Seit August fließt das Bier durch die Sudkessel am neuen Standort von Paulaner in Langwied. Nun beabsichtigt die Brauerei, zu erweitern: Ein Logistikzentrum mit einem schallisolierten, 28 Meter hohen Hochregallager soll neben der Produktionsstätte errichtet werden. Außerdem ist geplant, die bislang in Gräfelfing angesiedelte Getränke-Vertriebstochter Interdrink von 2018 an nach Langwied zu verlagern; der Mietvertrag für Interdrink läuft Ende 2017 aus, eine Verlängerung ist wegen anderer Pläne des Vermieters nicht möglich. So groß die Bedenken der Anwohner gegen die Expansion von Paulaner anfangs auch waren - bei der Erörterung am Dienstagabend blieb der Andrang mit 19 Interessenten überschaubar.
Die meisten Sorgen bereitet Nachbarn nach wie vor der Verkehr. "Die Autobahnen sind schon heute zu, wir haben Blockabfertigung in den Tunnels der Autobahn A 99", kritisieren Anlieger der Aubinger Bergsonstraße und des Allacher Paul-Ehrlich-Wegs. Sie befürchten, Lkw-Fahrer könnten bei Staumeldungen Abkürzungen durch ihr Viertel nehmen.
Schon jetzt beliefern Laster von Langwied aus Händler und vor allem Interdrink in Gräfelfing. Bis zu 460 Mal am Tag fahren sie in der Hauptsaison - aber lediglich ein Fünftel des Biers bleibt tatsächlich in München. "Durch die Erweiterung des Standortes wird sich die Belastung auf den Straßen nur marginal erhöhen", beruhigt Verkehrsgutachter Hans-Peter Faas vom Ingenieurbüro TÜV Rheinland Grebner Ruchay. Der Anteil am Gesamtverkehr, der von Paulaner ausgehe, sei mit weniger als einem Prozent Zunahme "verschwindend gering". Vom Logistikzentrum selbst ist kein zusätzlicher Verkehr zu erwarten, es handelt sich bei dem Neubau eher um eine Erweiterung der Lagerflächen als um einen Umschlagplatz.
Anders sieht es bei Interdrink aus. Die Vertriebstochter hat acht Niederlassungen in Bayern mit derzeit 135 Mitarbeitern, wovon 70 Prozent in Gräfelfing arbeiten. Maximal 60 Lastwagenfahrten täglich hat Interdrink für den Stadtverkehr angegeben. "Das ist dann aber bereits die Maximalversion zur Oktoberfest-Zeit, da sind 3,5- wie Siebentonner mit eingerechnet", erläutert Geschäftsführer Jörg Metzner. Ansonsten seien lediglich 15 Lkw pro Tag unterwegs, davon zehn bis zwölf in München; alle anderen belieferten das Umland.
"Wie die Route unserer Laster genau sein wird, vermögen wir momentan noch nicht zu sagen. Wir können aber auf die Wünsche der Anwohner eingehen und unseren Fahrern später konkrete Anweisungen geben", verspricht der Interdrink-Chef. Die Autobahn sei sicher die erste Wahl: "Unsere Lastwagen starten von viertel nach fünf bis halb sieben am Morgen - wir sind also schon vor der Blockabfertigung unterwegs." Paulaner, bestätigt Stadtrats- und Aubinger Bezirksausschussmitglied Johann Sauerer (CSU), werde "sicher nicht das Problem" sein. Das seien eher die vielen Neubaugebiete im Westen. Die Kapazität der A 99 reiche nicht aus, das sei korrekt. Deshalb habe der Stadtrat auch vor, die Erweiterung des Aubinger und des Allacher Tunnels als dringliche Maßnahme voranzutreiben. "Geplant ist, die Standspur aufzumachen, um das Ganze erträglicher zu gestalten."
Angesichts des frühzeitigen Planungsstadiums ist auch das endgültige Erscheinungsbild des für 4000 Paletten-Stellplätze ausgelegten Hochregallagers noch nicht abschließend geklärt. Typisch für die Paulaner-Brauerei war bisher kühler Edelstahl, der nach Meinung des Planungssprechers im Bezirksausschuss Aubing-Lochhausen-Langwied, Jürgen Umseher (CSU), aber zu sehr "reflektiert". Das Planungsreferat legt eine Gestaltung "analog der Erscheinung der Produktionsstätte" nahe.