Maxvorstadt:Der Marktplatz der Museen

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Raum für Begegnungen: Die großen Freiflächen zwischen den Pinakotheken wurden beim zweiten Kunstareal-Fest im Mai 2015 auf vielfältige Weise genutzt. (Foto: Johannes Simon)

Das Vorhaben, das Kunstareal rund um die Pinakotheken als Marke zu etablieren, kommt nicht recht voran. Das "Münchner Forum" stellt nun eine Forderung an Freistaat und Stadt.

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt

Geträumt und geschwärmt haben schon viele vom Münchner Kunstareal, warum sollte Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) da eine Ausnahme machen. Das Kunstareal, so schildert er den Gästen beim Neujahrsempfang der Maxvorstädter CSU seinen Traum, könne eine "Agora" sein, ein Marktplatz, ein Mittelpunkt "für dieses weltweit größte Museumsquartier". Dann spricht er noch von der "Jahrhundertchance" und schließt so: "Man kann träumen, was hier noch möglich ist." Allein, es gibt Menschen in der Stadt, die sich endlich Taten wünschen. Das Münchner Forum zum Beispiel.

Der Diskussionsverein für Stadtgestaltung fordert in der neuesten Ausgabe seines Online-Magazins Standpunkte, die Empfehlungen des Bürgergutachtens endlich umzusetzen. Die Zuständigkeiten würden zwischen Museen, Verwaltung und Politik hin- und hergeschoben, heißt es in einem Beitrag von Martin Fürstenberg. Er kritisiert, dass die Prüfungen und Umsetzungen der Bürgerempfehlungen viel zu lange dauern. Guido Redlich, Vorsitzender des Förderkreises Kunstareal und Mitglied im Stiftungsrat der Pinakothek der Moderne, fordert in einem Interview in dem Heft, die organisatorische Basis für die Verwaltung des Kunst-Verbunds zu schaffen.

"Kunstareal" ist bisher nur ein Name für das Projekt, Kunst-, Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen auf dem Gebiet rund um die Pinakotheken zwischen Heß-, Türken-, Karlstraße und Richard-Wagner-Straße zu vernetzen. Seit 2009 gibt es den Plan von Stadt und Staat, die einzelnen Institutionen unter der Marke "Kunstareal" zusammenzufassen. Der Lehrstuhl für Städtebau und Regionalplanung der Technischen Universität (TU) München hat dazu ein Strategiepapier vorgelegt; seit zwei Jahren liegt das Bürgergutachten als knapp 100-seitiges Dossier mit detailliertem Maßnahmenkatalog vor.

Die wichtigsten Punkte: Das Areal müsse topografisch konsistenter strukturiert, die Verkehrsbelastung reduziert werden. Die großen Freiflächen zwischen den Häusern müssten ansprechender genutzt werden. Passiert ist bisher wenig. Immerhin konnten staatliche und städtische Stellen eine Steuerungsgruppe einrichten. Als Fortschritt wird von den Akteuren das sogenannte Begleitsystem gewertet, das in den kommenden Monaten installiert werden soll. Das sind Wegweiser-Stelen, in einheitlichem Design gestaltet. Als Schaltzentrale zwischen Behörden, Politik, Museen und Behörden fungiert die "Koordinierungsstelle Kunstareal", besetzt mit zwei Teilzeitkräften.

Das Münchner Forum lobt zwar die Fortschritte, mahnt die Verantwortlichen aber zum entschlossenen Handeln. Die Bürgerempfehlungen sollen nach den Worten von Martin Fürstenberg ernst genommen und umgesetzt werden. Dabei nennt er in seinem Standpunkte-Artikel etwa die Einrichtung eines zentralen Ortes, "an dem Besucher empfangen und zu aktuellen Angeboten beraten werden können". Ferner solle der Bezirksausschuss kontinuierlich in den Dialog eingebunden werden.

Der Verein legt zudem ein Konzept für neue Wegverbindungen zwischen Odeonsplatz und Kunstareal vor. "Mit Stelen allein ist es nicht getan", heißt es in dem Text. Das Kunstareal müsse optimal erreichbar sein, "hier gibt es aktuell den größten Handlungsbedarf und das größte Verbesserungspotenzial". So sollen nach der Vorstellung des Münchner Forums die Wegverbindungen durch die Brienner Straße zum Karolinen- und Königsplatz ebenso deutlich ausgeschildert werden wie die künftige Möglichkeit, durch die neue Siemenszentrale am Wittelsbacherplatz zum Kunstareal zu gelangen. Auch einige Kreuzungen sollten umgestaltet werden. Der ehemalige Bezirksausschuss-Vorsitzende Klaus Bäumler sieht in seinem Beitrag die Neugestaltung der Freiflächen um die Museen als vordringlich an. Den Bereich um die Pinakothek der Moderne ähnelt nach Bäumlers Worten "einer abgeräumten Baustelle". Indes bestätigte das staatliche Bauamt München I zuletzt, derzeit an einem "Masterplan Freiflächengestaltung" für das Kunstareal zu arbeiten. Bis Ende 2016 soll er fertig sein, hieß es.

Guido Redlich wirbt ebenfalls für eine bessere Gestaltung der Areale. Und er hält einen Ausbau einer eigenen Verwaltungsstruktur für zwingend. "Eine kontinuierliche Geschäftsstelle ist notwendig", sagt er und spricht sich zudem für ein regelmäßig tagendes Plenum aus. "Langfristig brauchen wir ein Kunst-Kuratorium", sagt er.

© SZ vom 14.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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