Wohnungsnot:Baut selbst

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Wir brauchen mehr bezahlbare Wohnungen. Die Moral, die die SPD im Wohnungsbau etablieren will, wäre ein Anfang. Doch die Kommunen müssen auch Initiative ergreifen - und viel Geld in die Hand nehmen

Von Martin Mühlfenzl

Die Region boomt wie kaum eine andere in der Republik. München hat mehr als 1,5 Millionen Einwohner, der Landkreis hat die Schwelle von 330 000 Einwohnern genommen. Das stellt die Politik, die Gemeinden und Städte des bevölkerungsreichsten Kreises im Freistaat vor besondere Herausforderungen. Und die Lösung, die alle Verantwortlichen anstreben müssen, klingt so einfach wie klar: Es müssen mehr Wohnungen her!

Denn die Diskrepanz zwischen jenen, die sich etwa eine 100-Quadratmeter-Wohnung für monatlich 6500 Euro im Lehel leisten können oder gar wollen, und den anderen, die in der nicht ganz so gut situierten Gemeinde Haar einen Antrag auf eine bezahlbare Wohnung stellen, ist eklatant. Der Wohnungsmarkt spiegelt wie kein anderer Bereich die soziale Schere in dieser so reichen Region wider, die gerne einmal vergisst, dass es auch Menschen gibt, die von dem angeblichen Wohlstand wenig bis gar nichts haben. In diesem Zusammenhang darf die SPD im Bayerischen Landtag, die mit dem Münchner Abgeordneten Andreas Lotte den sogenannten Konzeptionellen Wohnungsbau ins Spiel bringt, gelobt werden - bei diesem Vorhaben müsse bei der Vergabe von staatlichen Grundstücken die politische Notwendigkeit berücksichtigt werden und nicht der Preis. Die SPD will also eines: Das Diktat des Geldmachens aufheben und beim Thema Wohnungsbau so etwas wie Moral etablieren.

Bis es so weit ist, wird noch viel Zeit vergehen. Neue, bezahlbare Wohnungen werden aber so schnell wie nur möglich gebraucht. Die Kommunen des Landkreises werden daher selbst die Initiative übernehmen müssen. Prosperierende Gemeinden wie Haar, Unterschleißheim oder Garching müssen verstärkt selbst investieren und Wohnungen bauen. Auf eigenen Grundstücken, gewissermaßen als eigene Hausherren. Ja, das kostet Geld. Aber es wäre eine Investition in die Zukunft und den sozialen Frieden.

© SZ vom 05.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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