied dem Gremium, dass man einen solchen Schaukasten zwischenzeitlich "nicht mehr für sinnvoll" halte, wie es in einer E-Mail heißt. Es gebe an dieser Stelle keinen Bedarf an zusätzlichen historischen Erläuterungen. Das Direktorium hält das für stichhaltig und teilte dem BA in einem Schreiben mit: Für den Informationsschaukasten des BA könne die "Gestattungsvereinbarung nicht weiter aufrecht erhalten werden". Man werde sich um einen alternativen Standort bemühen.

Den wollen die Lokalpolitiker aber nicht. "Viele Leute haben keine Zeit, ins Museum zu gehen. Für die ist die Infotafel sehr geeignet", sagte Ruth Gehling (Grüne). Der Gremiumsvorsitzende Christian Krimpmann (CSU) wollte ebenfalls keine "Konkurrenz" zum NS-Dokumentationszentrum erkennen; er formulierte zudem die Forderung, wie sie nun an die Stadt ergehen wird: "Wir wollen den Schaukasten unbedingt festhalten."

© SZ vom 02.02.2016 / smüh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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