Unterschleißheim:Stadt nutzt Wohnheim seit Jahren illegal

1998 richtete die Stadt Unterschleißheim eine Unterkunft für Obdachlose ein. Jetzt wird über eine Erweiterung diskutiert. Dabei stellt sich heraus: An die notwendige Genehmigung hat damals niemand gedacht.

Von Alexandra Vettori, Unterschleißheim

Seit 1998 nutzt die Stadt Unterschleißheim den Keller eines Mehrfamilienhauses in der Dieselstraße als Notunterkunft für obdachlos gewordene Menschen, 32 Betten gibt es hier. Bei den Planungen für zusätzliche Unterkünfte im Erdgeschoss ist jetzt aufgefallen, dass die ganze Nutzung nicht genehmigt ist. Unterschleißheim muss schleunigst einen Bauantrag im Landratsamt stellen, um die Notunterkunft im Nachhinein zu legalisieren - und einen Brandschutznachweis vorlegen.

Schon seit längerem möchte die Stadt auch Wohnungen im Erdgeschoss für Obdachlose nutzen, vor allem Familien mit Kindern sollen hier unterkommen. Denn die Räume im Keller mit Gemeinschaftsküche und -duschen sind für Frauen und Kinder wenig geeignet. Seit zwei Jahren gibt es sogar eine sozialpädagogische Betreuung im Haus an der Dieselstraße, viele der Bewohner dort kämpfen mit Sucht- und anderen Problemen.

Während die Planungen für die neuen Notunterkünfte im Erdgeschoss reiften, trat allerdings erst einmal ein anderes Problem auf: Die gesamte Notunterkunft ist illegal. Trotzdem bleibt erst einmal alles beim Alten. Weil es für die Obdachlosen derzeit keine Alternative in Unterschleißheim gibt und auch keine Gefahr für Leib und Leben besteht, erteilt das Landratsamt zumindest übergangsweise eine Ausnahmegenehmigung.

Den Brandschutznachweis kann die Stadt so schnell nicht vorlegen

Die bayerische Bauordnung schreibt für die Nutzung als Wohnheim eine bauaufsichtliche Genehmigung vor. Das hat man in den vergangenen Jahren offenbar im Rathaus übersehen. Das Landratsamt hat die Stadt Unterschleißheim deshalb jetzt aufgefordert, den erforderlichen Bauantrag einzureichen. Gleichzeitig muss die Stadt einen Brandschutznachweis erbringen, da die Obdachlosenunterkunft als Sonderbau eingestuft wird. Als Frist zur Abgabe des Bauantrags und Brandschutznachweises hat das Landratsamt den 18. November fixiert. Bis dahin aber kann die Stadt die verlangten Nachweise nicht erbringen und hat deshalb eine Fristverlängerung beantragt.

In der jüngsten Hauptausschusssitzung hieß es, erste Gespräche mit Architekten hätten bereits stattgefunden, allerdings haben Experten, die Brandschutznachweise erstellen, am Jahresende kaum noch Kapazitäten.

Beim Tierschutzverein Schleißheim, der einen der Räume im Haus an der Dieselstraße nutzt, befürchtet man derweil, den Vereinsraum zugunsten von Obdachlosenunterkünften zu verlieren: "Wir wissen offiziell nichts, aber es wäre sehr schade, wenn wir raus müssten. Wir brauchen den Raum total dringend für unsere Jugendgruppe", betont Vorsitzende Christine Förster.

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