Lerchenau:Zweifel am Projekt

Lesezeit: 2 min

Das von der Gewofag vorangetriebene Projekt "Wohnen für alle" stößt in der Lerchenau durchaus auf Widerstand

Von Simon Schramm, Lerchenau

Trotz des Termins am sonnigen Abend war der Pfarrsaal in Sankt Agnes voll besetzt. Die städtische Wohnbaugesellschaft Gewofag informierte jüngst die Lerchenauer über das Projekt "Wohnen für alle" und den Plan, auf einem Grünstreifen an der Schittgablerstraße mehrere quaderförmige Gebäude für anerkannte Flüchtlinge und weitere Münchner Bürger zu bauen, die auf Grund ihres gesetzlichen Anspruches dringend eine Wohnung benötigen. Deutlich wurde: In der Lerchenau herrschen, wie in anderen Vierteln zum Teil auch, Zweifel, ob das Projekt in das Viertel passt und wie es sich auswirken wird. Eine Rolle spielt dabei auch, dass sich nahe der Schittgablerstraße bereits eine Unterkunft für Wohnungslose befindet. Es wurde aber auch klar, dass viele Bewohner des Viertels dem Projekt positiv gegenüberstehen. "Es ist ein Experiment, das muss man nicht schönreden", sagte die stellvertretende Leiterin des Amtes für Wohnen und Migration, Monika Betzenbichler, während einer Fragerunde, "aber wir wollen versuchen, das hinkriegen". Diese offenen Worte quittierte das Publikum mit viel Applaus.

"Wohnen für alle" ist ein ambitioniertes Vorhaben, bis 2019 sollen an verschiedenen Standorten in der Stadt 3000 neue Wohnungen entstehen. Nachdem erste Planungen auf Zweifel bei Bewohnern und Bezirksausschüssen gestoßen waren, hat die Gewofag ihr Programm für das Projekt etwas modifiziert. Und so änderten sich auch die Pläne für die Lerchenau: Statt 53 sollen nun noch 46 Wohneinheiten entstehen. Es soll weniger Ein-Zimmer-Appartements und dafür mehr Platz für Familien geben - sieben Wohnungen mit zweieinhalb Zimmern, neun Zwei-Zimmer-Wohnungen.

Am meisten interessierte die Bewohner in der Lerchenau, welche Menschen in die neuen Gebäude ziehen werden und ob und wie sie sich in das Viertel einbinden werden. Zur Hälfte sollen dort Personen leben, die aus dem Vergabeprogramm für soziale Dringlichkeit eine Wohnung erhalten, etwa Azubis; zur anderen Hälfte Flüchtlinge. Beide Gruppen werden von einer Belegungskommission nach mehreren Faktoren ausgewählt. Mit Blick auf die Flüchtlinge heißt das: Wie selbständig sind sie, folgen sie einer Tagesstruktur, wie gut sprechen sie Deutsch? Auch auf die Zusammensetzung der Bewohner wird geachtet: 40 Prozent Frauen, 60 Prozent Männer. Im Wohngebiet wird es einen Sozialpädagogen und eine sozialorientierte Hausverwaltung geben; Wohnungsamt-Leiterin Betzenbichler kündigte auch Dolmetscher und sogenannte Kulturvermittler an. Entstehen soll "eine sehr stabile Hausgemeinschaft", die Fluktuation sei gering, zitierte Betzenbichler aus der Erfahrung mit geförderten Wohnungsbau. Die Bewohner stellten auch in Frage, ob die Wohnungsgröße, im Fall der Ein-Zimmer-Appartements rund 20 Quadratmeter, ausreicht. Michael Hardi von der Gewofag sagte, der Bedarf für solche Wohnungen sei vorhanden, und: Es handelt sich nicht um "Billig-Häuser".

Manche Viertelbewohner ärgert, dass es noch keine klaren Informationen gibt, wie die Gewofag den Teil des Geländes auf dem Grünstreifen bebauen will, auf dem noch Bäume stehen. Sie bezweifeln, dass die Quader-Bauten aus Holz zur Atmosphäre des Gartenstadt-Viertels passen. Auch den angepeilten Verteilungsschlüssel für Stellplätze von 0,2 - ein Parkplatz auf fünf Wohnungen - halten viele für zu wenig. Cornelius Mager, Chef der Lokalbaukommission, wies auf Untersuchungen hin, nach denen dies gerechtfertigt sei. Sollten die Plätze nicht ausreichen, würden weitere geschaffen.

Die Gewofag geht davon aus, dass sie nach positiven Bescheid des Bauantrages und Bauplanung im Herbst mit dem Bau beginnt. Mit dem Einwurf "Außerdem müssen Sie die Klagen abwarten . . ." kündigte ein Bewohner sein Vorhaben an, gerichtlich gegen das Projekt vorgehen zu wollen.

© SZ vom 03.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: