Szenische Lesung:Was wäre, wenn

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In der Rolle eines Kindes: Meret Becker ist bei der szenischen Lesung "Die Unmöglichen" dabei. (Foto: Joachim Gern)

In "Die Unmöglichen" erzählen Schauspieler wie Jan Josef Liefers und Meret Becker eine Geschichte zum Thema Pränatale Diagnostik, in der sich jeder wiederfinden kann. Nun ist die szenische Lesung in der Münchner Isarphilharmonie zu erleben.

Von Michelle Rigohrt

"Was wäre, wenn" ist die vielleicht gefürchtetste Frage, die sich ein Mensch stellen kann. Was wäre, wenn man heute den Bus nähme statt das Auto? Was wäre, wenn man doch auf die Party gehen würde? Was wäre, wenn man diesen Embryo wählen würde statt des anderen? Ja, richtig gelesen: Embryos zur Auswahl. Ab und zu kommt es vor, dass man das eine Angebot so hinnehmen muss, wie es kommt. So auch bei der Geburt eines Kindes. Doch die Präimplantationsdiagnostik, kurz PID, ist eine genetische Untersuchung von Zellen eines nach künstlicher Befruchtung gezeugten Embryos, die auch beim Kinderwunsch die Qual der Wahl aufdrängt.

In einem Hörspiel von Paul Plamper und Julian Kamphausen steht ein Ehepaar genau vor dieser Wahl. Hannah und Gregor Wendt sind beide an der seltenen Krankheit Mukoviszidose erkrankt, bei der sich Schleim im Körper bildet und wichtige Organe verstopft. Aus Angst, die Krankheit zu vererben, blieb ihr Kinderwunsch unerfüllt. Durch PID können nun aber Embryonen auf 7000 verschiedene Merkmale untersucht werden, die später eventuell zu Behinderungen oder Krankheiten führen könnten. Angst, Aufregung und Anspannung begleiten die Wendts nach England, wo sie diese Möglichkeit ergreifen. Es entstehen drei Embryonen in einem Reagenzglas. Eines davon wird als Kind des Paares aufwachsen, das sich die Frage stellt: "Was wäre, wenn ..."? Es beginnt eine spekulative Reise durch das Leben der drei möglichen Embryonen Amelie, Max und Fabian. Ist das eine Leben lebenswerter als das andere?

Die Lesung wurde zum großen Erfolg

Das 2008 erschienene Hörspiel lief damals bei der Produzentin Simone Henke im Auto. Als Mutter zweier Töchter fragte sie sich, wie ihr Leben wohl aussehen würde, wenn sie vielleicht Söhne hätte. Berührt von der Geschichte, entschloss sie sich, die Textfassung für eine szenische Lesung zusammenzustellen und auf die Bühne zu bringen. Besetzt wurde die Lesung mit großen Schauspielerinnen und Schauspielern: Claudia Michelsen und Thomas Loibl als Frau und Herr Wendt, Meret Becker, Matthias Koeberlin und Ronald Zehrfeld als Kinder, dazu begleitet Jan Josef Liefers das Stück als Erzähler.

Was 2018 als einmalige Aufführung geplant war, wurde zum überwältigenden Erfolg, der deutschlandweit tourt und nun am 20. November in der Isarphilharmonie in München zu erleben ist. Es sei eine Lesung, in der sich jeder wiederfinden könne, sagt Henke, eine Mischung aus "Melancholie und Freude". Das Ende einer Vorführung sei immer gleich: Jan Josef Liefers spreche den letzten Satz. Dann eine Sekunde Stille. Als müsste das Publikum erst sacken lassen, was es gerade miterlebt hat. Die lange Sekunde vergehe, der ganze Saal erhebe sich und fange berührt an zu applaudieren.

Die Unmöglichen, Sa., 20. Nov., 20Uhr, Isarphilharmonie, Hans-Preißinger-Str. 8, www.gasteig.de

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