Verletzter Hund in U-Bahn:Odyssee des Paris

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Paris blutete und war völlig verstört: Ein verletzter Windhund-Mischling verirrte sich in die U-Bahn - und fuhr quer durch die Stadt. Die Rettung des Tieres war schwierig.

Thomas Anlauf

Streng genommen ist Paris Schwarzfahrer. Doch als Polizeibeamte den mit der U-Bahn reisenden blinden Passagier am Samstagabend an der Endhaltestelle der U3 in Fürstenried abpassten, ging es ihnen weniger um Strafverfolgung, als vielmehr um eine rührende Rettungsaktion: Paris, ein Windhund-Mischling, war auf seiner kleinen Odyssee vom Olympiapark mit der U-Bahn quer durch die Stadt gefahren - und hatte dabei eine ganze Menge erlebt.

Ein völlig verstörter und blutender Hund war in Richtung Fürstenried West unterwegs. Die Rettung gestaltete sich schwierig. (Foto: dpa)

Ein Fahrgast hatte gegen 21 Uhr die Polizei verständigt, dass in einer U-Bahn ein völlig verstörter und blutender Hund in Richtung Fürstenried West unterwegs sei. Mehrere Passagiere hatten schon versucht, das verschreckte Tier aus dem Zug in einen Bahnhof zu bugsieren. Doch der Rüde ließ sich von seiner Reise partout nicht abbringen und schnappte sogar nach seinen Helfern.

Die mittlerweile alarmierte Tierrettung München fuhr direkt zur Endhaltestelle, um nach dem Hund zu sehen. Die diensthabende Tierärztin Birgit Schwarzmann hatte sich sogar schon mit der Münchner Verkehrsgesellschaft MVG und der Polizei darauf verständigt, notfalls den Wagen mit dem Hund abzukoppeln, um das Tier in Ruhe zum Aussteigen zu bewegen. Nach einer ersten Untersuchung stellte die Ärztin fest, dass Paris mehrere Platzwunden und Abschürfungen hatte, an beiden Hinterbeinen klebte Blut, ein Oberschenkel war ausgekugelt - sonst ging es dem weit gereisten Patienten einigermaßen gut.

Noch bevor die Tierrettung den verletzten Paris in eine Tierklinik bringen konnte, nahm ihn sein aufgeregtes Herrchen am Eingang zur U-Bahn entgegen. Was geschehen war: Paris war mit der Tochter des Halters in einer Hundeschule im Olympiapark, doch da schien es ihm nicht sonderlich zu gefallen. Durch ein versehentlich geöffnetes Tor am Übungsplatz entwischte der Windhund-Mischling, geriet im Straßenverkehr in Panik und raste dann kreuz und quer durch den Olympiapark.

Zu diesem Zeitpunkt muss sich das Tier auch seine Verletzungen zugezogen haben, mutmaßt die Aktion Tierrettung München. Ein Zeuge beobachtete noch, wie sich Paris in die U-Bahnstation flüchtete - und von dort seine Reise in Richtung Süden antrat.

Dem Patienten geht es übrigens mittlerweile besser. Die behandelnden Ärzte in einer Germeringer Tierklinik kündigten an, dass der Ausreißer möglichst bald an der Hüfte operiert werden soll. Die Vizepräsidentin der Aktion Tierrettung ist zufrieden: "Paris hatte nicht nur viele Schutzengel, sondern auch das Glück, dass U-Bahn-Fahrgäste auf den Hund aufmerksam wurden, die Besitzer den entlaufenen Paris der Polizei meldeten und es zu einer erfolgreichen Kooperation zwischen Polizei und Tierrettung kam", so Evelyne Menges. Paris soll übrigens nach dem Ende seiner Reise wieder freudig mit dem Schwanz gewedelt haben.

© SZ vom 25.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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