Lochhausen/Langwied:Zuflucht im Feuchtgebiet

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Fast versiegt: Mit Pumpen und Schläuchen wird derzeit das Wasser von dem Grundstück in den nahen Fischbach abgeleitet. (Foto: Florian Peljak)

Die Unterkunft für Asylsuchende an der Langwieder Hauptstraße wird trotz der Warnungen von Anwohnern auf einer Wiese errichtet, die häufig überflutet ist. Die Stadt versichert, das Problem in den Griff zu bekommen

Von Ellen Draxel, Lochhausen/Langwied

Anfang Oktober sollen die ersten von bis zu 300 Menschen in die neue Flüchtlingsunterkunft an der Langwieder Hauptstraße einziehen. Bis zu diesem Termin wird das Gebäude samt Außenanlagen laut der Sprecherin des Baureferats, Vanessa Assmann, "voraussichtlich bezugsfertig" sein. Dreimal ist der Einzug bereits verschoben worden, die Wiese war zu nass, um darauf bauen zu können. Zeitweise ragte der Holzbau aus dem Baustellen-See wie eine Insel.

Nachbarn hatten immer wieder gewarnt, in Langwied sei das Grundwasser extrem hoch. Und die Fläche, auf der die Unterkunft entstehen soll, sei besonders betroffen: Wegen des nassen Bodens hätten sich Anwohner hier früher in kalten Wintern mit Eisstockschießen vergnügt, hieß es. Deshalb, sagt Assmann, habe man den Bau auch nicht unterkellert. "Resultierend aus dem Ergebnis eines Bodengutachtens wurde das Gebäude 70 Zentimeter über die vorhandene Geländehöhe aufgeständert." Zur Ableitung des häuslichen Abwassers sei ein Schmutzwasserkanal vom Grundstück zum städtischen Abwasserkanal erstellt worden, die Grabungen seien über eine Bohrung - also von oben nicht sichtbar - erfolgt. "Und das Regenwasser wird über Mulden versickert", so die Behördensprecherin. Anwohner hatten kritisiert, dass die Stadt das Grundwasser mittels Pumpen und Schläuchen in den nahen Fischbach ableite. Befürchtet wurde, dass dieser dann so hoch anschwillt, dass die Keller der Anwohner volllaufen. "Bei uns läuft eine für extreme Witterungen eingebaute Pumpe im Keller seit einigen Wochen im Dauerbetrieb", informierte ein Nachbar erst jüngst den Bezirksausschuss Aubing-Lochhausen-Langwied. Aus dem Baureferat kommt nun Entwarnung: "Die Flüchtlingsunterkunft", heißt es, "wird sich in Bezug auf die Grundwasserthematik nicht nachteilig auf die umliegende Bebauung auswirken".

Die Unterkunft für Flüchtlinge an der Langwieder Hauptstraße sieht aus wie eine Insel. Rings um die Baustelle zieht sich ein See. "Auf der Wiese", weiß Christine Drey, "stand schon immer Wasser." Schon als die heute 62-Jährige noch ein Kind war. Drey ist in Langwied geboren, sie erinnert sich noch, wie sie sich früher in kalten Wintern auf dem Grundstück mit Eisstockschießen vergnügten. "Der Boden war dafür nass genug."

Dass das Wasser auf dem Areal nicht abläuft, bekommen die Nachbarn immer dann zu spüren, wenn ihre Keller mal wieder volllaufen. Deshalb warnten sie auch die Stadt, als diese die Flüchtlingsunterkunft plante. In Langwied sei das Grundwasser extrem hoch, erklärten sie in Sitzungen des Bezirksausschusses, bei Informationsveranstaltungen und in Gesprächen an dem Grundstück. Dies sei der Grund, weshalb die Wiese exakt an der Stelle, wo die Gebäude hin sollen, häufig überflutet werde. Inzwischen steht ein Teil der in modularer Holzbauweise errichteten, zweigeschossigen Gebäude - sie ragen aus dem Wasser wie kurze Pfahlbauten.

Anfang März sollen die ersten Asylsuchenden in die Unterkunft einziehen, für bis zu 300 Flüchtlinge wird der Platz zumindest vorübergehend Heimat sein. "Bis dahin wird alles getan, das stehende Regenwasser abzulassen", versichert der Sprecher des Sozialreferats, Frank Boos. "Die Experten im Baureferat haben uns versichert, dass sie das Problem in den Griff bekommen, auch langfristig." Die technische Seite kennt Boos nicht, man werde, sagt er, den Fachleuten jetzt einfach vertrauen. "Völlig klar ist, dass die Menschen nicht im Morast leben können."

© SZ vom 26.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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