Maxvorstadt:Bayerns größte Kassenhäuschen

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Planungsausschuss schafft baurechtliche Voraussetzungen für die Weiterentwicklung des "Steuer-Campus"

Von Alfred Dürr, Maxvorstadt

Der geplante "Steuer-Campus" an der Deroystraße nimmt Gestalt an. Der erste Bürokomplex, der seit Oktober 2015 in die Höhe wächst, ist im Rohbau nahezu fertig. Wenn die Finanzbeamten voraussichtlich im nächsten Sommer dort ihre modernen Büros beziehen, herrscht noch keine Ruhe auf dem Areal. Denn nach und nach werden weitere Gebäude des erkennbar in die Jahre gekommenen Finanzamt-Zentrums abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Der Planungsausschuss des Stadtrates hat nun die baurechtlichen Voraussetzungen dafür geschaffen, dass diese Umstrukturierung in weiteren Schritten erfolgen kann. Einstimmig fasste das Gremium den Billigungsbeschluss zum Bebauungsplan.

Der Freistaat Bayern errichtet für 362 Millionen Euro im Bereich Deroystraße, Marsstraße und Arnulfstraße in sechs zeitlich gestaffelten Abschnitten eine zentrale Anlaufstelle für alle Steuerangelegenheiten. Das ist allerdings eine langfristige Maßnahme: Ziel des Freistaates ist es, das Projekt bis zum Jahr 2030 abzuschließen; die ursprünglichen Standorte der Münchner Finanzämter und der Steuerverwaltung werden aufgegeben. Voraussichtlich verkauft der Freistaat die frei werdenden Flächen, um mit dem Erlös den neuen Steuer-Campus zu bezahlen.

Der Bebauungsplan für das Projekt Deroystraße bezieht sich auf eine Fläche von 34 000 Quadratmetern. Der öffentliche Grünbereich im Westen des Grundstücks wird knapp 15 000 Quadratmeter umfassen. Im zweiten Bauabschnitt soll eine Kindertagesstätte mit zwei Kindergarten- und vier Krippengruppen realisiert werden. Auch Wohnungen sind vorgesehen: Der Freistaat wird etwa 7 500 Quadratmeter Geschossfläche dafür bereitstellen.

Die Planungen für die umfangreiche Reorganisation der Finanzverwaltung in München, die als bundesweit einzigartig gilt, laufen schon seit mehr als zehn Jahren. Dass es nun zügig mit der Umgestaltung des Geländes nach den Plänen der Nürnberger Architekten Bär, Stadelmann, Stöcker weitergehen kann, ist keine Selbstverständlichkeit.

Zwischenzeitlich sah es sogar nach dem Ende des ehrgeizigen Projektes aus. Die Haushaltspolitiker im Landtag waren sich nämlich keineswegs sicher, ob sich die Großinvestition für den Steuer-Campus überhaupt lohnt. Weitere Anmietungen oder gar Auslagerungen einzelner Abteilungen in verschiedene bayerische Regionen wurden überlegt. Doch am Ende stand für Finanzminister Markus Söder (CSU) fest: Der neue Campus in München ist wirtschaftlicher als alle anderen Lösungen.

Söder setzt nicht nur auf ein gutes Geschäft beim Verkauf der frei werdenden Flächen - etwa an der Karlstraße, der Winzererstraße, der Prinz-Ludwig-Straße, der Seidl- und Augustenstraße. Für ihn ist die Münchner Behörde ein Superlativ: Mit einem Steueraufkommen von jährlich 44 Milliarden Euro erwirtschaftet es fast 42 Prozent des gesamten bayerischen Aufkommens.

© SZ vom 23.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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