Bürgerversammlung:Unterschleißheim wegen Flüchtlingen unter Druck

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Rechenschaftsbericht: Bürgermeister Christoph Böck bei der Bürgerversammlung 2021. (Foto: Florian Peljak)

Die Stadt erfüllt nur 60 Prozent ihrer Quote. Bürgermeister Böck schließt dennoch eine Erweiterung bestehender Unterkünfte aus.

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim

Das Unterschleißheimer Rathaus sucht mit Nachdruck nach einem Standort für eine weitere Flüchtlingsunterkunft. Drei mögliche wurden bisher verworfen. Auch, weil Ärger mit Anwohnern befürchtet wird. Bürgermeister Christoph Böck (SPD) erklärte am Donnerstagabend bei der Bürgerversammlung im Festsaal des Bürgerhauses auf Anfrage, dass der Stadtrat einer weiteren Unterkunft im Bereich der Siemensstraße und Carl-von-Linde-Straße eine Absage erklärt habe. Auch sei an keine Erweiterung der Unterkunft an der Nördlichen Ingolstädter Straße gedacht. Die Stadt muss laut einer Landkreisquote insgesamt 820 Geflüchtete unterbringen, stellt aber derzeit nur Platz für 497 Menschen zur Verfügung - also etwa 60 Prozent.

Auf der Bürgerversammlung, die im Saal etwa 70 Personen verfolgten und bei der online im Livestream in der Spitze gut weitere 60 Zuhörer teilnahmen, räumte Böck "dringenden Handlungsbedarf" ein. Zugleich versicherte er, der Stadtrat arbeite an einer verträglichen Lösung. Sylvia Konrad, eine Anwohnerin an der Siemensstraße, klagte über Belastungen durch die bestehenden drei Unterkünfte. Es komme zu Ruhestörungen, Polizeieinsätzen und auch Angriffen auf Polizisten.

Vergangenen Montag hat der Bauausschuss mit einer Veränderungssperre Erweiterungen der bestehenden größeren Unterkünfte einen Riegel vorgeschoben. Anfang des Jahres hatte der Stadtrat bereits das Angebot der Rock Capital Group GmbH aus Grünwald ausgeschlagen, Geflüchtete in einem Bürogebäude an der Le-Crès-Brücke einzuquartieren. Auch dort sah man Konfliktpotenzial. Insgesamt aber läuft die Unterbringung laut Böck viel besser als 2016. Damals sei die Situation in der Turnhalle der Fachoberschule nicht optimal gewesen.

Die Zahl der Einwohner überspringt die 30000er-Marke

Zweimal kam in der Bürgerversammlung Applaus auf: Als Böck betonte, wie wichtig der Zusammenhalt in der Bürgerschaft sei, und als er den neuen NS-Gedenkort für die Zwangsarbeiter in der Flachsröste Lohhof ansprach und sagte er, es gelte, "Hass und Hetze auch in der heutigen Zeit in Unterschleißheim, keine Chance zu geben". Tatsächlich wächst Unterschleißheim vor allem wegen Zuzugs aus dem Ausland: Ende 2023 lebten 8371 Bürger ohne deutsche Staatsbürgerschaft in der Kommune, bei 30 271 Menschen mit Erstwohnsitz. Der Anteil der nicht deutschen Einwohner hat sich damit innerhalb von zehn Jahren in etwa verdoppelt. Grund für die Zuwanderung ist laut Böck der Arbeitskräftebedarf. Die meisten Bürger ohne deutschen Pass kämen aus Rumänien und Kroatien.

Die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine führte Böck zufolge zudem dazu, dass die Stadt 2023 die 30000er-Marke übersprang. Der Bürgermeister geht davon aus, dass deswegen bei der Kommunalwahl 2026 der Stadtrat von 30 auf 40 Mitglieder anwachsen wird.

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