Cannabis:Kiffen für Anfänger

Lesezeit: 2 min

Auch wenn das Rauchen von Joints jetzt grundsätzlich erlaubt ist, drohen in bestimmten Fällen empfindliche Strafen. (Foto: Annette Riedl/dpa)

Nach der Teillegalisierung von Cannabis ist vielen immer noch unklar, was erlaubt ist und was nicht. Im Unterschleißheimer Jugendtreff Gleis 1 klären Expertinnen auf - über die Rechtslage, aber auch über die Gefahren des Drogenkonsums.

Von Carla Augustin, Unterschleißheim

Der Veranstaltungsraum im Gleis 1 in Unterschleißheim ist spärlich besucht. Dabei geht es um ein Thema, welches besonders in Bayern polarisiert und gerade bei jungen Erwachsenen nicht erst seit dem 1. April kontrovers diskutiert wird: Es geht um die Teillegalisierung von Marihuana. Dana Shano, Suchtpräventionsbeauftragte des Kreisjugendrings München-Land, und Judith Roßmeißl von der Jugendsuchtberatungsstelle Easy-Contact wollen über das Thema aufklären. Es geht nicht um Meinungen zur Drogenpolitik, sondern vor allem um die Rechtslage: Was darf man und was nicht? Wie hoch sind die Strafen? Was gilt ab wann und für wen?

"Es gab sehr viele Fragen zur Teillegalisierung", sagt Roßmeißl. Wichtig sei zu verstehen, worum es bei dem Gesetz gehe. "Die Lebensrealität der Menschen in Deutschland hat nicht mehr zur Gesetzeslage gepasst", erklärt Shano. Laut einer Studie habe circa die Hälfte aller jungen Erwachsenen schon einmal Cannabis konsumiert.

Emilio Emiliano und Caro Mattner vom Jugendparlament Unterschleißheim sitzen im Zuschauerraum. "Wir haben uns über das Thema informieren wollen und nehmen das jetzt auch in die Sitzung mit", erklären sie. Denn Aufklärung über das Thema sei wichtig. Mattner sagt: "Ich wusste von den Gesetzen noch überhaupt nichts, und das wurde auch im Unterricht nicht besprochen." Dabei sei es vor allem unter Heranwachsenden ein großes Thema.

Shano erklärt die Mengenbegrenzungen für Cannabis und die vorgesehenen Bußgelder. Letztere habe Bayern schon festgelegt und relativ hoch angesetzt. Der Konsum in Gegenwart Minderjähriger koste bis zu 1000 Euro. Auf Nachfrage aus dem Publikum sagt sie: "Das Ziel der Polizei ist ja der Schutz Minderjähriger und nicht, möglichst vielen Leuten 1000 Euro aufzubrummen. Glaube ich. Hoffe ich." Auf der mit Daten von Open-Street-Map erstellten "Bubatzkarte" zeigt Shano die Verbotszonen für den Konsum. München ist fast ganz rot eingefärbt. Doch auch rund um das Gleis 1 ist eine Sperrzone vermerkt. Sie rechne damit, dass in Bayern noch viele Verbotszonen dazu kommen werden, gerade in den Städten.

Die Jugendlichen, die zu der Veranstaltung gekommen sind, interessiert vor allem, wie der Konsum von Cannabis im Straßenverkehr geregelt ist. Der Grenzwert liegt hier laut Shano bei 1,0 Nanogramm des Wirkstoffes im Blut, also eine sehr niedrig angesetzte Menge, die auch noch ein paar Tage nach dem Konsum im Blut sein könnte. Das sei etwas, auf das vor allem auch Fahranfänger achten müssten. Sei ein Test bei ihnen positiv, könnte unter anderem eine Medizinisch-psychologische Untersuchung oder eine Verlängerung der Probezeit angeordnet werden. Am Steuer gelte "null Toleranz", sagt Shano. Doch nicht nur im Auto. Auch Nutzer von E-Rollern oder Fahrradfahrer würden kontrolliert.

Roßmeißl stellt das Angebot von Easy-Contact vor, eine Anlaufstelle des Vereins Condrobs für Menschen zwischen zehn und 21 Jahren aus Stadt und Landkreis München sowie deren Angehörige. Dort kann man sich Hilfe holen, auch anonym. Für die Sozialpädagogen gelte die Schweigepflicht. "Die Sicherheit der jungen Menschen steht ganz zentral im Vordergrund." Präventionsarbeit gehört da auch dazu.

"Sobald man es als Bewältigungsstrategie nutzt, wird es problematisch"

Sie lässt die Zuhörer Zitate von Klienten zu deren Cannabiskonsum einordnen. Eine Jugendliche sagt: "Sobald man es als Bewältigungsstrategie nutzt, wird es problematisch." Eine Sucht liege nicht erst vor, wenn eine Person mit einer Heroinspritze auf der Straße liege, erklärt Roßmeißl. "Sucht hat viele unterschiedliche Gesichter." Das gelte jedoch auch andersherum: Nicht alles, was problematisch sei, sei gleich eine Sucht.

Roßmeißl gibt zum Abschluss Tipps zum Umgang mit Cannabis und Drogen allgemein. Was bei Caro und Emilio besonders hängen bleibt: dass in Notsituationen wie einer Überdosis nicht zwingend direkt auch die Polizei benachrichtigt wird. "Auch bei Schamgefühl: Holt euch trotzdem Hilfe", empfiehlt Roßmeißl.

Am Mittwoch, 24. April, findet online eine Veranstaltung zu dem Thema für Erwachsene ab 27 Jahren statt. Das Gleis 1 bittet um Anmeldung unter info@gleis-1.de .

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMünchner Norden
:Ohne Moos kein Klimaschutz

Die Trockenlegung großer Feuchtflächen im Münchner Norden hat dazu geführt, dass das im Boden gespeicherte CO₂ freigesetzt wird. Als Moor-Managerin der Unteren Naturschutzbehörde will Christa Zeitlmann deshalb die Wiedervernässung vorantreiben.

Von Bernhard Lohr

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: