Fasching:Hase, Löwe, Panzer

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Und dann rollt der Panzer auf den Platz: Unterhaching feiert tierisch und erlebt eine Polit-Aktion.

Von Konstantin Kaip, Unterhaching/Hohenbrunn

Man muss nicht immer viel Geld oder Mühe in ein Faschingskostüm investieren. Sonja Primessnig reichen ein paar alte Zeitungen. Aus denen hat sie einzelne Artikel ausgeschnitten, die sie sich auf ihre Skihose und Jacke geklebt hat. Dazu eine schwarz-silberne Perücke, und schon war sie fertig. Die Idee stamme von ihrer Mutter, die vor langer Zeit einmal im Fasching Zeitungsartikel auf einem Cocktailkleid getragen habe, sagt die 58-Jährige am Sonntagmittag auf dem Unterhachinger Rathausplatz.

Mit ihrem Kostüm sticht sie heraus aus der bunten Menge, die sie umgibt. Neben den üblichen Perücken, Masken und Kopfbedeckungen sieht man dort auch zahlreiche Erwachsene in Ganzkörpertierkostümen. Zum Beispiel Horst und Renate Mertes. Der 76-Jährige trägt ein weißes Hasenkostüm, dessen linkes Ohr ihm in die Stirn hängt, seine 65-jährige Frau ist als Löwe verkleidet. "Wir wechseln die Kostüme immer wieder", sagt Renate Mertes. "Zuhause haben wir auch noch einen Frosch." Am Glühweinstand watschelt unterdessen eine Pinguinfamilie vorbei: vier Leute im gleichen Kostüm. Eine von ihnen ist Steffi Schulze, die anderen sind ihr Mann, ihre Schwester und deren Freund. Sie hätten die Kostüme im Kaufhaus gekauft und trügen sie heute zum ersten Mal, erzählt Schulze unter dem Schnabel auf ihrer Stirn. "Ich bin Düsseldorfer", sagt ihr Mann Thimo, "und muss ja ein bisschen Kultur nach Bayern tragen."

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(Foto: Claus Schunk)

In Unterhaching macht die Gleisenia-Garde Stimmung.

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(Foto: Claus Schunk)

Fröhichkeit versprühten nicht nur die Clowns.

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(Foto: Claus Schunk)

Mutter Erdbeer mit Kind.

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(Foto: Claus Schunk)

Ein Schlumpf ist ebenfalls unterwegs.

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(Foto: Claus Schunk)

In Hohenbrunn reiht sich Bürgermeister Johann Straßmair als Bauarbeiter in die Reihe der Feiernden ein.

Am Stand des SPD-Ortsvereins verteilt Gemeinderätin Karin Radl mit ihren Genossen kostenlose Krapfen, alle tragen rote Hüte. Auf der Bühne spielt die Band "Flash-Dance" gefällige Rock-Klassiker, zu denen die Sieben Zwerge mit einem mexikanischen Banditen unter einem Heizstrahler tanzen.

Und dann rollt der Panzer auf den Platz. Das martialische mit einem Tarnnetz verhangene Gefährt ist zum Glück nur aus Pappe, wie seine Kanone, auf der "Kein Panzer mehr in Haching" steht. Gebaut hat das Kriegsgerät Tom Gutbrod, der bei der Kommunalwahl für "Die Partei" antreten wollte, aber aufgrund der Regularien nicht durfte. Es ist ein Protest gegen Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD). "Fasching muss politisch sein", sagt Gutbrods Begleiterin Yvonne Bindl und zeigt auf die Schilder, die die "Verbrechen" aus Panzers Amtszeit auflisten: "30 Prozent höhere Gebühren für Kinderbetreuung" zum Beispiel. "Eine unsaubere Argumentation", findet die stellvertretende Landrätin Annette Ganssmüller-Maluche (SPD), die sich zu Gutbrod gesellt. Schließlich seien das Entscheidungen des Gemeinderats.

Auf der Bühne geht es später mit den drei Garden der Faschingsgesellschaft Gleisenia weiter, die nacheinander auftreten. Der Sonntag gehört dann ganz unpolitisch dem Spaß und den Kostümen, ob originell oder nicht. Auch in Hohenbrunn übrigens, wo das Faschingstreiben in diesem Jahr erstmals am Sonntag stattfand.

© SZ vom 16.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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