Unternehmer:Brautkleid bleibt Brautkleid

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Zweite Bürgermeisterin Katharina Dworzak begrüßte an die hundert Gäste beim ersten Unternehmerempfang in Haar. (Foto: Claus Schunk)

Zum Haarer Empfang kommen Vertreter großer Firmen und des Klinikums. Aber auch Geschäftsleute wie Peter Vollmer, der seine Hochzeitsmode statt im Ruffini-Haus jetzt an der Wasserburger Straße verkauft

Von Bernhard Lohr, Haar

Peter Vollmer residierte unter einer Topadresse. Im Ruffinihaus half er jungen Paaren bei den Vorbereitungen auf den schönsten Tag ihres Lebens. Doch irgendwann ergriff er mit seinem Brautmode-Laden die Flucht. Raus aus dem Münchner Zentrum nahe dem Marienplatz. Raus nach Haar an die Wasserburger Straße. Vollmer lobte beim Unternehmer-Empfang der Gemeinde am Mittwochabend seinen neuen Standort: niedrigere Steuern, niedrigere Ladenmiete - und gut erreichbar mit dem Auto. Wer wolle schon ein teures Brautkleid mit der S-Bahn abholen?

Das erste Mal seit vielen Jahren hat das Haarer Rathaus einen Neujahrsempfang für die lokale Wirtschaft ausgerichtet. Im Bildungszentrum "Poststadel" nutzten an die hundert Männer und Frauen die Gelegenheit, sich über die Gemeinde zu informieren. Vor allem knüpften sie im Gespräch am Bistrotisch Kontakte. Der Geschäftsführer des Isar-Amper-Klinikums, Franz Podechtl, war ebenso da wie Bernd Hartlage, General Counsel in der Hauptverwaltung der Danone GmbH, der Niederlassung für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Etwa 250 Beschäftigte zählt Danone in Haar-Eglfing. "Wir sind natürlich zufrieden", sagte Hartlage, und schob nach, dass es schön wäre, wenn der Bahnhofsumbau mal fertig werden würde.

Die gute Verkehrsanbindung von Haar, ob mit dem Auto oder per Bahn, war immer wieder Thema. Doch das alleine reicht nicht. Die Gemeinde will stärker um Unternehmen werben und - wie in dem kürzlich vorgelegten Gewerbeentwicklungsplan empfohlen - die schon am Ort ansässigen direkter ansprechen. Zweite Bürgermeisterin Katharina Dworzak (SPD) stellte in ihrer Rede die Leistung der Wirtschaftsförderung vor und ermunterte die Anwesenden, sich bei Problemen ans Rathaus zu wenden. An zwei Stellwänden im Saal konnte jeder mit Aufklebern markieren, wo das Breitband- und wo das Mobilfunknetz Lücken aufweist. Es blieb bei wenigen Punkten, etwa in der Rechnerstraße.

1973 Firmen gibt es in Haar. Nur relativ wenige tragen zum Gewerbesteueraufkommen bei, das für dieses Jahr auf 19,5 Millionen Euro taxiert wird. Und Dworzak sprach auch an, dass mit dem US-Pharmakonzern MSD 2021 eines der großen Unternehmen Haar verlassen wird. Mit neuen, attraktiven Gewerbeflächen will das Rathaus neue Firmen gewinnen. Laut Dworzak ist denkbar, dafür im Sportpark einen Baseballplatz zu verlegen, an der Blumenstraße sei man recht weit, für Kleingewerbe eine Fläche anzubieten. Mittel- bis langfristig könnte es an der Peter-Henlein-Straße nahe dem Bahnhof attraktive Flächen geben.

Die Interessen der Geschäftsleute und Unternehmer möchte derweil Andreas Bukowski deutlicher zur Sprache bringen. Der neue Vorsitzende des reaktivierten Gewerbeverbands Haar-Trudering verteilte am Mittwochabend fleißig Visitenkarten. Interessenten, die dem Verband beitreten wollen, traf er einige. Andreas Schwarcz hat einen Malerbetrieb in Haar und schon Kontakt aufgenommen zum Verband. Er sei sehr interessiert am Austausch, sagte er. Die Zeit sei reif für so einen Empfang - und einen aktiven Gewerbeverband.

© SZ vom 08.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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