Unterhaching:Unterricht statt Kinderarbeit

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Melanie Schillinger stellt den Schülerinnen und Schülern die Arbeit des Vereins Zeltschule vor. (Foto: Claus Schunk)

Ganztagsschüler des Lise-Meitner-Gymnasiums laden zu Kaffee und Kuchen in die Mensa, um Spenden für den Verein Zeltschule zu sammeln. Der kämpft in Syrien und Libanon mit vielen Problemen.

Von Hannah Wilholt, Unterhaching

Viele kennen das Lise-Meitner-Gymnasium als Goethe-Gesamtschule aus den "Fack ju Göhte"-Filmen. Doch das Unterhachinger Gymnasium kann noch viel mehr, als Drehort sein, wie die Schülerinnen und Schüler der offenen Ganztagesschule beweisen. Am Freitag, 12. Mai, zwischen 13 und 17 Uhr veranstalten sie in der schuleigenen Mensa ein Spendencafé für den Verein Zeltschule. Seit sieben Jahren bemüht sich der Verein um die Bildung von syrischen Geflüchteten in insgesamt 59 Schulen in Zeltstädten hauptsächlich in Libanon. Welche Arbeit dort geleistet wird und was dabei das Wichtigste ist, erklärte Melanie Schillinger, stellvertretende Vorsitzende des Vorstands, den Unterhachinger Schülerinnen und Schülern vergangenen Donnerstag.

Die syrischen Kinder erst einmal in die Zeltschulen zu bekommen, ist die essenziellste Aufgabe des Vereins, die sich nicht so leicht gestaltet, wie man sich das vorstellt. Da die syrischen Eltern in Libanon, wo mehr als 20 Prozent der Einwohner Geflüchtete sind, keine Arbeitserlaubnis erhalten können, "ist Kinderarbeit das einzige Schlupfloch, das der Libanon den Familien lässt", wie Schillinger erzählt. Das Einkommen von zwei US-Dollar, das die Kinder in Zehn- bis Zwölf-Stunden-Schichten täglich verdienen, muss die Zeltschule ausgleichen.

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Deshalb versorgen sie die Familien mit Nahrung, Wasser, Medikamenten und Hygieneartikeln. Weil es in den Camps keinen Strom gibt, ist es wichtig, dass die Lebensmittel auch ungekühlt lange haltbar sind und auf Gaskochern, die in jedem Zelt stehen, zubereitet werden können. Neben Strom fehlt auch fließendes Wasser, weshalb der Verein pro Woche insgesamt 600 000 Liter ausliefert - jede Familie erhält 250 Liter für eine ganze Woche. Zum Vergleich: In Deutschland beträgt der tägliche Pro-Kopf-Verbrauch knapp 130 Liter.

Acht Millionen Syrerinnen und Syrer haben durch den Bürgerkrieg zwar ihr Zuhause verloren, aber nie ihr Land verlassen. Für diese Binnenflüchtlinge hatte der Verein Zeltschule neun Lager mit jeweils einer Schule errichtet, die alle durch das Erdbeben im Februar zerstört wurden. "Deswegen sind wir auch sehr froh, dass ihr nächsten Freitag für uns Spenden sammelt", ermutigt Schillinger die Kinder.

Was für die syrischen Kinder Alltag ist, stellt für die Unterhachinger Schülerinnen und Schüler eine völlig unvorstellbare Lebenssituation dar. "Weil wir in einem friedlichen Land leben, wissen wir nicht, wie es ist, sein Zuhause zu verlieren", stellt der elfjährige Oscar Liang fest, der eines der circa 30 Kinder ist, die an dem Projekt mitarbeiten.

Das Spendencafé wird schon seit Jahren veranstaltet, dass der Erlös dem Verein Zeltschule zugute kommt, haben die Betreuerinnen der offenen Ganztagsschule entschieden. Die Schülerinnen und Schüler der fünften bis siebten Jahrgangsstufe haben sich um die Werbung gekümmert und werden die Gäste des Cafés bedienen. Zu selbstgebackenem Kuchen, Ratsch und Tratsch sind alle eingeladen - "auch wildfremde Leute", wie der zwölfjährige Maximilian Zubenko betont. "Wir hoffen auf möglichst viele Gäste und Spenden."

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