Unsere Woche:Retter in letzter Minute

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Richard Martin und Sabina Lachowski von der Parfümerie Wiedermann. (Foto: Claus Schunk)

Kurz vor Heiligabend geht es rund in der Parfümerie Wiedemann

Von Claudia Wessel, Grünwald

"Sehr aufregend" wird diese Woche laut Richard Martin, seit elf Jahren Verkäufer in der Grünwalder Filiale der Parfümerie Wiedemann, wo er gemeinsam mit Sabina Lachowski () und weiteren Kolleginnen die letzten Tage vor dem Heiligen Abend quasi als Geschenkeberater tätig ist. "Aber aufregend eher für die Herren", ergänzt er, "die kommen nämlich in letzter Minute. Keiner weiß, dass am 24. Dezember Weihnachten ist", sagt der Duft-Spezialist und lacht.

Doch Martin und Lachowski sind vorbereitet auf Last-Minute-Kunden. Damit diese das passende Geschenk finden, lautet die erste Frage der Verkäufer: Was für ein Typ ist der oder die zu Beschenkende? Sabina Lachowski etwa will von ihren Kunden über deren Herzdame wissen: Ist sie eher sportlich und zurückhaltend? Dann möchte sie wahrscheinlich lieber einen leichten Duft. Oder ist sie eine, die gerne auffallen möchte, die man schon von weitem erschnuppern soll und die einen Duft hinterlassen will? Eine, die nicht vergessen werden will? Im letzteren Falle wird Lachowski einen schweren Duft aus den Regalen zücken.

Für den Laien verrät sie: "Je heller der Flakon, desto leichter der Duft." Doch "sportlich" oder "gerne im Rampenlicht" sind noch nicht die einzigen Kategorien, in die eine Dame passen kann. Da wäre noch die "pudrige" Dame. "Sie sucht Harmonie und innere Ruhe, strahlt auch nach außen Ruhe aus", weiß die Verkäuferin. Ein pudriger Duft, so Lachowski, "bringt einen runter". Das liebten die Damen dieses Typs.

Ja, die Männer müssen schon noch einiges leisten beim letzten Einkauf vor der Bescherung. Doch auch Frauen, die noch kurz vor Schluss in dem Geschäft in der Schlosspassage auftauchen, sollten etwas über den Mann wissen, der beschenkt wird. Angenommen Mama sucht ein Eau de toilette für ihren Sohn, 25, aktiv und sportlich. "Dann braucht er einen etwas verspielten Duft", so Martin. "Aber nicht zu sehr, da er über die Pubertät hinaus ist." Für Männer sei auch die Flakonform enorm wichtig, betont Martin. "Die muss in der Hand liegen, nicht so viel Geschnörkel haben." Für einen distinguierten Senior über 70 mit grauem Haar greift Martin ins Regal der teuersten Fläschchen und zieht einen Herrenduft hervor, den auch schon Napoleon III. benutzt haben soll. Die Marke existiert seit 1760, der Preis liegt bei etwa 188 Euro - "mit ein bisschen Luft nach oben".

Nach einer finanziellen Obergrenze aber fragen die Verkäufer ihre Kunden niemals. Kann ja schließlich sein, dass sich jemand so betören lässt, dass der Preis keine Rolle mehr spielt. Und einem solchen Glücksgefühl möchte man hier nicht im Wege stehen.

© SZ vom 17.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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