Vorwurf einer Umweltstraftat:Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Recyclingfirma

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RM-Recycling verweist darauf, dass das Unternehmen bereits die von der Vorgängerfirma übernommenen Müllberge beseitigt hat. (Foto: Florian Peljak)

Die vom Unternehmen eingeräumte illegale Entsorgung von Schlamm in Hochbrück hat ein juristisches Nachspiel.

Von Patrik Stäbler, Garching/Unterschleißheim

"Besser kann man die Zukunft nicht vor der Vergangenheit schützen." Dieser Satz steht auf der Webseite von "Die Umweltmeister" und ist auf das Thema Recycling gemünzt, dem Arbeitsbereich der Firma. Im übertragenen Sinne lässt sich der Spruch jedoch auch auf die aktuellen Probleme des Unternehmens an seinem Standort in Garching-Hochbrück beziehen. Denn sie stammen vorwiegend aus der Vergangenheit, bedrohen nun aber die Zukunftsaussichten des Betriebs.

So haben Staatsanwaltschaft und Polizei bestätigt, dass derzeit Ermittlungen gegen RM-Recycling laufen. Das ist der offizielle Firmenname von "Die Umweltmeister", unter dem die Geiger Unternehmensgruppe aus dem Allgäu, die Grünen Engel aus Nürnberg und Thyssen-Alfa aus Gräfelfing die Recyclinganlage in Hochbrück 2017 vom Vorgänger AR-Recycling übernommen haben. Auslöser für das Ermittlungsverfahren sei ein Zeitungsbericht gewesen, sagt Anne Leiding von der Staatsanwaltschaft München I, demnach das Unternehmen 40 Tonnen kontaminierten Schlamm unerlaubt auf einem Nachbargrundstück vergraben hatte.

Dieses Vergehen hatte RM-Recycling später eingeräumt; verantwortlich hierfür sei der Fehler eines Mitarbeiters gewesen, teilte ein Sprecher der Geiger-Gruppe damals mit. Den belasteten Schlamm habe man jedoch unverzüglich wieder ausgebaggert; Umweltschäden seien keine entstanden, hieß es vonseiten des Unternehmens, das sich dabei auf ein Gutachten berief.

Anwohner klagen gegen Lärm und Gestank

Inwiefern dies zutreffend ist, prüfen nun offenbar auch Staatsanwaltschaft und Polizei. Ihren Angaben zufolge wird "wegen einer Umweltstraftat" gegen RM-Recycling ermittelt. Hierfür seien Proben entnommen worden, die nun analysiert würden. Auch das Landratsamt hat ein Gutachten in Auftrag gegeben, dessen Ergebnis aber noch nicht vorliege, sagt eine Sprecherin.

Doch nicht nur der Schlamm-Skandal macht dem Unternehmen zu schaffen. Parallel dazu sieht es sich Kritik des Aktionsbündnisses Lohhof-Süd ausgesetzt. Dieser Zusammenschluss von Anwohnern, die unweit der Recyclinganlage in Unterschleißheim wohnen, klagt seit Jahren über den aus ihrer Sicht unzulässigen Lärm und Gestank. Anfang September hat das Aktionsbündnis beim Landratsamt die Stilllegung des Betriebs beantragt, sagt dessen Sprecher Andreas Ebernich. Grundlage hierfür sei ein Gutachten über die Entwicklung des Standorts in den vergangenen Jahrzehnten.

Recycling-Anlage
:Umweltmeister machen zu viel Dreck

Laut einem Gutachten werden die Grenzwerte in der Entsorgungsanlage in Hochbrück teilweise um das Doppelte überschritten. Das Aktionsbündnis Lohhof Süd fordert vom Landratsamt die sofortige Stilllegung.

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Dieses Gutachten habe man beim Aktionsbündnis und bei der Stadt Unterschleißheim vergeblich angefordert, teilt ein Sprecher der Geiger-Gruppe mit. Er verweist auf die Bemühungen, die Recyclinganlage auf den aktuellen Stand der Technik zu bringen sowie Altlasten abzuarbeiten. Hier gehe man nach einem Maßnahmenkatalog vor, der in Absprache mit dem Landratsamt erstellt worden sei. Unter anderem habe man unlängst die riesigen Müllberge auf dem Gelände beseitigt; die Entsorgung von 20 000 Tonnen Abfall habe zwei Millionen Euro gekostet, so der Sprecher.

Dem Landratsamt liegt ein Änderungsantrag der Firma hinsichtlich ihrer Gewerbeabfall- und Sperrmüllsortieranlage vor. Im Rahmen der öffentlichen Beteiligung gingen hierzu 120 Einwendungen ein, die nun bei einem Erörterungstermin Ende Oktober im Landratsamt behandelt werden. Auch das Aktionsbündnis wird dort vertreten sein, wobei für dessen Sprecher Andreas Ebernich bereits feststeht: "Aus unserer Sicht ist diese Anlage nicht auf den erforderlichen technischen Stand zu bringen".

© SZ vom 28.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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