Maxvorstadt:Abschreckendes Beispiel

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Verärgerte Anwohner: Sie wollen nur kleinere Feste auf dem Josephsplatz. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Nach dem Weinfest der CSU wollen die Anwohner verhindern, dass der Josephsplatz zur Party-Zone wird

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt

Schon kurz nach der entgleisten Party auf dem Josephsplatz war zu spüren, dass die Christsozialen in der Maxvorstadt den Vorfall gerne ad acta legen würden. Es sei nun einmal passiert, war aus den Reihen der CSU-Fraktion im Bezirksausschuss zu hören. Im nächsten Jahr, so gelobten die Stadtteilpolitiker sinngemäß, werde das nicht so ausufern. Den Anwohnern reichen die Beteuerungen allerdings nicht - und sie haben das aus dem Ruder gelaufene CSU-Weinfest im Juli auch nicht vergessen, im Gegenteil.

Die Sommerabend-Sause dient den Nachbarn jetzt als Negativ-Beispiel, wie es auf dem neu gestalteten Platz nicht ablaufen soll. "Wir befürchten nun seit dem aus den Fugen geratenen Weinfest, dass wir hier eine Partymeile werden", schreibt eine Hausgemeinschaft in einem Brief an Zweite Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) und den Vorsitzenden des örtlichen Bezirksausschusses, Christian Krimpmann (CSU). Die Anwohner formulieren einen kurzen Forderungskatalog, der auch in der Ferien-Sitzung des Lokalgremiums an diesem Mittwoch, 16. August, im Bürgerbüro an der Schellingstraße 28a, auf der Tagesordnung steht (Beginn: 19.30 Uhr). "Wir sind keine Feier-Bremser", betont die Mitverfasserin des Papiers, Kristin Holighaus. Es solle mit den Bürgern überlegt werden, welche Art von Festen auf dem Josephsplatz zugelassen und in welcher Frequenz diese auf dem Platz stattfinden dürfen und sollen. "Die Leute wollen nicht, dass das überhand nimmt", sagt Holighaus.

Die 42-jährige Journalistin und Stadtführerin stützt sich dabei auf eine von ihr selbst initiierte Unterschriftenaktion als Reaktion auf das CSU-Weinfest. Die Fete war die erste öffentliche Festveranstaltung mit Live-Musik und reichlich Alkohol bis spät in die Nacht, die auf dem neu gestalteten Platz stattfand. Die Premiere wuchs sich zur Massen-Party aus - bergeweise Müll und Scherben türmten sich am Morgen danach auf und um den Spielplatz.

Thomas Kaiser, Bewohner im Haus Josephsplatz 3, berichtet von gut 100 Weinflaschen, die er allein am Ausgang zur Kirche registriert habe, dazu "eine Unmenge" an Bierverschlüssen und Zigarettenkippen. "Der Spielplatz war nicht geschützt und wurde nicht nur zum Saufen, sondern auch für körperliche Bedürfnisse genutzt", heißt es in dem Brief an Bürgermeisterin und BA.

Die Hausgemeinschaft am Josephsplatz 3 hat darin auch einige Willensbekundungen festgehalten, die in gesonderter Form in umliegenden Geschäften auslagen - und die laut Holighaus 118 Anwohner rund um den Josephsplatz unterschrieben haben. "Wir möchten keine großen Feste für Leute aus der ganzen Stadt, sondern kleinere Stadtteilfeste am Platz", gibt die Frau den dringendsten Wunsch der Unterzeichner wieder. Die Veranstaltungen sollten überdies "keine unschönen Nachwirkungen haben" wie einen verdreckten, mit Scherben, Kronkorken, Fäkalien verunreinigten Spielplatz. Vielfach hätten Nachbarn die Befürchtung geäußert, dass der neu gestaltete Josephsplatz nun womöglich stadtweit als schöner Aufenthaltsort für Ausgehfreudige entdeckt wird - und zur Partyzone wird, ähnlich wie der Gärtnerplatz.

© SZ vom 14.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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