Liederabend:Fein abgemischt

Matthew Polenzani singt im Prinzregententheater Schubert, Schumann und Poulenc.

Von Klaus Kalchschmid, München

Es ist nicht mehr selbstverständlich, dass Liederabende auswendig gesungen werden. Matthew Polenzani wagt es erfolgreich im Prinzregententheater und singt auch noch auf Deutsch, Englisch und Französisch: Schubert und Schumann, Finzi, Ives und auch feinste "Chansons" von Francis Poulenc.

Bei "Im Frühling", "Frühlingsglaube" oder "Ständchen" dominiert zu Beginn sein heller, lyrischer Opern-Tenor über die Lieder. Trotz Gestaltungskraft, schöner Attacke im Forte oder gut abgemischter Kopfstimme vermag Polenzani den Facetten von Schumanns "Liederkreis" op. 24 nicht immer ganz gerecht zu werden. Für das Dunkle, Abgründige und den Farbenreichtum ist der famose Julius Drake zuständig, und man ertappt sich dabei, manchmal dem Pianisten aufmerksamer zuzuhören als dem Sänger.

Im rhapsodischen Tonfall von Gerald Finzis "A Young Man's Exhortation" nach Gedichten von Thomas Hardy ist Polenzani ganz in seinem Element. Und dann Poulenc: Beim sprachlichen wie musikalischen Esprit von "La Dame d'André", "Mon cadavre", "Violon" oder "Fleure" ist der Mann ganz bei sich und seiner Stimme, und man erinnert sich wieder an seinen exzellenten Fernand in Donizettis "La Favorite" 2016 an der Bayerischen Staatsoper.

Für die "Feldeinsamkeit" von Charles Ives gab's extra Applaus und auch der raffinierte Volkston von "The World's Highway", "Memories", "The Greatest Man" oder "When Stars Are in the Quiet Skies" zündete großartig. Der legendäre irische Folksong "Danny Boy" wurde als letzte Zugabe nicht nur mit kollektivem "Ahh!" begrüßt, sondern auch sehr charmant serviert. Freuen wir uns also auf Polenzani bald in der Titelpartie von Mozarts "Idomeneo" am selben Ort!

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