Weiterführende Schulen:München soll Gymnasien mitbezahlen

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Weil so viele Kinder von außerhalb die weiterführenden Schulen im Landkreis besuchen, will die CSU die Landeshauptstadt und andere Nachbarn an den Kosten für Neubauten beteiligen

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Die CSU-Fraktion im Kreistag bringt eine Beteiligung der Nachbarlandkreise und insbesondere der Landeshauptstadt München bei künftigen Schulneubauten im Landkreis München ins Spiel. Die Schullandschaft des Landkreises, sagt Fraktionssprecher Stefan Schelle, sei mittlerweile derart attraktiv, dass mehr Schüler aus der Landeshauptstadt weiterführende Schulen im Landkreis besuchten als umgekehrt. "Hier hat eine Trendumkehr eingesetzt", sagt Schelle. "Wir müssen darauf reagieren und dürfen unsere Kommunen nicht über Gebühr belasten."

Konkret geht es der CSU um die Investitionen bei Schulneubauten. Nicht um den Unterhalt, den ohnehin der Landkreis zu hundert Prozent übernimmt und der auch über die Gastschulbeiträge finanziert wird. Wird eine Realschule oder ein Gymnasium im Landkreis errichtet, übernimmt der Kreis 70 Prozent der Investitionskosten, die beteiligten Kommunen zahlen 30 Prozent. Die Kommune, in der eine Schule gebaut wird, muss zudem das Grundstück einbringen.

Am Beispiel eines möglichen neuen Gymnasiums in Sauerlach macht Schelle deutlich, wie sehr sich auch im ländlichen Raum die Schülerströme verändert haben. Der Schulbedarfsplan für den Landkreis prognostiziert für ein neues Gymnasium in Sauerlach zwischen 700 und 800 Schüler - etwa 300 bis 400 davon aus dem Nachbarlandkreis Miesbach. "Es ist bei diesen Verhältnissen schwer vermittelbar, dass ausschließlich unsere Kommunen in erheblichem Umfang für Miesbacher Schüler zahlen sollen", sagt Schelle.

Daher fordert die CSU, dass der Landkreis München künftig bei Schulneubauten in Verhandlungen mit Nachbarlandkreisen und der Landeshauptstadt über eine finanzielle Beteiligung eintritt. Und zwar immer dann, wenn sauber ausgearbeitete Prognosen einer genehmigten Schule einen Gastschüleranteil von mehr als zehn Prozent vorhersagen.

Dies müsse auch für das - bereits genehmigte - neue Gymnasium in Unterföhring gelten. Diese Schule wird eine besonders hohe Anziehungskraft auf Münchner Kinder und Jugendliche ausüben; bis zu zwei Drittel aller Schüler werden von dort kommen. Auch bezüglich einer Erweiterung des Haarer Gymnasiums, das aus allen Nähten platzt und für Münchner Schüler aufgrund seiner Lage besonders attraktiv ist, soll Landrat Göbel (CSU) eine Lösung mit der Landeshauptstadt finden.

Bei den von der CSU angestrebten "Finanzierungsvereinbarungen" mit der Stadt München und Nachbarlandkreisen könnte es tatsächlich um viel Geld und eine entsprechende Entlastung der Kommunen gehen. Schelle geht davon aus, dass bei einem Schulneubau mit etwa 2500 Euro je Schüler alleine an Investitionskosten zu rechnen ist. Beim Sauerlacher Gymnasium und etwa 400 Schülern aus dem Landkreis Miesbach würde dies eine Finanzspritze von etwa einer Million Euro bedeuten. Deutlich größer wird das Unterföhringer Gymnasium mit weit mehr als tausend Schülern. Angenommen 800 Schüler kämen aus der Landeshauptstadt, ginge es bereits um eine Beteiligung der Stadt München in Höhe von zwei Millionen Euro. Schelle kann sich verschiedene Finanzierungsmodelle vorstellen. "Das kann von laufenden Beiträgen bis zu Einmalzahlungen gehen", sagt er. "Wichtig ist uns, Gerechtigkeit herzustellen." Der Kreis und seine Kommunen dürften nicht darunter leiden, in der jüngeren Vergangenheit den Landkreis in einen der modernsten Bildungsstandorte der Republik verwandelt zu haben - und bei diesen Bemühungen auch nicht nachzulassen. "Während der Investitionsstau in der Landeshauptstadt noch immer erkennbar ist", sagt Schelle.

Dass die Nachbarn sich auf derartige Finanzierungsvereinbarungen einlassen würden, hält Schelle für durchaus wahrscheinlich. "Natürlich werden alle erst einmal Nein sagen", sagt er. "Aber wenn sie darüber nachdenken, was sinnvoller ist, selbst eine teure Schule zu bauen oder sich woanders zu beteiligen, sollten sie zum richtigen Ergebnis kommen."

Kritik vor allem an der Schulpolitik der Landeshauptstadt wird im Landkreis immer wieder laut. Dennoch treibt der Landkreis seine Schulbauoffensive unbeirrt voran. Das Gymnasium in Sauerlach wird immer wahrscheinlicher, Aschheim ist als Standort beschlossen, Feldkirchen im Gespräch. Oberhaching bekommt eine Real- sowie eine FOS. Die Realschule in Haar ist genehmigt, ebenso wie eine Berufs- und Pflegeschule. Höhenkirchen hat sich für eine Realschule ausgesprochen.

© SZ vom 26.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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