Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt:Kunst im Quadrat

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Am 16-tägigen Festival auf der Theresienwiese wirken heuer auch Architekturstudenten mit

Von Lea Hruschka, Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt

Noch sind die Plakate, die Laura Kirsch und Benedikt Zierl am Donnerstag auf der Theresienwiese tapezieren, schwarz und weiß. Doch Besucher werden das Papier bald täglich mit farbigen Ideen füllen - und die 250 Quadratmeter in der "Westend-Ecke" mit Leben. Denn das Festival "Kunst im Quadrat" findet von Samstag, 31. Juli, an auf 50 mal 50 Metern statt und bietet Besuchern an 16 Festivaltagen mehr als 40 verschiedene Werkstättenangebote sowie Kunstaktionen, musikalische Acts und kulinarische Highlights.

Das gemeinsame Konzept der Glockenbachwerkstatt, des Köşk mit der Färberei und des neuen Kulturzentrums Luise war im vergangenen Jahr aufgrund der angespannten Corona-Lage für Künstler entstanden. Nun wird es auch 2021 die Theresienwiese bereichern - wahrscheinlich jedoch ein letztes Mal. "Die Wiesn kommt ja zurück", erklärt Festivalleiter Matthias Weinzierl. 20 Architekturstudierende der Hochschule München haben sich des Kunst-Festivals angenommen: Wo kann "Kunst im Quadrat" zukünftig stattfinden und was kann bereits in diesem Jahr verbessert werden? Im Zuge ihres Seminars haben sie zusammen mit den Dozentinnen Andrea Benze und Dorothee Rummel über vier Monate lang nach Antworten gesucht. In Zweierteams ging es zuerst darum, die Schwachstellen der Veranstaltung zu finden. In digitalen Befragungen, vor allem aber an Ort und Stelle auf der Theresienwiese, wollten die Studierenden herausfinden, was sich die Anwohner wünschen. "Das war genial", lobt Weinzierl. "Schließlich will man kein Fremdkörper auf der Wiese sein." Das Ergebnis fasst Studentin Laura Kirsch zusammen: "Mehr Sportmöglichkeiten, auch Workshops werden gerne wieder angenommen." Außerdem habe die Kulinarik im vergangenen Jahr begeistert. Denn statt Schweinshaxe wünschten sich viele "Vegan meets Biergarten", so die 25-Jährige.

Im Quadrat wird's bunt: Laura Kirsch und Benedikt Zierl plakatieren ihre innovativen Ideen. (Foto: Florian Peljak)

Nach dem Beteiligungsformat haben die Studierenden ihre Visionen für die Zukunft entworfen und den Veranstaltern vorgestellt. "Architekten müssen ihre Ideen auch kommunizieren können", betont Andrea Benze das Ziel ihres Konzepts. Manche Studierende konzentrierten sich dabei auf den "Bausatz", wie Zäune und Bühne. Andere hätten die gemeinschaftsbildende Funktion in den Vordergrund gestellt. Benedikt Zierl hatte mit seinem Projektpartner die Idee für ein "nachhaltiges Festival, das durch die ganze Stadt zieht". Laura Kirsch und ihr Projektpartner Marvin Michaelis nehmen dagegen den Konsumzwang öffentlicher Orte in den Blick. Sie schlagen vor, die konsumfreien Flächen außerhalb des Rechtecks mit einzubeziehen. Ein positiver Nebeneffekt wäre, dass so auch mehr Menschen teilhaben können. Denn aufgrund der Abstandsregeln dürfen sich aktuell nur 250 Besucher im Quadrat aufhalten.

Diese Anregung findet im diesjährigen Festivalplan prompt ihre Umsetzung. Denn dieses Mal gibt es nur eine Bühne, auf die - anders als im vergangenen Jahr - auch "freie Sicht vom Kotzhügel aus" bestehe, erklärt Weinzierl. So können es sich Besucher, die nur die musikalischen Acts bewundern und nicht konsumieren wollen, auf einer Picknickdecke bequem machen. Anstelle der zweiten Bühne wird es 2021 zwei Container geben, in denen das Werkstättenprogramm stattfindet.

Ob Keramik im Raku-Ofen brennen, Malen mit Pflanzenfarben oder Tanzen mit Ariadne Jakoby - das Programm ist vielfältig. Auch für gesellschaftspolitische Bildung ist gesorgt, beispielsweise schenken Mitglieder des Bezirksausschusses 2 in ihrer Kindersprechstunde den Wünschen der Jüngsten Gehör.

Große Vielfalt schafft außerdem die Kooperation mit Gästen aus der Stadtgesellschaft, wie die Vereine Morgen, Sub oder Bellevue di Monaco. Die Gruppen hätten die Möglichkeit, ein spezifisches Programm für ihre Klientel zu gestalten, erklärt Weinzierl. "So wird es bunt!" Auch bei den Musik-Acts achten die Veranstalter auf Diversität. Mit vielen weiblichen Bands und DJanes wollen die Veranstalter der männerdominierten Festival- und Musikbranche gegensteuern. "Da sind wir besser als im letzten Jahr." Außerdem wird das Gelände barrierefrei gestaltet sein und der Eintritt ist frei. Finanziert wird das Festival erneut über Fördergelder. Die drei Bezirksausschüsse würden zwar weniger als im vergangenen Jahr beisteuern, dafür übernehme das Kulturreferat einen "großen Batzen", weshalb man auch nun gut ausgestattet sei, betont Matthias Weinzierl.

Er kann deshalb mit "purer Vorfreude" auf die kommenden zwei Festivalwochen blicken. An deren Beginn steht am Samstag, 31. Juli, popkultureller Rätselspaß. Von 15.15 Uhr an macht das Musikbingo mit DJ Rita den Festivalauftakt. Dabei können junge und alte Besucher ihren Eierlikör genießen und "Bingo!"-Rufe werden die Schlagerhits übertönen.

© SZ vom 31.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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