Malerei:Tränen in neuem Glanz

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Die Alte Pinakothek präsentiert das frisch restaurierte Gemälde "Beweinung Christi" von Sandro Botticelli einen Tag lang der Öffentlichkeit.

Von Jürgen Moises

Sie hat etwas von einem Schelmenstück, die Geschichte, wie Botticellis "Beweinung Christi" 1814 nach Bayern gelangt ist. Der zugehörige Schelm war Michele Mazzoni, der 1808 im Auftrag Napoleons die Kunstschätze der aufgelösten Klöster seines Stadtviertels in Florenz inventarisierte. Dabei entdeckte er über dem Kamin der Apotheke eines Kanonikerstifts ein stark verschmutztes Gemälde. Weil er den wahren Wert erahnte, nahm er es nicht in seine Listen auf und kaufte es stattdessen den Kanonikern für einen lächerlichen Preis ab. Danach versteckte er es für ein Jahr im Pferdestall, ließ es vom Restaurator Luigi Scotti wiederherstellen und verkaufte es als von Kennern bestätigtes Werk Botticellis an einen Agenten des bayerischen Kronprinzen Ludwig. Wohl weil ihm wegen der Unterschlagung ein Verkauf ins Ausland sehr zupass kam.

Dank dieser leicht abenteuerlichen Geschichte gehört das um 1490 entstandene Bild jedenfalls nun zum Bestand der Alten Pinakothek. Und dort wird es am kommenden Sonntag für einen Tag in neuer Pracht zu sehen sein. Denn dank der Finanzierung durch die Rudolf August Oetker Stiftung wurde es komplett neu restauriert. Alte Retuschen, Übermalungen und Firnisschichten wurden entfernt sowie stilistische Veränderungen, die Luigi Scotti vornahm. Dieser hatte, wie sich zeigte, nämlich nicht nur verschmutzte und fehlende Stellen kaschiert, sondern sie klassizistischen Idealvorstellungen angepasst. Die neue Fassung soll dem ursprünglichen Zustand nun sehr nahe kommen. Davon kann man sich am Sonntag überzeugen. Danach verschwindet das Bild wieder für ein Jahr, um dann vom Oktober 2018 an in der Ausstellung "Florenz und seine Maler: Von Giotto bis Leonardo da Vinci" von neuem zu erstrahlen.

Botticellis "Beweinung Christi", Schautag, Sonntag, 15. Oktober, 10-18 Uhr, Alte Pinakothek, Saal XIII, Barer Straße 27, Telefon: 23 80 52 16

© SZ Extra vom 12.10.17 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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