Unterhaching:Tief verwurzelter Eindringling

Lesezeit: 3 min

Der Japanische Staudenknöterich fühlt sich im Landschaftspark sichtlich wohl und droht den Magerrasen zu verdrängen. (Foto: Claus Schunk)

Der Japanische Staudenknöterich breitet sich im Landschaftspark Hachinger Tal aus und bedroht womöglich heimische Arten. Der Gartenbauverein Unterhaching will ihm jetzt zu Leibe rücken, doch das ist gar nicht so einfach.

Von Jana Treffler, Unterhaching

Nicht nur kürzlich eingeführte Tierarten wie der Asiatische Laubholzbockkäfer mischen momentan die Flora im Landkreis auf. Auch einige importierte Pflanzen, sogenannte Neophyten, bereiten Naturschützern und Hobbygärtnern Kopfzerbrechen. Dabei sind andere ursprünglich ebenfalls nicht hier heimische Arten längst fester Bestandteil unseres Speiseplans und aus den Gärten nicht mehr wegzudenken.

Der Gartenbauverein Unterhaching sorgt sich momentan um den Landschaftspark Hachinger Tal. Dort macht sich seit einiger Zeit der Japanische Staudenknöterich breit, eine Pflanze, die im 19. Jahrhundert aus Ostasien als Zierpflanze eingeführt wurde und die wegen ihres tief greifenden Wurzelsystems sehr schwer zu beseitigen ist. Wenn der Knöterich auch durch mühsames Ausgraben der Wurzelstöcke und unerbittliches Mähen nicht von der Stelle weicht, muss mit Baggern gegen den Exoten vorgegangen werden.

Die meisten neuen Arten bereiten keine Probleme

Ein Szenario, das man sich im Landschaftspark lieber nicht vorstellen möchte. Die dortigen Streuobstwiesen mit Magerrasen sind die Heimat bedrohter Tier- und Pflanzenarten, bieten aber auch den perfekten Lebensraum für den konkurrenzstarken Knöterich, der dort bereits in mehreren Inseln von bis zu vier Metern Durchmesser wächst. Ein Maß, das er auch in der Höhe erreicht.

Der Knöterich gehört wie auch der Riesen-Bärenklau und das Beifußblättrige Taubenkraut, besser bekannt als Ambrosia, zu den "invasiven Arten". Das sind Neophyten, die heimische Pflanzen verdrängen und sich durch den Mangel an natürlichen Feinden sehr schnell verbreiten. Im Fall des Riesen-Bärenklaus und der Ambrosia kommen auch noch gesundheitsgefährdende Eigenschaften hinzu. Der Pflanzensaft des Bärenklaus, eine bis zu vier Meter große Staude mit langen Stängeln und riesigen Blättern und Blüten, kann in Verbindung mit dem Sonnenlicht zu schmerzhaften Verbrennungen führen. Über die Ambrosia werden vor allem Allergiker fluchen: Sie blüht von Juni bis Oktober und löst damit direkt die Gräser ab. Niesen und Schniefen sind den ganzen Sommer lang garantiert.

Riesen-Bärenklau hat gesundheitsgefährdende Eigenschaften. (Foto: Johannes Simon)

"Augen offen halten, ausreißen und mitnehmen"

Doch nicht alles, was sich Neophyt schimpft, ist eine Bedrohung für Natur und Gesundheit. Alle Pflanzen, die nach der Entdeckung Amerikas, also nach 1492, eingeführt wurden, ob beabsichtigt als Zier- oder Nutzpflanze oder unbeabsichtigt durch Saatgutverschleppung, sind Neophyten. Die Tomate, die gute deutsche Kartoffel und beliebte Gartenpflanzen wie Aster oder Sommerflieder sind alles keine heimischen Arten, sondern Neophyten.

Die Mehrzahl dieser Neuankömmlinge gliedert sich problemlos in die hiesige Vegetation ein, findet also ihr Plätzchen, ohne anderen zu Leibe zu rücken. Was gegen die problematischen zehn Prozent der eingebürgerten Arten getan werden kann, erklärt die Landwirtschaftsarchitektin und Kreisfachberaterin am Landratsamt Freising, Elisabeth Lex-Wagner: "Augen offen halten, ausreißen, mitnehmen." Das gilt für viele der Neophyten, aber nicht für den giftigen Riesen-Bärenklau, für dessen Beseitigung Schutzkleidung nötig ist.

Zum Ausreißen von Ambrosia-Pflanzen sollte man Handschuhe tragen. (Foto: dpa)

Kartierung der vorhandenen Neophyten ist wichtig

Das Mitnehmen der ausgerissenen Pflanzen ist entscheidend, um Neuverwurzelung und Samenflug zu unterbinden. Oft wachsen die kritischen Arten in Ufergebieten, etwa am Hachinger Bach, und verbreiten sich auch über die Wasserläufe. So zum Beispiel das Indische Springkraut. Die Pflanze führt zur Erosion der Ufer, weshalb eine weitere Verbreitung unbedingt verhindert werden sollte. Im Landschaftspark wird der Gartenbauverein Unterhaching jetzt gegen den Knöterich aktiv werden. Zunächst will Vorsitzender Werner Reindl eine Bestandsaufnahme machen.

Indisches Springkraut. (Foto: Bauersachs Peter)

Expertin Lex-Wagner begrüßt diesen Vorschlag. Eine Kartierung der vorhandenen Neophyten erlaube es, schnell einzugreifen, sagt sie. Das ist wichtig, denn in der Frühphase der Verbreitung sind die Erfolgschancen am größten. Es bestehe allerdings kein Grund zur Panik, sagt der Vorsitzende des Kreisverbands München für Gartenbau und Landespflege, Rainer Schäfers. Er sieht die Neophyten im Landkreis nicht als akute Bedrohung. Schließlich gebe es ja auch eine Meldepflicht für bestimmte Arten.

Mit dieser Meinung steht Schäfers jedoch relativ alleine da, denn auch die Gemeinde Unterhaching ist alarmiert. Das Umweltamt hat den Japanischen Knöterich bereits seit Jahren auf dem Radar und wollte auch schon mit chemischen Mitteln gegen den Eindringling vorgehen. Das Landratsamt verwehrte den drastischen Eingriff in das Erholungsgebiet, also bleiben nur die natürlichen Methoden, das heißt häufiges Mähen und Abdecken mit Folien. Gerade das schadet wiederum dem besonderen Magerrasen des Landschaftsparks, doch der Ernst der Lage erfordert hier eine Konzeptänderung und vor allem einen langen Atem.

© SZ vom 05.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Nach dem Urlaub sprießen Kreuzkraut und Co.
:Im Garten blüht Gefahr

Giftige Pflanzen haben sich im Landkreis ausgebreitet. Die Bekämpfung ist schwierig

Von Barbara Briessmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: