Lochhausen:Am Ziel vorbei

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Ende des Ackerbaus: An der Osterangerstraße sollen Wohnhäuser entstehen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Stadtviertelvertreter kritisieren die Planungen der Stadt für das Neubaugebiet "Am Osteranger". Das künftige Quartier fügt sich ihrer Ansicht nach nicht in die vorhandene Siedlungsstruktur ein

Von Ellen Draxel, Lochhausen

Die Kritik am jüngsten Wohnprojekt für Lochhausen ist deutlich. Die Stadt habe ihr Planungsziel, das Neubaugebiet "Am Osteranger" als einen "qualitativ hochwertigen Wohnstandort" zu entwickeln, mit dem jetzt vorgelegten Bebauungsplan-Entwurf nicht erreicht, findet der Bezirksausschuss Aubing-Lochhausen-Langwied. Nur mit sehr hohen Lärmschutzwänden, Gelände-Erhöhungen, Stützmauern und Eingriffen ins Grundwasser sei man "gerade so" in der Lage, die gesetzlichen Vorgaben an Lärm- und Grundwasserschutz zu erfüllen. In die vorhandene Siedlungsstruktur jedoch füge sich das neue Quartier nicht ein: "Dieses Ziel wird verfehlt." Die vorgesehene viergeschossige Riegelbebauung an der östlichen Grundstückgrenze sei gegenüber den zweistöckigen Nachbarhäusern "zu massiv".

Bis zu 400 Wohnungen für etwa 1000 Menschen will die Büschl Unternehmensgruppe zwischen Hufschmied-, Langwieder Hauptstraße, Osteranger- und Lochhausener Straße errichten. Das Konzept sieht unterschiedliche Haustypen vor, die sich um vier Höfe gruppieren - Mehrspänner, Reihenhäuser und einen Hochpunkt. Zwischen drei und fünf Stockwerken sollen die Gebäude haben, zu den Siedlungsrändern hin abfallend. Im Zentrum befindet sich ein Quartiersplatz, im Westen ist eine Einrichtung für Kinder mit drei Krippen- und drei Kindergartengruppen inmitten einer öffentlichen Grünzone vorgesehen.

Die Autos der künftigen Bewohner sollen in Tiefgaragen verschwinden, für Besucher sind rund 50 oberirdische Stellplätze geplant. Die Zufahrt erfolgt über den Ausbau der südlichen Osterangerstraße und eine neu zu errichtende Stichstraße, deren Wendeplatz zugleich die Quartiersmitte bildet. Die Stichstraße zweigt an einer neuen Kreuzung mit Ampel und Linksabbiegespur an der Lochhausener Straße ab.

Zum Schutz vor Lärmimmissionen sieht der Entwurf außerdem eine rund fünf Meter hohe Kombination aus Lärmschutzwand und -wall im Süden zur Lochhausener Straße und im Westen zur Autobahn A 99 vor - plus "passiven Lärmschutz" etwa in Form von Laubengängen, Loggien, vorgehängten Fassaden oder Schallschutz-Erkern in den oberen Stockwerken. Denn in diesen Etagen können laut der Vorlage, zu der die Lokalpolitiker jetzt angehört wurden, "trotz der aktiven Maßnahmen die Orientierungswerte überschritten" werden.

Da die Bedenken der Anlieger und Lokalpolitiker von Anfang an groß waren, hatte das Planungsreferat bereits vor einem Jahr eine Erörterungsveranstaltung mit Architekten und Verkehrsplanern organisiert, an der auch etwa 120 Bürger teilnahmen. "Das Vorhaben", monierten die Nachbarn damals, "passt nicht zu unserem ländlichen Ortsbild". Lochhausen hat einen dörflichen Charakter, die Gebäude der neuen Siedlung dagegen sind vergleichsweise hoch. Lange Riegel sollten nach dem Willen der Bürger deshalb untergliedert, Dachlandschaften modelliert werden. Statt der Flachdächer plädierten die Anwohner für Satteldächer. Ideal hätten die Kritiker eine völlig neue Anordnung der Bauten gefunden: eine hohe Riegelbebauung an der stark befahrenen Lochhausener Straße, und dahinter die niedrigeren Häuser, angeglichen an die Umgebung. Umgesetzt worden aber ist keiner der Wünsche. Stattdessen muss das Baugelände nun wegen des hohen Grundwasserspiegels in Lochhausen angehoben werden. Nötig könnten dadurch laut dem Papier auch "Stützmauern zur östlichen Nachbarbebauung" werden.

Als problematisch erachtet der Bezirksausschuss vor allem auch die verkehrliche Entwicklung. Die Lochhausener Straße ächzt bereits heute unter der Transitlast: Mit der neuen Siedlung kommen laut dem Bebauungsplan-Entwurf zu den täglich 23 500 Autos, die die zentrale Route nutzen, weitere 1500 hinzu. Aus Sicht der Bürgervertreter aber können "sowohl die Osterangerstraße als auch das nachrangige Straßennetz keinen weiteren Verkehr aufnehmen". Dasselbe gelte für den vorhandenen Geh- und Radweg. Insofern, fordern sie, müsse schon "vor der Bebauung" der in dem Entwurfspapier genannte Fuß- und Radweg entlang des Bahnkörpers zum Manganusweg und "zeitnah" der Geh- und Radweg an der Südseite der Lochhausener Straße erstellt werden.

© SZ vom 24.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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