Unterschleißheim:Massive Brandschutzmängel im Haus der Vereine

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Eine Sondergenehmigung war notwendig, um im März 2023 nach der Corona-Pandemie im Haus der Vereine beim Starkbierfest wieder anstoßen zu können. (Foto: Stephan Rumpf)

Wie jetzt bekannt wird, wäre das Starkbierfest im Frühjahr wegen Sicherheitsbedenken beinahe geplatzt. In die Sanierung will die Stadt mindestens 2,6 Millionen Euro investieren - andernfalls droht die Schließung.

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim

Die Stimmung im März war mal wieder grandios: 400 Gäste drängten sich beim Starkbierfest der Stadtkapelle im Haus der Vereine in Unterschleißheim. Am Ende wurde auf den Tischen getanzt. Doch jetzt wurde bekannt, dass die in der Stadt extrem beliebte Veranstaltung, die jedes Jahr nach kurzer Zeit ausverkauft ist, heuer beinahe geplatzt wäre. Der Brandschutz im Haus der Vereine an der Birkenstraße weist große Mängel auf. Nur Dank einer Sondergenehmigung des Landratsamts konnte nach der erzwungenen Corona-Pause das Fest mit Stoahebn der Männer und Wahl der Starkbierkönigin erstmals seit drei Jahren wieder stattfinden. Im Bauausschuss des Stadtrats stand am Montag die Entscheidung an, das Haus zu schließen oder eine Millionensumme in die wichtigsten Arbeiten zu investieren. Die Entscheidung für eine Sanierung fiel den Stadträten nicht schwer.

Die Finanzen sind in Unterschleißheim angespannt. Trotzdem beschlossen die Stadträte, nachdem Bürgermeister Christoph Böck (SPD) mehr der Form halber eine Schließung ins Spiel gebracht hatte, einstimmig, die Arbeiten an dem Gebäude anzugehen. Das Haus der Vereine ist wichtig in der Stadt: Der SV Lohhof tagt dort regelmäßig und der Schützenverein Eichenlaub unterhält im Untergeschoss seinen Schützenstand. Es finden Schulungen statt und anderes mehr. Die benachbarte Johann-Schmid-Schule hat in dem Gebäude ihre Mittagsbetreuung und nutzt die dazu gehörige Mehrzweckhalle. Rathauschef Böck sagte, das Gebäude könne man nicht einfach dichtmachen. Das sei keine echte Alternative zur Millionen-Investition. "Uns bleibt nichts anderes übrig."

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Ganz überraschend kommt die Sanierung nicht. Bereits 2019 hatten sich Fachleute vom Bauamt wegen eines angepeilten Umbaus der elektronischen Schießstände das Gebäude genauer angesehen und waren dabei auf erhebliche Mängel gestoßen. Es zeigte sich, dass sich seit der bisher letzten Baugenehmigung im Jahr 1990 viel verändert hat. Teile des Gebäudes seien gar nicht Bestandteil der Genehmigung und Räume würden heute anders genutzt, heißt es aus dem Bauamt. Das Landratsamt pochte deshalb auf ein neues baurechtliches Genehmigungsverfahren.

2020 richtete man im Rathaus eine Arbeitsgruppe dazu ein und fing mit Planungen an. Doch wegen knapper Finanzen und der Corona-Pandemie geriet das Thema vorübergehend aus dem Fokus. Anderes war dringlicher und an ein Starkbierfest dachte kein Mensch. Doch als das Landratsamt erklärte, die Sondergenehmigung 2023 fürs Starkbierfest sei eine einmalige Sache, rückte das Thema wieder in den Vordergrund. Nun liegt eine erste Planung vor mit Kostenabschätzung. Von Juni 2024 an sollen die auf acht Monate anberaumten Arbeiten anlaufen.

Von SV-Präsidentin Weinzierl gibt es sogleich Protest

Was das Rathaus schon längere vor Augen hatte, kommt für die Vereine und die sonst von den Umbauten Betroffenen dennoch überraschend. Bürgermeister Böck bittet dafür um Verständnis. Es wäre voreilig gewesen, diese notwendigen Gespräche und Abstimmungen anzugehen, bevor die Stadträte erklärt hätten, überhaupt die Brandschutzsanierung anzugehen, so Böck. Wie notwendig Gespräche mit den Vereinen sind, zeigte sich, als Stadträtin Brigitte Weinzierl (CSU), die zugleich Präsidentin des SV Lohhof ist, protestierte, weil nach den bisherigen Planungen eine Küche im ersten Stock weitgehend rückgebaut werden soll. Ohne diese Küche, sagte sie, seien Schulungen nicht mehr möglich. Zudem sei das Inventar Vereinseigentum, das könne man nicht einfach rausreißen. Das Bauamt sagte zu, mit Fingerspitzengefühl vorzugehen.

Konkret bestehen in dem Haus laut Bauamt folgende Mängel: Die beiden Treppenhäuser können im Ernstfall nicht entraucht werden, Brandschutztüren müssen erneuert werden, auch die Brandmeldeanlage und die Sicherheitsbeleuchtung sind nicht auf dem neuesten Stand. Nicht zuletzt ist an einigen Stellen eine Schadstoffsanierung nötig. So stecken in Fußböden teilweise Materialien, die entsorgt werden müssen.

Bei all den Arbeiten, die quer durchs Gebäude anstehen, fragten sich die Grünen im Bauausschuss, ob man nicht gleich eine umfassendere Sanierung angehen sollte. Jürgen Radtke fand, es könnte lohnend sein, sich auch über eine energetische Ertüchtigung und die Heizanlage Gedanken zu machen. Doch da grätschte Bürgermeister Böck rein: Er warnte vor unabsehbaren Kosten, man würde bei dem Projekt in eine ganz andere Größenordnung vorstoßen. "Es geht um eine reine Brandschutzsanierung." Martin Reichart (Freie Bürgerschaft) sagte, eine energetische Betrachtung des Hauses ergebe "überhaupt keinen Sinn". Das Gebäude werde nicht durchgehend genutzt und deshalb auch nicht auf einer konstanten Innentemperatur beheizt. Bauamtschef Christian Karger versicherte: "Wir greifen nicht in die Haustechnik ein."

Bis Oktober soll die Planung vertieft werden, dann sollen auch die Kosten genauer beziffert werden. Auch das Ausmaß der Schadstoffsanierung will man bis dahin genauer einschätzen. Ein Puffer für eine Kostensteigerung ist laut Rathaus in den 2,6 Millionen Euro bisher nicht vorgesehen. Mit der Aufsichtsbehörde im Landratsamt will die Stadt erreichen, dass durch vorgezogene Maßnahmen Veranstaltungen in der Mehrzweckhalle wie das Starkbierfest im kommenden Jahr 2024 genehmigt werden können.

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