Lerchenau:Auftakt zum Fritz-Bender-Campus

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Die gleichnamige Stiftung will an der Schleißheimer Straße ihre alten Bauten sukzessive abreißen, dafür neue Bürokomplexe und Apartments errichten

Von Milena Fritzsche, Lerchenau

Pünktlich um 11 Uhr am Dienstagvormittag beenden die Handwerker auf der Baustelle an der Schleißheimer Straße 371 ihre Arbeit. Grund ist allerdings nicht der ungewöhnlich warme und sonnige Oktobertag. Auf einem schmalen Streifen am Rand der Baustelle sind ein Stehpult und Mikrofone aufgebaut - die Fritz-Bender-Stiftung lädt zur Grundsteinlegung. Seit zwei Monaten wird dort bereits gewerkelt, das Baugeschehen soll noch bis 2023 andauern. Für rund 80 Millionen Euro entstehen auf 11 435 Quadratmetern mehrere Bürogebäude, aber auch ein Bistro und ein Spielcasino. Der Münchner Norden habe "beachtliches Potenzial", wie Dietmar Heinik vom Vorstand der Stiftung betont.

Bereits der Stiftungsgründer und Bauunternehmer Fritz Bender hatte in den 1950er-Jahren auf dem Gelände an der Schleißheimer Straße gebaut. Seinen rund 1000 Arbeitern errichtete er Wohnheime, ausgestattet mit Kantine und Kegelbahn. Heute sucht man lange Wohnungen im Quartier, das Forschungs- und Innovationszentrum von BMW nimmt viel Raum ein. Auch in den alten Bauten, die noch aus Benders Zeiten dort stehen, haben Zulieferer des Automobilherstellers ihre Büros. Die Stiftung will nun nach und nach ihre alten Gebäude abreißen lassen und den sogenannten Bender-Campus aufbauen. Alle bisherigen Mieter hätten bereits zugesagt, in die neuen Gebäudekomplexe umzuziehen, sagt Heinik. Zusätzlich seien aber auch Apartments geplant, in denen Fachkräfte zumindest übergangsweise wohnen könnten.

Voller Tatendrang: Im Sinne ihres Gründers und Namensgebers bringt die Fritz-Bender-Stiftung das Baugeschehen an der Schleißheimer Straße voran. (Foto: privat)

An diesem Tag schwebt erst einmal der Grundstein über der Baustelle ein - allerdings nur symbolisch. Er soll später im Eingangsbereich zu sehen sein und wird daher noch einmal verlegt werden. Johanna Huber hat sich derweil ein schattiges Plätzchen gesucht. Die Vorsitzende des Stiftungsrats ist eine der wenigen anwesenden Frauen und neben Heinik zudem die einzige Person, die Fritz Bender kannte. Nach dem Krieg war Bender in München am Wiederaufbau historischer Gebäude beteiligt, dazu gehören etwa das Maximilianeum oder die Theatinerkirche. Warum genau es Bender im Jahr 1936 von Heidelberg in die Stadt an der Isar verschlug, vermag Huber nicht zu sagen. Ihr sei es aber ein Anliegen, Benders Vermächtnis zu bewahren: "Er hatte die Menschen im Blick, für die er baute."

Man nimmt Huber sofort ab, dass sie sich weniger für die Kapitalerträge der Stiftung interessiert, als vielmehr für die Menschen, denen sie helfen kann - etwa mit einem Unterstützungsprogramm für Handwerker, wenn diese erkrankt sind oder einen Unfall erlitten. Allerdings sei es ein Problem, dass zu wenige die Stiftung kennen: "Wir können nur helfen, wenn die Handwerker auch von uns erfahren." Die Ziele der Stiftung hatte Bender in seinem Testament festgelegt. Etwa das Engagement in der medizinischen Forschung, denn Fritz Bender selbst verstarb 1986 an Krebs.

Den Grundstein dafür legten am Dienstagvormittag Dietmar Heinik und Johanna Huber von der Stiftung sowie Architekt Klaus Stadler (von links). (Foto: Stephan Rumpf)

Außerdem schreibt die Fritz-Bender-Stiftung jährlich einen Preis für ökologisches Bauen aus. Ob die hohen Standards auch für den eigenen Neubau gelten? Nun, man habe selbstverständlich auf den Klimaschutz und den Energieverbrauch geachtet, konstatiert Dietmar Heinik, "aber genauso mussten wir die Kosten im Blick behalten."

© SZ vom 18.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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