Unterhaching:Missbrauchsverdacht gegen Ehrenbürger

Ein schwerer Verdacht lastet seit der Gemeinderatssitzung am Mittwochabend über dem Unterhachinger Rathaus. (Foto: Angelika Bardehle)

Ein ehemaliger Pfadfinder beschuldigt den mittlerweile verstorbenen zweiten Bürgermeister der Gemeinde.

Ein Ehrenbürger der Gemeinde Unterhaching und ehemaliger CSU-Kommunalpolitiker steht im Verdacht des sexuellen Missbrauchs von Jugendlichen. Ein offenkundiges Opfer erhob am Mittwochabend in öffentlicher Sitzung des Gemeinderats schwere Vorwürfe. Während der Bürgeranfragen schilderte der Mann äußerst emotional, was ihm Anfang der 70er-Jahre durch ein führendes Mitglied der Unterhachinger Pfadfinder widerfahren sei. Der Beschuldigte, ehemals auch Schuldirektor, CSU-Gemeinderat und zweiter Bürgermeister der Gemeinde, ist seit 2005 tot. Über den sexuellen Missbrauch hatte der Betroffene zuvor bereits Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) und die Fraktionsvorsitzenden informiert.

Im Unterhachinger Rathaus war am Donnerstag niemand für eine offizielle Stellungnahme zu den Anschuldigungen zu erreichen. Rathaussprecher Simon Hötzl erklärte aber, man werde das "schwierige und sehr wichtige Thema" in der nächsten Sitzung besprechen. "Es muss sehr, sehr sorgfältig aufgearbeitet werden", sagte Hötzl der SZ. Die Gemeinde muss sich mit den Vorwürfen gegen den ehemaligen Lokalpolitiker auch deshalb beschäftigen, weil sie ihm im Jahr 1980 die Ehrennadel in Gold verliehen hatte und nun möglicherweise über einen nachträglichen Entzug der Auszeichnung nachdenken muss. Außerdem trägt eine örtliche Stiftung, die von der Gemeinde verwaltet wird, seinen Namen.

Die Pfadfinder hatten erstmals im April 2021 Informationen über eine mögliche Grenzverletzung in den 70er-Jahren erhalten und daraufhin über ihre Homepage einen Aufruf an mögliche weitere Betroffene gestartet.

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