Zur Grundausstattung einer Veranstaltung im Taufkirchner Ritter-Hilprand-Hof gehören offenbar ein blauer Sessel und ein Kerzenständer. Beides räumen sie dort immer auf die Bühne, wenn ein Vortrag auf dem Programm steht. Das sieht nach gemütlichem Abend aus. Doch das Mobiliar passte so gar nicht zum Gast der Veranstaltung am Donnerstagabend. Claudia Kleinert referiert für gewöhnlich im Stehen. Mit viel Gestik, mit viel Bewegung. Dann schreitet sei von hier nach dort und unterstreicht mit ihren Händen das Gesagte. Das tut sie auch, wenn es mal nicht um das aktuelle Sturmtief oder die Temperaturschwankungen der nächsten Tage geht, sondern um sie selbst und ihr Buch "Unschlagbar positiv. Die Charisma-Formel". Dann will die bekannte Wettermoderatorin aus dem Ersten nicht in blauen Polstern versinken, um seitenweise aus ihrem Werk vorzulesen, sondern ihre Bühnenpräsenz wirken lassen. Darum geht es schließlich.
Eingeladen hatten die örtliche Volkshochschule gemeinsam mit der Gemeindebücherei. Der Saal war gut gefüllt. Auch wenn vielleicht nicht alle gekommen waren, um sich von der Frau coachen zu lassen, wie sie die eigene Ausstrahlung verbessern könnten. Man kennt sie halt als die große Blonde vor der Deutschlandkarte, die die Gabe besitzt, uns täglich das Wetter so zu verkaufen, dass der Zuschauer sich gleichsam informiert wie unterhalten fühlt. Die Wetterfrau, die selbst bei einer technischen Panne wie vor zwei Tagen bei den Tagesthemen nicht die Nerven verliert, sondern souverän die Sache über die Bühne bringt. "Ich wollte nicht so wirken, als wäre mir das Herz in die Hose gerutscht", sagte Kleinert in Taufkirchen.
Eben jene Wirkung auf andere ist das Thema ihres Buchs und dieses Abends. "Wirkung ist für uns alle wichtig, weil wir mit anderen Menschen kommunizieren", sagte sie. Es ist das, was sie Charisma nennt. Kleinert findet: "Man braucht das, es sei denn, man wohnt in einer einsamen Höhle." Nun werden diejenigen, die weit entfernt von dem souveränen Auftreten einer geschulten Moderatorin sind, sagen: Die hat gut reden. Schließlich ist sie gesegnet mit einer solchen Ausstrahlung. Doch genau diese These versuchte Kleinert bei der VHS-Veranstaltung zu widerlegen. Denn sie sagte: Charisma ist nicht angeboren, man kann es lernen. Indem man zum Beispiel ihr Buch liest.
Kleinerts Formel besteht aus Sprache, Gestik, Mimik und Stimme
Nun mag nicht jeder Zuhörer im Ritter-Hilprand-Hof überzeugt davon gewesen sein, nach der Lektüre ebenso eloquent und überzeugend aufzutreten wie die Moderatorin, zumindest aber konnte Kleinert manchen Denkanstoß über die eigene Außenwirkung geben und bescherte den Taufkirchnern einen unterhaltsamen Abend. Denn die 47-Jährige versteht es, anschaulich und mit kleinen Anekdoten aus ihrem eigenen Leben ihre Charisma-Formel bestehend aus Sprache, Gestik, Mimik und Stimme so rüberzubringen, dass diese für den Betrachter und Zuhörer aufgeht. Sie kommt dabei nicht belehrend rüber, sondern ehrlich und sympathisch.
Zumal sie zugibt, selbst hart an ihrer Ausstrahlung und ihrem Auftreten gearbeitet zu haben. Als Bankangestellte, als Messehostess, später als Moderatorin, schließlich als Wetterexpertin. Sie erzählte, wie ihr bei ihrer ersten Ansage fast die Luft weggeblieben war, weil sie vergessen hatte, zu atmen. Und sie gab zu: "Ich bin auch nicht immer gut drauf." Aber sie schaffe es, ihre Lebenseinstellung positiv zu beeinflussen. "Ich bin mein eigener Stimmungsmacher."