Wohnraum:Dachausbau scheitert am Rathaus

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Unter den flach geneigten Dächern der Reihenhäuser in der Grünau ist ohne Aufstockung kein Platz für Wohnräume. (Foto: Angelika Bardehle)

Die Unterhachinger Gemeinderäte würden den Hausbesitzern in der Grünau gerne eine Aufstockung erlauben. Doch der Bürgermeister bremst sie ein - weil das Verfahren die Verwaltung überlasten würde

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Wohnraum zu schaffen könnte manchmal ganz einfach sein. Das zumindest dachten etwa 60 Reihenhausbesitzer im Unterhachinger Ortsteil Grünau und unterschrieben die Forderung, ihre Immobilie soweit aufstocken zu dürfen, dass man das Dachgeschoss als zusätzliches Zimmer nutzen kann. Die Freien Wähler unterstützen diese Idee und beantragten im Gemeinderat eine entsprechende Änderung des Bebauungsplans. Sie fanden dort in der jüngsten Sitzung durchaus Mitstreiter aus den anderen Fraktionen. Nur der Bürgermeister winkte ab: "Das ist alles andere als banal. Das werden wir in den nächsten Jahren nicht stemmen können", sagte Wolfgang Panzer (SPD).

Die Siedlung in der Grünau stammt aus den späten Sechzigerjahren. Die Reihenhäuser dort haben etwa 105 Quadratmeter Wohnfläche und bestehen ganz klassisch aus Wohnzimmer, Küche und Toilette im Erdgeschoss und drei Zimmern im oberen Stockwerk. Der Dachboden ist über eine Klappleiter erreichbar, dort gibt es zwar jede Menge Abstellfläche, doch ist der Kniestock so niedrig und das Dach so flach, dass man dort nur gebückt gehen kann. Würde man das Dach etwas anheben, vielleicht auch die Neigung verändern, könnte man hier oben wunderbar ein Arbeitszimmer für das Home-Office einbauen oder den Kindern während des Studiums einen eigenen Bereich schaffen.

Allein mit der Befreiung vom Bebauungsplan sind solche Umbauten allerdings nicht möglich. Und deshalb sieht der Bürgermeister viel Arbeit auf seine Bauabteilung zukommen, die diese aufgrund vieler anderer Projekte derzeit nicht leisten könne. Schließlich, so Panzer, habe Unterhaching aktuell fünf andere Bebauungspläne am Laufen, darunter die Verfahren in mehreren Nachverdichtungsgebieten wie dem Bereich westlich der Robert-Koch-Straße. "In der Grünau müssten wir uns mit der Erschließung und den Stellplätzen auseinandersetzen", erläuterte der Bürgermeister die Problematik, die er in der Änderung des Bebauungsplans in diesem Bereich sieht. Außerdem werde es auch Eigentümer geben, die das nicht wollten, sagte Panzer, immerhin gehe es um insgesamt 242 Häuser: "Und was ist, wenn einer in der Reihe aufstocken will und die anderen nicht?"

Die Freien Wähler reagierten mit Unverständnis. "Wir brauchen dringend Wohnraum, und einfacher kann man ihn nicht schaffen", ist Fraktionssprecherin Julia Mittermeier überzeugt. Schließlich wolle keiner neue Wohnungen auf die Häuser bauen, sondern nur das Dachgeschoss aufstocken. Sie warf dem Bürgermeister "komplette Abwehrhaltung" vor: "Sie haben keine Lust, hier aufzustocken." Ihr Fraktionskollege Alfons Hofstetter beklagte ein Verschieben auf den "Sankt-Nimmerleins-Tag", denn auch in drei Jahren werde die Bauabteilung nicht mehr Kapazitäten haben. "Es auf die lange Bank zu schieben nützt keinem etwas", sagte er.

Franz Felzmann von der CSU sieht das genauso: "Es geht hier nur um Dachgeschosse, die alle relativ gleich sind. Das sollten wir nicht in ferne Zukunft verschieben, sondern die Gemeinde als Servicebetrieb über die Bühne bringen", sagte er. Auch Emil Salzeder von der Neo-Fraktion betonte: "Bauen im Bestand ist sehr wichtig." Um in der Sache schneller voranzukommen und die Verwaltung zu entlasten, schlug Armin Konetschny von den Grünen vor, "den Workflow zu priorisieren und zu parallelisieren" und sich extern Hilfe zu holen. Auch diese Idee stimmte den Bürgermeister nicht um: "Die Diskussion mit den Anwohnern und den Ortsentwicklungsplan kann uns keiner abnehmen. Wir werden das heftig begleiten müssen", wehrte sich Panzer weiter gegen das Ansinnen. "Wir wollen die Verwaltung ja nicht totarbeiten", sagte CSU-Fraktionssprecher Rausch, der vorschlug, eben für andere Bereiche externe Unterstützung zu holen und eine Priorisierung vorzunehmen.

Schließlich sprach sich der Gemeinderat einstimmig dafür aus, die Änderung des Bebauungsplans in der Grünau wenigstens mal anzuschieben und eine Vorlage für einen Aufstellungsbeschluss vorzubereiten, allerdings sollen darin auch die fünf bereits laufenden Verfahren dargelegt werden.

© SZ vom 07.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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