Maxvorstadt:Der Traum vom Markusplatz

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Wenig Platz am Portal: die Markus-Kirche nebst dem Altstadtring. (Foto: Stephan Rumpf)

Neben Wildbieslern und Wildparkern geht es bei der Bürgerversammlung auch um die Gestaltung des Raums vor der Kirche an der Gabelsbergerstraße

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt

Dieses kurze Fazit stand am Anfang der Veranstaltung, doch es hätte auch als Resümee am Schluss gepasst: "Wir haben keine großen Probleme; aber um die kleinen kümmern wir uns ebenso energisch", sagte der Vorsitzende des Bezirksausschusses Maxvorstadt, Christian Krimpmann (CSU), vor gut 200 Besuchern bei der Bürgerversammlung für den Stadtbezirk in der Markus-Kirche.

Die 19 Anträge lassen keine drängende Missstimmung in der Bevölkerung erkennen; dafür gibt es aber Unmut über die lokalen Zumutungen des Verkehrs, welche die Bürger von Stadt und Polizei abgestellt haben wollen. Nur einer ließ erkennen, dass es da ein durchaus problematisches Großprojekt gibt: Der Hausherr an diesem Abend, Pfarrer Olaf Stegmann, richtet dringende Wünsche angesichts der Planungen zur Umgestaltung der Kreuzung vor seiner Haustüre, am Westausgang des Altstadtringtunnels, an die Stadt.

Das tut er nicht selbst, sondern lässt Gernot Brauer vom Münchner Forum für sich sprechen. Er will nach eigenem Bekunden nicht den Eindruck erwecken, die Kirche melde Sonderwünsche oder Vorzugsrechte an. Das Münchner Forum als bürgerschaftlicher Diskussionsverein sollte sein Antragsrecht nutzen. Die Organisation hatte mit dem Bezirksausschuss von der Stadt einen Workshop-Prozess für die Umgestaltung der Oberfläche zwischen Markus-Kirche im Norden und Bayerischer Landesbank erwirkt. Es soll darum gehen, wie diese Straßenschlucht menschenfreundlicher werden kann. Der derzeitige Stand: Die Gabelsbergerstraße soll auf fünf Spuren zusammengestutzt werden. Dadurch entstehen an den Rändern gut 13 000 Quadratmeter "Gestaltungsspielraum", wie es zuletzt hieß.

Pfarrer und Münchner Forum setzen sich dafür ein, dass der Streifen vor der Markus-Kirche breiter, der vor der Landesbank schmaler wird, mithin die Straßenführung nach Süden verschwenkt wird. Das Ziel: ein "Markusplatz" vor der Kirche, wie es Stegmann aktuell im Gemeindebrief nennt, ein attraktiver Außenbereich, auch als Entree zum Kunstareal. Der Antrag hatte sinngemäß zum Ziel, dass die Stadt den "Gestaltungsspielraum" zu Gunsten der Markus-Kirche einsetzt.

Doch die Mehrheit der Besucher stimmte dagegen. Sie ließen sich wohl von den Ausführungen eines Baureferats-Mitarbeiters überzeugen. Er appellierte an alle, den laufenden Workshop-Prozess nicht "vorschnell" mit einem Votum zu beeinflussen. Überdies ließ er wenig Sympathie für die Idee erkennen. Ihm zufolge würde eine Straßenverschwenkung auf Kosten gestaltbarer Fläche gehen. "Zudem werden die vorhandenen Zufahrten zu den Gebäuden verlängert, wodurch kein gestalterischer Raum gewonnen wird."

Mag für die Besucher dieses ansonsten heiß diskutierte Thema kaum eine Rolle gespielt haben - der öffentliche Raum mit seinen Komplikationen in diesem großstädtischen Bezirk tat es durchaus. Eine Frau wünschte sich eine Blitzampel an der Kreuzung Brienner/Ludwigstraße, um rücksichtlose Abbieger einzubremsen, ein Mann Ampeln und Zebrastreifen sowie erhöhte Kreuzungsschwellen am Josephsplatz - beides lehnte die Versammlung ab. Auch Poller, die auf der Verkehrsinsel am Oskar-von-Miller-Ring Wildparker verhindern sollen, bekamen keine Mehrheit. Dafür votierte die Versammlung für längere Grünphasen an den Fußgängerampeln am Platz der Opfer des Nationalsozialismus und am Lenbachplatz; an letzterem soll zudem eine als störend empfundene Plakatwand entfernt sowie das Goethe-Denkmal in der Grünanlage besser vor Wildbieslern geschützt werden. Das alles sind keine großen Probleme, sie wurden aber energisch vorgetragen. Besonderen Nachdruck verlieh eine Frau ihrer Bitte an die Polizei, härter gegen laut dröhnende Boliden auf der Ludwigstraße vorzugehen. Sie signalisierte ferner kein Verständnis für einen Polizeibeamten, der ihr am Telefon einmal folgendes beschieden haben soll: "Sie müssen Verständnis haben für die jungen Leute, die ihre Autos ausprobieren wollen." Da stimmte auch der Leiter der zuständigen Polizeiinspektion, Stephan Funk, ins kollektive Grinsen mit ein. "Wir haben diese Poser im Blick, verwarnen regelmäßig", sagte er. Sein Kommentar zur Problemlage im Stadtbezirk: "Die Maxvorstadt ist eines der sichersten Viertel in München."

© SZ vom 21.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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