Lesung:Ideen für eine wehrhafte Demokratie

Kämpft gegen Rassismus und Antisemitismus: Max Czollek. (Foto: Gunter Glücklich)

Vielfalt als Chance in einer pluralen Gesellschaft: Der Berliner Publizist und Lyriker Max Czollek stellt im Literaturhaus München seine Streitschrift mit dem Titel "Gegenwartsbewältigung" vor.

Von Antje Weber

Mit der Einsicht, dass wir seit einigen Jahren eine "rasante Rückkehr völkischen, rassistischen und antisemitischen Denkens" erleben, steht Max Czollek nicht allein da. In seiner neuen Streitschrift, für den Bayerischen Buchpreis in der Kategorie Sachbuch nominiert, bleibt der Berliner Publizist und Lyriker bei dieser Erkenntnis jedoch nicht stehen. Auch wenn er scharfsinnig historische Entwicklungslinien und Verdrängungspraktiken beschreibt, geht es ihm doch vor allem um "Gegenwartsbewältigung", so der Titel (Hanser Verlag).

Schwierig genug. Denn auf den Staat allein könnten sich von rechtem Terror bedrohte Juden oder Muslime nicht verlassen, so Czollek. Von großer Bedeutung sei daher die Zivilgesellschaft als "wichtigste Akteurin einer wehrhaften Demokratie". Das Problem unserer Gesellschaft sei ja "kein Mangel an Gemeinschaftsgefühl, sondern ein Mangel an Gefühl dafür, wer zu dieser Gemeinschaft dazugehört", das habe die Corona-Krise unterstrichen.

Mit Gewinn folgt man Czolleks oft polemisch zugespitzten Gedankengängen, die schließlich zur "großen künstlerischen Brechstange" führen: einer jüdisch-muslimischen Leitkultur. Was vor allem bedeutet: Es geht Czollek darum, sich zu verbünden. Denn unsere plurale Gesellschaft basiere nicht nur auf Vielfalt, sondern schöpfe genau daraus auch ihre Widerstandsfähigkeit. So kann man nur hoffen.

Max Czollek: Gegenwartsbewältigung , Lesung: 21. Sep., 20 Uhr, Literaturhaus (Saal & Stream), Salvatorplatz 1, Infos: literaturhaus-muenchen.de

© SZ vom 17.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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