Auf den Billboards der Kunstinsel am Lenbachplatz gibt es zwei neue Motive. Der Untergrund ist weiß-blau und ähnelt einem typisch bayerischen Himmel. Tatsächlich ist es eine verfremdete Bettlandschaft und eine Naturszenerie. Nur die veränderten Farben der riesigen Polaroids lösen die Himmels-Assoziation aus. Viel wichtiger aber noch: Auf jeder Seite der Billboards steht nur ein Wort, eines auf arabisch, eines auf hebräisch. "City of Words" hat Lia Sáile ihre Installation genannt. Und wer sich fragt, was das steht, erfüllt genau die Voraussetzung, auf die die Münchner Künstlerin setzt: auf das "Unbehagen der Unlesbarkeit". Rücken an Rücken begegnen sich hier die beiden Kulturkreise, die sich noch immer weitgehend unversöhnlich gegenüberstehen. Dass die Arbeit das Format von Werbetafeln hat, wirkt fast absurd, denn während Werbebotschaften auf Eindeutigkeit setzen, setzt Lisa Sáile auf Mehrdeutigkeit. Wer wissen will, was die Worte bedeuten, findet die Auflösung übrigens auch auf der Kunstinsel.
Lia Sáile: City of Words, Kunstinsel am Lenbachplatz, bis 23. Oktober